Bad Mergentheim. Schon im Gespräch mit Kreisbau-Geschäftsführer Steffen Dörr wurde klar, dass sich Gegenwart und Zukunft der Wohnungsbaugenossenschaft nicht völlig trennscharf voneinander abgrenzen lassen. Projekte, die aktuell schon laufen, beschäftigen die Kreisbau ebenso wie Planungen, die derzeit für die Zukunft anlaufen.
Ein großer Aufgabenbereich sind daher die Bestandsbauten. Nachverdichtungen in Form kleiner Wohneinheiten, wie beispielsweise der sogenannten „Tiny houses“, zur Abmilderung möglicher Steigerungen bei der Grundsteuer gehören ebenso hierzu wie energetische Sanierungen der oft schon vor längerer Zeit erbauten Objekte.
Es sollen auch wieder Kapazitäten für Neubauten frei werden. Diese werden nach Schilderungen Dörrs wohl eher in den größeren Kommunen des Main-Tauber-Kreises verwirklicht werden. Im Gegenzug schließt der Geschäftsführer Bauvorhaben in Städten abseits des bisherigen Tätigkeitsgebiets nicht aus. Die Augen hält Dörr auch hier stets offen. Gut möglich also, dass auch in Lauda oder Tauberbischofsheim Bauten entstehen werden.
Doch das sind bislang weitgehend Gedankenspiele, konkretere Gedanken gibt es zu einem anderen Projekt. Es ist gewissermaßen ein alter Bekannter: Bereits in einem früheren FN-Bericht zur Wohnungssituation in Bad Mergentheim sprach der damalige Geschäftsführer Peter Deissler es bereits an. Mit Blick auf die Baulücke in der Friedensstraße sprach er im Juli 2023 von „einigem an Potenzial“. Gerne wolle die Kreisbau diese Lücke mit „etwa 20 Wohnungen“ füllen.
Damals gab es jedoch noch keine Klarheit über eine mögliche Zeitschiene für das Projekt, die Pläne waren noch nicht konkret. Nun nehmen sie Gestalt an, wie Steffen Dörr im FN-Gespräch erzählt. „Es sind 25 bis 30 Wohnungen auf drei Stockwerken geplant. Das Vorhaben hat ein Volumen von sechs bis sieben Millionen Euro, es ist ein wichtiges Projekt“, macht er deutlich.
Parkplätze werden zum zentralen Problem des Projekts
Es sollen hier – im Gegensatz zu den neu entstehenden Wohnungen in der Kolpingstraße – Genossenschaftswohnungen werden, die im Bestand der Kreisbau bleiben und entsprechend zum günstigeren Preis angeboten werden können. Ein Teil soll sogar als Sozialwohnungen besonders finanzschwachen Mietern mit Berechtigungsschein angeboten werden.
Doch im Gespräch wird deutlich: Die Planungen für das Vorhaben bereiten Steffen Dörr so einiges an Sorgen. „Das zentrale Problem sind die Parkplätze, die ich von Gesetz wegen vorhalten muss“, erklärt er. Denn die Landesbauordnung sieht pro Wohnung grundsätzlich einen Parkplatz vor, bei bis zu 30 Wohnungen also 30 Plätze. „Eine Tiefgarage allein wäre so teuer, dass das Projekt nicht mehr darstellbar wäre“, so Dörr.
Dabei zeigt die Erfahrung eines ähnlichen Projekts in Weikersheim, dass es diese Zahl an Parkplätzen für Genossenschaftswohnungen in zentraler Lage (in Weikersheim unweit des Bahnhofs) gar nicht braucht. Auch deshalb hofft der Geschäftsführer auf eine Lösung in Zusammenarbeit mit der Stadt, die abweichend von den Landesregelungen eigene Vorschriften in Sachen Parkplätze machen könnte.
Solange das nicht geklärt ist, sucht Steffen Dörr nach alternativen Lösungen. Denn klar ist: Es soll nicht mehr so lange dauern, bis sich die große Lücke im unteren Weberdorf füllt. Bis spätestens 2030 soll der Platz gefüllt sein, die Planspiele laufen dementsprechend auf Hochtouren.
Eine Alternative in Sachen Parken könnte ein angrenzendes Grundstück sein, auf dem man die Plätze ebenerdig – mit Zufahrt am entstehenden Haus vorbei – vorhält. Doch bislang konnte Dörr keine Einigung zum Kauf des Grundstücks erzielen, so dass diese Fragestellung bislang ungelöst bleibt.
Auch das Beheizen gestaltet sich wohl nicht ganz so einfach
Nicht das einzige Fragezeichen bei dem wichtigen Zukunftsprojekt. Auch das Beheizen gestaltet sich wohl nicht ganz so einfach. Fernwärme sei dort nicht verfügbarbar, ob sich eine Wärmepumpe dort rechnet, ist noch unklar.
Durch die gestiegenen Baukosten wird das Gebäude wohl ohne Keller (ein massiver Kostentreiber) entstehen. Lagerräume müssten dann entsprechend in den Etagen der Wohnungen zulasten des Wohnraums entstehen.
Fragt man den Kreisbau-Geschäftsführer nach seiner Einschätzung zum Projekt, klingt er unschlüssig. Einerseits sei die Zusammenarbeit mit der Stadt in der Vergangenheit immer gut und lösungsorientiert gewesen, andererseits bringen ihn die beschriebenen Problemstellungen sichtlich ins Grübeln. Hat er vielleicht sogar grundsätzliche Zweifel am Projekt? „Ein Scheitern ist möglich“, antwortet er ohne zu zögern.
Steht also ein wichtiges Groß- und Zukunftsprojekt der Kreisbau Main-Tauber auf der Kippe? Das bleibt abzuwarten. Doch klar ist: Die Wohnungsbaugenossenschaft hat auch in ihrer Vergangenheit immer wieder große Herausforderungen gemeistert und blickte immer wieder einer ungewissen Zukunft entgegen, die sogar den Fortbestand fraglich erschienen ließen. Doch seit nunmehr 100 Jahren trotzt die Genossenschaft diesen Problemen. Grund genug, trotzdem optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Der nächste Anlass dazu ist der Festakt zum Jubiläum am 8. November – auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Gründungstreffen. In der Jubiläumsbroschüre ist die Gründungszeit mit den Worten „Hoffnung in schwierigen Zeiten“ betitelt – ein Motto, das auch heute bestens passt.
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