Einzelhandel in der Bad Mergentheimer Innenstadt

Bad Mergentheim: „Obst & Gemüse Rupp“ im Zentrum schließt

Das Traditionsgeschäft „Obst & Gemüse Rupp“ in der Krummen Gasse schließt am Gründonnerstag für immer. Wirtschaftliche Gründe waren ausschlaggebend. Sabine und Matthias Rupp sind ebenso traurig wie viele Stammkunden.

Von 
Sascha Bickel
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Das Ladengeschäft „Obst & Gemüse Rupp“ in der Krummen Gasse 10, nur knapp 30 Meter von der Fußgängerzone entfernt, schließt endgültig. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. „Die Entscheidung, das Ladengeschäft in der Krummen Gasse 10 zu schließen, reift schon lange“, räumen Sabine Rupp (53) und ihr Mann Matthias (58) im FN-Gespräch ein. Sie sind traurig, wie auch viele treue Stammkunden, dass am Gründonnerstag – also am 28. März – Schluss ist. In Zukunft konzentriert sich das Ehepaar Rupp ganz auf seinen Obst- und Gemüse-Großhandel, der von Markelsheim aus weitergeführt wird.

„Die Zahlen sprechen für sich. Der Blick in die Fußgängerzone spricht für sich. Corona hat viel kaputt gemacht. Das Einkaufsverhalten hat sich stark verändert und auch die Menschen haben sich verändert“, berichten Sabine und Matthias Rupp und verweisen auf einen deutlichen Umsatzrückgang in den vergangenen Jahren in ihrem Laden.

Nur das kaufen, was man im Supermarkt vergessen hat? „Das reicht nicht“

„Viele kommen und kaufen nur noch das, was sie im Supermarkt vergessen haben. Das reicht uns aber nicht“, sagt Sabine Rupp und so sei es eine wirtschaftliche Entscheidung nach reiflicher Überlegung gewesen, den Laden Ende März aufzugeben. Seit mindestens 1941 – also seit über 80 Jahren – gab es an dieser Stelle einen Obst- und Gemüsehändler. Erst war hier Matthias Rupps Opa, dann sein Vater und schließlich er selbst mit seiner Frau aktiv. Seit 23 Jahren kümmert sich Sabine Rupp vorwiegend um den Laden, während ihr Mann den Großhandel in der Region abdeckt.

Frisches Obst und Gemüse gibt es nur noch bis Gründonnerstag am Standort. © Sascha Bickel

„Wir und unser Team haben jeden Tag vollen Einsatz gezeigt, wir hatten viel Freude und haben viel gelacht. Wir hatten schöne Gespräche und es sind Freundschaften entstanden. So war es keine leichte Entscheidung, zu schließen. Wir werden den Laden und die Menschen vermissen“, sagt Sabine Rupp bedrückt und sie schiebt sofort den Dank an alle treuen Kunden nach.

Es geht ihr sichtlich nahe, über das Thema zu sprechen. Denn: Die Stammkunden kamen regelmäßig, kauften ein paar Früchte oder Gemüse und unterhielten sich gerne. Zweimal die Woche gab es auch einen Lieferservice für Privatpersonen. Das alles falle jetzt weg und das sei schlimm, gerade für ältere Leute. Genau diese Stammkunden seien zuletzt noch ein Umsatzgarant gewesen, während die Laufkundschaft schrumpfte oder eben hier und da nur drei Äpfel und zwei Bananen über die Theke wanderten.

Aufwand nicht mehr gerechtfertigt

Wenn abends beispielsweise nur ein einziger Kopfsalat einer vollen Kiste verkauft war, rechtfertigte dies immer weniger den enormen Aufwand. „Klar haben wir das übrige Obst und Gemüse dann über unseren Großhandel doch noch veräußern können, aber es musste ja zuvor morgens mühsam in die Regale eingeräumt und abends eben wieder ausgeräumt werden.“

Matthias Rupp fügt an, dass es lange Tage – ab 5 Uhr morgens bis in den Nachmittag hinein – seien, oftmals mehr eine 60-Stunden-Woche; ähnlich bei seiner Frau. „Die Selbstständigkeit ist fordernd“, weiß Sabine Rupp und verweist auf ihre dauerhafte Sechs-Tage-Woche – das solle sich nun ändern. Da sie keine Kinder haben, wollen sie künftig mehr Zeit für sich, für Haus, Garten, Hunde und eventuell Reisen haben und den Großhandel zusammen stemmen. Der Familienbetrieb läuft ab April allein über das Gewerbegebiet Höfle in Markelsheim. Dort gebe es Lager- und Kühlräume. „Von da aus beliefern wir weiter Schulen, Kindergärten, Pflegeheime, Kliniken, Kantinen und Gastwirtschaften.“ Und bei letzterem Stichwort kommt sie auch noch auf die „brutalen Veränderungen im Gastro-Bereich“ zu sprechen. Auch hier sei die Nachfrage spürbar gesunken, weil viele Betriebe dicht gemacht hätten, es mehr Ruhetage und reduzierte Öffnungszeiten gebe. Das wirke sich auf den Bedarf bei Obst und Gemüse aus.

Bürokratie bremst: "Irre Gesetze und Verordnungen"

Die Rupps ärgern sich aber auch über jede Menge Bürokratie, „irre Gesetze und Verordnungen“ und eine Regierung in Berlin, „die kleinen Betrieben nicht hilft“. Zudem kämen die Rentner immer schwerer mit ihrem Geld zurecht. Das merken wiederum die Geschäfte.

Sie sitzt an den Wochenenden noch oft im Büro und meint: „Das sehen viele Leute ja nicht, was noch alles bei Selbstständigen hinten dran hängt.“ Und dann versäume man eine Frist der Krankenversicherung um wenige Tage und schon stünden fünf Euro Mahngebühr an. Dann der ganze Ärger mit dem Corona-Kurzarbeitergeld und schließlich noch der Fremdenverkehrsbeitrag der Stadt: „Den bezahlen wir dafür, dass wir drei Äpfel an Rehapatienten pro Woche verkaufen“, spitzt Sabine Rupp ihren Frust zu.

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So konzentrieren sie sich nun also auf ihren Großhandel, der früher noch bis Tauberbischofsheim und Niederstetten reichte und jetzt auf die Schiene Bad Mergentheim-Weikersheim beschränkt ist. Obstkörbe für Büros oder Firmen wird es außerdem weiterhin geben.

Von der Ladenschließung sind eine Teilzeitkraft und ein Rentner, der sowieso ganz aufhören wollte, laut Sabine Rupp betroffen. Wie es in den Mieträumen in der Krummen Gasse fortan weitergeht, sei noch unklar.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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