Im Schloss der Kurstadt

Bad Mergentheim: Millionen für ein modernes Polizeirevier

Das Polizeirevier Bad Mergentheim ist in die Jahre gekommen und soll umfassend modernisiert werden. Millionen sind dafür eingeplant. Baubeginn: im Herbst.

Von 
Sascha Bickel
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Das Polizeirevier in Bad Mergentheim soll in den nächsten Jahren modernisiert werden. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Das Bad Mergentheimer Polizeirevier im Schloss 6 muss dringend modernisiert werden. Das Land Baden-Württemberg packt die Sache nun ab Herbst an. Knapp zwölf Millionen Euro sind einkalkuliert. Dafür gibt‘s neueste Technik, neue Zellen und noch mehr.

Die Fränkischen Nachrichten sprachen mit Frank Berkenhoff, dem Leiter des Amtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Heilbronn. Er gab bereitwillig Auskunft und erklärte, dass es zwei Bauabschnitte geben wird. Im zweiten, etwa zur Jahresmitte 2027, soll die Polizei dann in aufgestellte Container umziehen – bis voraussichtlich Ende 2029.

Neue Zellen und mehr Platz für die Polizistinnen

Was ist genau geplant? Dazu antwortet Frank Berkenhoff: „Es geht um die bauliche, energetische und (sicherheits-)technische Ertüchtigung des Gebäudes, des Polizeireviers Bad Mergentheim. Die technische Infrastruktur des Gebäudes ist bauzeitbedingt abgängig und muss erneuert werden. Die sicherheitstechnischen Aspekte sind an den heutigen Stand anzupassen. Neue Zellen entstehen im rückwärtigen Bereich des Reviers. Zudem werden insbesondere für die Polizistinnen neue Umkleiden, Duschen und WC´s in ausreichender Anzahl eingebaut. Zur Umsetzung der E-Mobilität werden Ladeplätze aufgebaut.“

Das Revier ist im Schloss beheimatet und in seiner Grundsubstanz „weitgehend in gutem Zustand“, „jedoch in seinen Oberflächen sanierungsbedürftig“, fährt Berkenhoff fort und fügt an: „Das Gebäude ist technisch überaltert und somit umfänglich sanierungsbedürftig. Beispiele: Stromversorgung (Transformator), Verteiler, Verkabelung, Server, Datenleitungen, Stromleitungen, Beleuchtung, Brandmeldeanlage, alle Sanitär- und Umkleideräume, usw. Dazu entsprechen die bestehenden Gewahrsamszellen in Größe und Ausführung nicht mehr den Vorschriften.“

Um das Jahr 1770 erbaut

Aktuell nutzt die Polizei eine Netto-Raumfläche von 1936 Quadratmetern im Schloss 6. Das so genannte Bandhaus wurde um 1770 unter Hochmeister Carl Alexander Herzog von Lothringen erbaut und als Kelterhaus mit Brennerei, Küferei und Schreinerei genutzt. Berkenhoff berichtet: „In späterer Zeit waren auch Wohnungen im Gebäude sowie die Landjäger und heute eben die Polizei untergebracht. Das Gebäude wurde durch zahlreiche Umbauten, in Folge der Nutzungsänderungen vor allem im Innern, aber auch an der Fassade, umfangreich verändert. Bedeutende Umbauten waren 1897, 1917 und 1957. Danach in kleinerem Umfang immer wieder.“

Das Gebäude wird laut Berkenhoff durch gleichmäßige Fensterachsen gegliedert. Im ersten und zweiten Obergeschoss auf der Südseite mit hölzernen Klappläden, die um 1917 hinzugefügt wurden. Die Außenmauern sind mit unbehauenen Steinen unterschiedlichster Größe gemauert, die Innenwände in Fachwerkkonstruktion. Es sind Ziegelsteine und Bruchsteine in den Gefachen. „Die grundlegende Raumaufteilung mit Mittelflur und beidseitig davon befindlichen Räumen ist seit der Bauzeit unverändert. Anzahl und Größe der Räume wurde jedoch immer wieder verändert“, erzählt der Chef des Amtes für Vermögen und Bau in Heilbronn.

Der Innenputz ist fast vollständig neuzeitlich. Beim Außenputz wurden an besonders geschützten Stellen „kleine Putzreste des Originalputzes von 1770 gefunden (Kalkputz ca. 4 cm, Farbe heller abgegrauter Sienaton)“. Insgesamt wurden vier Putzschichten nachgewiesen. Der aktuelle Putz stammt aus den 50er/60er Jahren des 20. Jahrhunderts. In Ausbesserungsbereichen ist er neuer.

Das Revier ist im Schloss 6 untergebracht. Das Finanzamt daneben (rechts) wurde vor kurzem erst saniert. © Sascha Bickel
Auch der Eingangsbereich des Polizeireviers soll umgestaltet werden. Die Sicherheit spielt dabei eine wichtige Rolle. © Sascha Bickel

Containeranlage ab Mitte 2027 nötig

Wie läuft die Sanierung genau ab? „Das Polizeirevier wird in zwei Bauabschnitten saniert. Der erste Bauabschnitt kann im laufenden Betrieb des Gebäudes erfolgen. Für den zweiten Bauabschnitt muss das Revier in Container ausgelagert werden. Am Ende des ersten Bauabschnitts sind aus diesem Grund zusätzlich die Container für diese Auslagerung aufzustellen“, beschreibt Frank Berkenhoff die Pläne.

Der erste Bauabschnitt soll im vierten Quartal 2025 beginnen und knapp eineinhalb Jahre dauern. „Gegen Jahresmitte 2027 soll die Polizei in die dann aufgestellten Container umziehen. Danach beginnt nach heutigem Terminplan der zweite Bauabschnitt mit einer Dauer von ca. zweieinhalb Jahren“, so Berkenhoff, der auf Nachfrage zu den Kosten antwortet: „Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf knapp sechs Millionen Euro. Die Kosten für den zweiten Bauabschnitt liegen nach heutigem Indexstand etwa in gleicher Höhe. Die Baupreisentwicklung der kommenden Jahre bleibt abzuwarten.“

Welche Einschränkungen im Polizei-Alltag beziehungsweise für die Bürger wird es geben? „Die Umbaumaßnahmen werden natürlich so organisiert, dass es für die Bürger zu keinen Einschränkungen kommt“, betont Frank Berkenhoff.

Wo soll die Containeranlage und ab wann ungefähr aufgestellt werden? Dazu sagt Berkenhoff abschließend: „Um den zweiten Bauabschnitt durchführen zu können muss das Polizeirevier ausgelagert werden. Dies geschieht überwiegend in Bürocontainern, die interimsmäßig aufgestellt werden. Es wurden verschiedene Standortvarianten überprüft. Im Innenbereich des Schlosses wäre die Containeranlage deplatziert und störend für Veranstaltungen. Im Bereich der Parkdecks bei der Polizei ist eine Anordnung aus statischen Gründen nicht möglich. So verblieb als geeigneter Platz die Anordnung nordöstlich des Reviers im Bereich des Schlossparks“, also auf der Gebäuderückseite Richtung Bahnlinie.

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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