Bad Mergentheim/Weikersheim. 1913 wurde in Leipzig die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, gegründet. Menschen vor dem Ertrinken zu retten war ihr ausgewiesenes Ziel. Mit über 1,9 Millionen Mitgliedern und Förderern ist sie die weltweit größte Organisation zur Wasserrettung! Auch bei uns in der Region leisten die Ortsgruppen wertvolle Arbeit. Die FN fragten dazu nach.
In Creglingen finden wir eine dieser aktiven Ortsgruppen. Seit Ende 2023 sind alleine 60 Neuaufnahmen zu verzeichnen, aktuell besteht die Gruppe aus 310 Mitgliedern. Dieter Klingauf, Vorsitzender DLRG OG Creglingen: „Vor allem Familien, deren Kinder bei uns das Schwimmen gelernt haben, sind nun bei uns aktiv. Bei diesen Anfängerkursen haben wir regelmäßig zwei- bis dreimal mehr Nachfragen, als wir Plätze anbieten können.“
Entlastung des Bademeisters
Auch Kurse für den Erwerb der Rettungsabzeichen werden angeboten, zudem HLW-Kurse (Herz-Lungen-Wiederbelebung) für die Wachgänger im Freibad Freudenbach; die DLRG Ortsgruppe Creglingen übernimmt an den Wochenenden die Badeaufsicht im Freibad Freudenbach zur Entlastung des Bademeisters. Dort findet auch das Sommertraining statt. Ein durchaus angenehmes Ambiente, erhielt doch das Freibad auch 2025 wieder die Auszeichnung als schönstes Freibad in der Ton-Region von Radio-Ton. Im Winter geht es dann ins Hallenbad nach Rothenburg. Als Trainer sind aktuell die entsprechenden Ausbilder mit diversen Helfern tätig.
Während es keinerlei Probleme mit dem Nachwuchs gibt, wird es, wie überall, immer schwieriger neue Personen ins Ehrenamt zu bringen. Dieter Klingauf: „Probleme bereiten uns zudem vor allem finanzielle Dinge. Die abzuführenden Beiträge an Bezirk und Landesverband steigen unentwegt immer weiter an, so dass wir Befürchtungen haben, Mitglieder zu verlieren, wenn wir als Ortsgruppe unsere Mitgliedsbeiträge entsprechend anheben. Glücklicherweise können wir im Moment die Trainingsstätten noch kostenlos benutzen. Falls das wegfallen sollte, hätten wir richtige Probleme!“
Große Nachfrage nach Schwimmkursen
Auch in Niederstetten ist die DLRG sehr aktiv. Vorsitzender Rainer Beck freut sich: „Wir haben insgesamt knapp 500 Mitglieder und schaffen es auch diese Zahlen konstant zu halten. Ein Grund dafür sind bestimmt auch unsere insgesamt acht Schwimmkurse pro Jahr mit 50 Kindern und weiter eine hohe Nachfrage. Wir in Niederstetten haben seit 2000 kein eigenes Bad und fahren jeden Montag mit einem gemieteten Reisebus und Kleinbussen und privaten Pkws nach Rothenburg zum Schwimmen (einfach 25 Kilometer).“
Dieser Aufwand erfordert viel Organisation und Einsatz der Ehrenamtler. Die gute Arbeit spricht sich herum: „Wir haben Anmeldungen aus der gesamten Stadt Niederstetten und den Gemeinden unser Fahrstrecke und immer mehr auch aus dem Rothenburger-Raum bis Rot am See. Seit kurzem kommen auch Anmeldungen aus Weikersheim da hier das Bad renoviert wird. Wie schon beschrieben, haben wir Wasserfläche in Rothenburg, von Mitte September bis Mitte Mai im Hallenbad, den Rest im Freibad wo aber keine Anfängerschwimmausbildung stattfindet.“ Die Trainersituation ist im Moment noch ausreichend, allerdings hätte man nichts gegen Nachwuchs in diesem Bereich. Warum es immer weniger Menschen gibt, die schwimmen können, erklärt sich Rainer Beck kurz und knapp mit fehlenden Wasserflächen und Übungsleitern.
Dana Treier gibt den FN für die DLRG-Ortsgruppe Weikersheim Auskunft: „Die Ortsgruppe hat über 500 Mitglieder, wobei die jugendlichen Mitglieder mehr sind. Leider ist die Mitgliederzahl rückläufig seit das Hallenbad Weikersheim im Herbst vergangenen Jahres wegen Generalsanierung für mindestens zwei Jahre geschlossen hat. Wir hoffen aber, dass die Mitgliederzahlen wieder steigen, wenn das Hallenbad Ende 2026 wieder seine Pforten öffnet.“
Es gebe ein breites Angebotsspektrum und man könne jedem Mitglied etwas bieten: „Anfängerschwimmen, Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, wöchentlich Schwimmtraining aller Altersklassen einschließlich Senioren, Aquafitnesskurse, Rettungssport (seit Jahren bei den Deutschen Meisterschaften dabei), Wasserrettungsdienst (Strömungsretter) und eine sehr aktive Jugendarbeit mit eigenem Jugendvorstand.“ Seit der Hallenbadrenovierung kann die Ortsgruppe allerdings keine Schwimmkurse mehr anbieten. Die Suche nach Ausweichplätzen für Anfängerkurse und mehr in Bad Mergentheim (eventuell in Rehakliniken) blieb erfolglos.
„Gut, dass das Hallenbad saniert wird“
Dana Treier über die aktuelle Trainingssituation: „In den Wintermonaten fahren wir nach Uffenheim zum Schwimmtraining.“ Viele Kinder und Jugendliche könnten hier leider nicht teilnehmen. Die Wettkampfschwimmer trainieren in Uffenheim und Crailsheim. In den Sommermonaten findet aktuell das Schwimmtraining im Waldschwimmbad Neubronn statt. Die Wettkampfsportler üben jetzt im Freibad Gelchsheim. „Trainer sind bei uns, zum Glück, genug vorhanden. Überall schließen immer mehr Hallenbäder. Wir sind froh, dass die Stadt und der Gemeinderat erkannt haben, wie wichtig für die Bevölkerung ein Hallenbad ist und die Generalsanierung auf den Weg gebracht haben“, so Treier.
Die 1962 gegründete DLRG-Ortsgruppe Wachbach hat sich das Motto gegeben „Schwimmen darf kein Privileg sein – es ist ein Grundrecht.“ Und sie trägt ihren Teil dazu bei. Nahezu die gesamte Badeaufsicht im Freibad Wachbach – mit rund 600 bis 900 Wachstunden jährlich (je nach Wetter) - wird von der OG ehrenamtlich geleistet. Jürgen Menzke ist froh: „Mit 470 Mitgliedern und einem Trainerteam von insgesamt 17 Ehrenamtlichen können wir schon eine Menge Arbeit leisten. Trotzdem stoßen auch wir manchmal an unsere Grenzen bei manchen Kursen, bedingt durch den relativ großen Einzugsbereich unserer Ortsgruppe, bis nach Krautheim, Boxberg und Igersheim. Zusätzlich werden auch noch Rettungsschwimmausbildungen für Nichtmitglieder angeboten, zum Beispiek für die Belegschaft des ‚Solymar‘, der städtischen Freibäder, angehende Lehrkräfte sowie für interessierte Bürger.“ Die Erhöhung der Bahnmieten im „Solymar“ und Bäderschließungen seien da leider keine positiven Signale für die Zukunft, so Menzke.
Die Bundeswehr-DLRG Bad Mergentheim wurde 1971 gegründet mit dem Ziel, Soldaten das Schwimmen beizubringen (in der damaligen Kaserne in Bad Mergentheim). Heute ist es eine ganz „normale“, zivile DLRG-Ortsgruppe, die den Fokus legt auf die Kerntätigkeit der DLRG, nämlich Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung. Die Vorsitzende Carina Haun erklärt den FN: „Unsere Schwimmausbildung findet in Kursform statt, von Anfängerschwimmen (Seepferdchen), über (Jugend-)Schwimmausbildung, Rettungsschwimmausbildung und Aqua Fitness ist alles dabei. Je nach Kapazität und Nachfrage bieten wir auch Anfängerschwimmkurse für Erwachsene oder Schnorcheltauchabzeichen an. Die Nachfrage gerade nach Anfängerkursen und Schwimmabzeichen Bronze ist extrem hoch – diese Kurse sind in der Regel in wenigen Stunden am Tag der Ausschreibung ausgebucht.“
Trainiert wird zwischen September und Mai jeweils in der „Solymar“-Therme , im Sommer werde das Freibad Althausen für das Training der Rettungsschwimmer genutzt. Nochmals die Vorsitzende: „Unter unseren 350 Mitgliedern haben wir gut ausgebildete, ehrenamtliche Ausbilder mit den notwendigen Qualifikationen, um eine gute Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung zu ermöglichen. Aufgrund von Studium oder beruflich bedingter Abwesenheit, wird es trotzdem an einzelnen Tagen immer wieder eng. Falls jemand Spaß am Wasser hat und sich vorstellen kann, Kindern und Jugendlichen Schwimmen beizubringen, gerne melden. Um die nötige Vorbildung kümmern wir uns!“
In Zeiten in denen es immer mehr Nichtschwimmer gibt und die Schulen mit dem Schwimmunterricht überfordert sind, stehen die DLRG-Gruppen gerne als Ansprechpartner für die Eigeninitiative der Eltern zur Verfügung, wird immer wieder betont, um dem Nachwuchs Sicherheit im Wasser geben.
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