Bad Mergentheim. Der Verkehr vom Ledermarkt kommend soll künftig einspurig näher am Pflegeheim „Hospital zum Heiligen Geist“ (Richtung Holzapfelgasse) vorbeigeführt und der Kiliansbrunnen um sieben Meter gen Gänsmarkt-Mitte verschoben werden. Das legte der Gemeinderat nach längerer Debatte mit 24:9-Stimmen fest, wobei es aus den einzelnen Fraktionen sowohl Befürworter als auch Gegner dieser Variante gab und entsprechend ohne Fraktionszwang abgestimmt wurde.
Sechs Varianten
Insgesamt sechs Varianten für die Platzgestaltung kamen in der Ratssitzung am Donnerstagabend zur Sprache. Dass der Gänsmarkt in Zukunft als „eine Wohlfühloase zum Auftanken“ verstanden und für ein gemütliches Verweilen genutzt werden soll, darin herrschte weitgehende Einigkeit. Über den Standort des Kiliansbrunnens gab es schon mehr zu reden. So hatte sich auch erst im Bauausschuss kürzlich die sechste Variante mit der Verschiebung um sieben Meter Richtung Platzmitte herauskristallisiert.
Stadtbaudirektor Bernd Straub übernahm zunächst die Einführung ins Thema. Er erinnerte daran, dass der Gänsmarkt als einstiger Platz des Geflügelmarkts sich in den zurückliegenden Jahren zu einem straßenmarkt
ähnlichen Platzraum entwickelt hat. Grundsätzlich werde der Platz durch den Spitalkomplex und den sichtbaren Turm der Pfarrkirche bestimmt. In seiner heutigen Form sei der Platz im Zusammenhang mit der Stadterweiterung Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden. Die den Gänsmarkt umgebende Bebauung stamme überwiegend aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Der Platz weise eine hohe Dichte an Kulturdenkmälern und erhaltenswerten, historischen Gebäuden sowie den als Kleindenkmal bewerteten Kiliansbrunnen auf. „Auf dem Weg zum neuen Gänsmarkt“, so Straub in seinen Ausführungen, seien in den zurückliegenden Monaten verschiedene Analysen und Bürger-Beteiligungen und -Befragungen durchgeführt worden.
Da der zukünftige Standort des Kilianbrunnens sehr bedeutsam sei, wurden im Rahmen einer Online-Umfrage fünf mögliche Standorte dargestellt. „Insgesamt haben 627 Personen eine Stimme und Hinweise oder Kommentare abgegeben“, so Straub. 38 Prozent sprachen sich für eine Beibehaltung des Brunnens am bisherigen Standort aus, der Rest plädierte für unterschiedliche Formen der Brunnen-Verlegung.
Wichtig sei, dass der neue Platz auch für einen Wochenmarkt infrage komme, für künftige Food-Festivals, Designmärkte oder anderes mehr. Der Standort des Brunnes habe dabei, so Straub, einen Einfluss auf die insbesondere für größere Veranstaltungen notwendige Mindestfläche.
Auftaktprojekt
Als Auftaktprojekt für die Landesgartenschau 2034 in Bad Mergentheim bezeichnete Oberbürgermeister Udo Glatthaar die Neugestaltung des Gänsmarktes. CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr räumte ein, dass es unterschiedliche Haltungen in seiner Fraktion zu den Gestaltungsplänen gebe und deshalb hier nicht geschlossen abgestimmt werde. Er selbst plädierte für den Erhalt des Brunnens am bisherigen Standort, um die Ensemble-Wirkung zu erhalten. Die historische Ortsanalyse, dazu die 38 Prozent bei der Bürgerumfrage – als größtes Einzelvotum für eine der fünf Varianten – und die hohen Kosten (von wohl über 150 000 Euro) bei einer Verlegung des Kiliansbrunnens seien für ihn zudem wichtige Gründe.
Thomas Tuschhoff, Chef der Grünen-Fraktion, entgegnete, dass es um mehr als nur den Brunnen gehe. Die Online-Umfrage mit 627 Teilnehmern sei nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung und im Bauausschuss habe es gute Argumente für eine Verlegung des Brunnens um sieben Meter gegeben und für die Schaffung eines multifunktionalen Platzes. Die Grünen sprächen sich dafür aus, auch die Bahnhofstraße und die Härterichstraße „in eine Planung aus einem Guss“ einzubeziehen und erst den Gänsmarkt und danach auch diese Straßen zu attraktivieren.
Klaus-Dieter Brunotte (SPD) führte die Verkehrssicherheit ins Feld, wenn der Brunnen wie bisher vom restlichen Platz durch eine Straße getrennt sei. Auch er befürworte deshalb die überschaubare Verlegung. Die Online-Umfrage der Stadt war ihm ebenso nicht repräsentativ genug. Jochen Flasbeck kündigte an, dass auch die Freien Wähler unterschiedlich abstimmen werden. Für ihn sei es besonders wichtig, dass die Beschattung durch neue Bäume und die Zufahrt des Platzes für Rettungsfahrzeuge gewährleistet seien. Corvin Schmid (Grüne) bat darum, den vorbeikommenden Radweg mit Fahrradständern und E-Bike-Ladestationen zu berücksichtigen, damit die Außengastronomie hier voll zum Tragen kommen könne.
Immer informiert sein
Für den neuen Brunnen-Standort warb dann auch Hariolf Scherer (CDU). Er verlangte zudem eine Frischwasserzufuhr von der Eisenbergquelle, so wie zu früheren Zeiten, zu ermöglichen. Damit könne das Thema „Wasser“ gut an dieser Stelle platziert werden und für eine weitere Aufwertung sorgen. Auch sein Fraktionskollege Hanspeter Fernkorn plädierte für die Verlagerung des Brunnens um sieben Meter, um neue Blickbeziehungen von der Bahnhofstraße zu ermöglichen.
Sorge um Kosten
Aus Kostengründen wollten Inge Basel (SPD) und Katrin Löbbecke (CDU) den alten Standort beibehalten und Alexander Hay (CDU) warnte gar vor einem neuen Brennpunkt in der Stadt, mit viel Lärm, während Rainer Moritz (Grüne), Franz Imhof (Freie Wähler), Karl Kuhn und Hubertus Hettenbach (beide CDU) für die Verlegung warben. Letztere sah auch OB Glatthaar als Qualitätsgewinn und „sieben Meter als guten Kompromiss“ zu allen anderen Planungsvarianten an.
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