Bad Mergentheim. Der Aufbau eines Sirenennetzes im Stadtgebiet zum Bevölkerungsschutz, die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Stuppach, die Ersatzbeschaffung neuer Fahrzeuge und die Fortschreibung des Feuerwehr-Bedarfsplanes sind große Themen, die Stadtkommandant Christian Schulz dem Gemeinderat als laufende beziehungsweise künftige Projekte vorstellte. Er gab dem Gremium am Donnerstagabend einen Tätigkeitsbericht und erntete Applaus sowie fraktionsübergreifenden Dank für die Arbeit aller Feuerwehrleute.
419 Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Bad Mergentheim im Jahr 2024 seien ein Rekord gewesen, erinnerte Schulz einleitend, im laufenden Jahr liege man bei 259 und erreiche wahrscheinlich Ende Dezember 300 bis 350, was auch bereits eine große Herausforderung für die ehrenamtlichen Kräfte bedeute, aber ebenso die Leistungsfähigkeit unterstreiche. 825 Mitglieder habe die Feuerwehr in der Kurstadt und ihren Stadtteilen insgesamt, davon 479 aktive und 204 in der Jugendfeuerwehr, der Rest in der Altersabteilung und im Musikzug.
Abgeschlossene Projekte in 2024/25 seien die Indienststellung des Mittleren Löschfahrzeuges, die Einführung eines Einsatzstellen-Hygienekonzeptes (mit der Trennung von verschmutzter, kontaminierter Einsatzkleidung zum Gesundheitsschutz) und der neue digitale Einsatzstellenfunk, „ein wahres Mammutprojekt“, so Schulz. Über 400 Leute mussten geschult und eingewiesen werden. Beschafft habe man zudem ein Spezialfahrzeug für Logistikaufgaben, das der Abteilung Wachbach zugewiesen wurde.
Die Umstellung auf die digitale Alarmierung sei laut Schulz ein weiteres Großprojekt. Er machte dies an wenigen Zahlen deutlich: „128 Alarmierungsmöglichkeiten müssen auf 193 Alarm-Stichwörter in Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit – bei Technik und Personal – für jeden Stadtteil zugeordnet werden und mit einer Ausrückeordnung für die Fahrzeuge hinterlegt werden.“
Dran sei man auch intern an einer neuen Feuerwehrverwaltungs-Software und an der Fortschreibung des Feuerwehr-Bedarfsplanes mit Unterstützung von Experte Dr. Roland Demke aus Würzburg. Als Ersatz beschafft werde, wenn der Gemeinderat grünes Licht gebe, ein Löschfahrzeug 10 (Ende 2027) für die Kernstadt und zeitnah ein neues Wechselladerfahrzeug für die Abteilung Markelsheim. Stadtkommandant Schulz berichtete den Stadträten auch vom Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit bei der Feuerwehr und ebenso vom Ausbau des Einsatzführungsdienstes. Die Planungen für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Stuppach würden vorangetrieben und die interkommunale Zusammenarbeit „speziell in den Randbereichen zu Bad Mergentheim gestärkt“. Es gehe um die „schnellere Einleitung von wirksamen Lösch- und Rettungsmaßnahmen“ und die Verbesserung der Eintreffzeiten taktischer Einheiten eben auch aus der Nachbarkommune, beispielsweise aus Dörzbach in Rengershausen. Enger zusammenrücken wolle man auch mit den Feuerwehrkollegen aus Assamstadt, Boxberg, Lauda-Königshofen, Igersheim und Weikersheim.
Für eine Konzeption „Bevölkerungsschutz“ bat Schulz die Stadträte um die Genehmigung eines Gesamtgutachtens, das rechtssicher sei. Der Aufbau eines Sirenennetzes (vorhanden sind unter anderem neun mobile Sirenen) soll ein Teil der Maßnahmen sein, die noch umgesetzt werden.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar drückte sein „großes Dankeschön“ an alle Feuerwehrleute aus und CDU-Fraktionschef Andreas Lehr regte erneut die Einführung einer Ehrenamtskarte als konkrete Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit an. Jordan Murphy (SPD) hakte zur Tagbereitschaft in den Reihen der Feuerwehr nach und erfuhr von Christian Schulz, dass es schwieriger werde, weil eben viele tagsüber auswärts arbeiten würden.
Gutachten wird beauftragt
Brauchen die Feuerwehr Bad Mergentheim und der zuständige Fachbereich externe Hilfe zur Erstellung eines Bevölkerungsschutz-Gutachtens? Um diese Frage drehte sich eine Diskussion im Gemeinderat, die eine klare Mehrheit später mit Ja beantwortete.
Stadtkommandant Christian Schulz hatte zuvor um die Einbindung eines Fachbüros gebeten, um rechtssicher einen klar definierten Maßnahmenkatalog in Bezug auf reale Gefährdungen aufstellen zu können. Zu der im eigenen Sachgebiet vorhandenen Expertise könnten die externen Experten zudem eine Bewertung der vorhandenen Infrastruktur, eine Kosten- und Finanzplanung sowie die Einbindung der Stadtteile und ihrer Bevölkerung (in Workshops) leisten. Der Aufbau eines Sirenennetzes ist ein Thema und ebenso der Zufahrtsschutz bei Veranstaltungen.
Für knapp 50.000 Euro soll nun das Ingenieurbüro „antwortING beratende Ingenieure“ ins Boot geholt werden. Oberbürgermeister Udo Glatthaar begrüßte das, während Dr. Alexandra Kurfeß (Grüne) Kooperationen mit Nachbarkommunen und dem Landkreis als wichtig einstufte und das Geld mit Bedacht ausgegeben sehen will. Hariolf Scherer (CDU) forderte noch einmal die Schwerpunkte des Gutachtens klar festzulegen, während Dr. Klaus Hofmann (Freie Wähler) die externe Beratung in diesem Umfang ablehnte und die Verwaltung in der Bringschuld sah. Für die SPD erklärte Klaus-Dieter Brunotte, dass die Kosten durch das Einbringen eigener Erkenntnisse aus der Stadt reduziert werden müssten, man mache als SPD aber den Weg für ein Gutachten frei. CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr meinte lediglich, dass angesichts der Entwicklungen in der Welt mit Kriegen und Naturkatastrophen wohl künftig noch viel mehr getan werden müsse, um die Bevölkerung gut zu schützen. Das sei nur der Anfang und daher grundsätzlich wichtig.
Mit 21-Ja-Stimmen, bei drei Enthaltungen und zehn Gegenstimmen aus verschiedenen Fraktionen (außer der CDU) wurde schließlich grünes Licht gegeben.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-bad-mergentheim-mehr-interkommunale-zusammenarbeit-bei-feuerwehr-_arid,2330647.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html