Bad Mergentheim. Der städtische Neujahrsempfang 2025 bildete den Auftakt für eine ganze Reihe an Festveranstaltungen in diesem Jahr, in der Kernstadt und allen Stadtteilen, anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Große Kreisstadt Bad Mergentheim. Der sehr gut gefüllte Kursaal erlebte zunächst ein zweieinhalbstündiges, weitgehend kurzweiliges Programm, ehe – bewirtet von den Landfrauen Stuppach – gemeinsam mit einem Gläschen Sekt auf das neue Jahr angestoßen wurde.
Am Anfang stand der Einmarsch der Fahnenabordnungen mit Historischer Deutschorden-Compagnie, Historischem Schützencorps und den Bürgerfrauen. Oberbürgermeister Udo Glatthaar hieß alle Fest- und Ehrengäste sowie die Einwohner seiner Stadt willkommen.
Sprung aus dem Toilettenfenster
Amüsant wurde es dann mit Manuela Zahn und Klaus-Dieter Brunotte, den beiden langjährigen Stadträten, die eine „Zeitreise durch die Geschichte und 50 Jahre Große Kreisstadt“ unternahmen. Vor großformatigen Bildern plauderten sie locker über das Erlebte und erfreuten die Zuhörer mit Anekdoten rund um die Eingemeindungsphase Mitte der 1970er Jahre.
Und auch in den fünf Jahrzehnten danach passierte so einiges, bis hin zum Sprung mehrerer Stadträte aus dem Toilettenfenster, gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Mauch, weil nach einer intensiven abendlichen Besprechung im Rathaus alle Türen von der Putzkraft ordentlich verschlossen worden waren und niemand einen Schlüssel bei sich hatte. Und längst, so Zahn und Brunotte abschließend, bereite man sich intensiv auf die Landesgartenschau vor. Viele Baustellen seien dafür nötig, damit in neun Jahren alles einladend sei.
OB Glatthaar erinnerte in seiner Festansprache an die Erhebung zur Großen Kreisstadt 1975, weil man mit allen neuen Stadtteilen über 20 000 Einwohner erreichte. Von einem „epochalen Ereignis“ sei damals zurecht die Rede gewesen, „doch das Zusammenwachsen dieser neuen großen Stadt stand noch aus. Das ist seither geschehen.“
„Große Kreisstadt – was steckt eigentlich hinter diesem Titel?“, fragte Glatthaar und fuhr fort: „Professionalisierte Behörden, etwas mehr Unabhängigkeit vom Landkreis – und ansonsten eher eine Formalie, ein paar Buchstaben auf dem Ortsschild? Ich glaube, es ist mehr. Baden-Württemberg ist ein großes Bundesland mit nicht einmal zehn Großstädten. Da kommt den heute 95 Großen Kreisstädten als nächsthöherer Kategorie im Städte-Gefüge eine besondere Rolle in der Breite und in der Fläche zu.“
Der OB zog auch Parallelen zwischen 1975 und 2025: Damals seien große Investitionen in die weiterführenden Schulen getätigt worden und heute stehe dies mit zweistelligen Millionenbeträgen wieder an – trotz klammer Kassen.
„Passend dazu habe ich erfreuliche Nachrichten“, so Glatthaar: „Zum Jahresanfang erreichten uns die Landes-Zusagen, dass wir für die Grundschule Nord knapp drei Millionen Euro und für die Sanierung der Ottmar-Schönhuth-Schule Wachbach knapp 1,3 Millionen Euro Fördermittel aus dem Ganztages-Investitionsprogramm erhalten werden, insgesamt also deutlich über vier Millionen, die uns entlasten.“
Zurück ins Jahr 1975: „Wirtschaftlich standen die Aussichten in diesem Jahr nicht zum Besten. Das ist – leider – eine weitere Parallele zu 2025“, sagte der OB und hob dann auf wichtige Weichenstellungen des Gemeinderates für das neue Jahr ab, um Gewerbe, Industrie und Bürger in dieser schwierigen Situation nicht noch zusätzlich zu belasten: „Die Gewerbesteuer bleibt auf dem Niveau von 2012. Die Grundsteuern werden nur so weit angepasst, wie es unbedingt nötig ist, um das Aufkommen zu stabilisieren. Viele Gebühren städtischer Einrichtungen steigen nicht oder nur sehr moderat. Und wie Sie wissen, parkt man bei uns inzwischen fast überall zwei Stunden kostenfrei.“
Die 50 Jahre als Große Kreisstadt seien auch eine gemeinsame Wachstumsgeschichte – auf heute fast 25 000 Einwohner. Die modernisierte „Solymar“-Therme sei beispielsweise ein großer Erfolg, so Glatthaar, der ebenso das MediSpa-Hotelprojekt-Aus nicht unerwähnt ließ. Durch die intensiven Vorarbeiten und zahlreichen Gutachten sei nun der Weg bereitet und vielleicht finde sich noch ein Investor, der ihn zu Ende gehen wolle, gab sich der OB hoffnungsvoll und meinte zudem, dass das Ziel, die Kurstadt zur Übernachtungs-Millionärin zu machen, eine Aufgabe für die Zukunft bleibe.
Auf die Stadtteile kam der OB im Besonderen zu sprechen: „Wir sind zusammengewachsen. Trotz aller Diskussionen um die Eingemeindungen konnten wir alle in einer Serie der Fränkischen Nachrichten anlässlich der Gebietsreform nachlesen, dass kein Ortsvorsteher und keine Ortsvorsteherin heute die Zeit noch einmal zurückdrehen will. Und das, werte Gäste, ist doch das schönste Kompliment!“ Die Veranstaltungsreihe „Heimat vor Ort“ werde die „Gemeinsamkeit in Vielfalt“ im Jubiläumsjahr wieder aufzeigen, so der OB.
„Freuen Sie sich über jeden Kran“
Die fortlaufende Stadtsanierung, mit der Vollendung des neuen Gänsmarkts im Mai, streifte Glatthaar noch und bezeichnete die Landesgartenschau 2034 als „konkrete Stadtentwicklung für alle“ und eben nicht als Prestige und Luxus-Spinnerei wie wenige Kritiker es meinten: „Ärgern Sie sich nicht über unsere Baustellen und freuen Sie sich über jeden Kran, der aufgebaut wird, sehen Sie beides einfach als Zukunfts-Garanten. Damit 50 Jahre Erfolgsgeschichte der Großen Kreisstadt fortgeschrieben werden!“
Glatthaars Rede endete mit dem Appell, „mit Mut und Zuversicht ins neue Jahr zu gehen und an einem Strang für die Kurstadt zu ziehen – und Kontroversen sachlich zu diskutieren“. Starker Applaus folgte. Viel Beifall erhielt ebenso sein bereits zuvor getätigter Aufruf, „gemeinsam für unsere Werte und die Demokratie einzustehen, sich für Frieden und Freiheit sowie für wirtschaftlichen Erfolg und Prosperität einzusetzen“.
Grußworte richteten Landtagsvizepräsident und MdL Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, die Bundestagsabgeordnete Nina Warken und Landrat Christoph Schauder an das Publikum. Sie alle freuten sich über die „gute Entwicklung Bad Mergentheims“ und warben dafür, mit Optimismus in die Zukunft zu gehen. „Es sind schwere Zeiten, aber wir müssen raus aus Oberjammerberg und zusammen anpacken“, rief Reinhart allen zu. Schauder forderte einen respektvollen Wahlkampf und appellierte an die Bürger, am 23. Februar wählen zu gehen.
Den traditionellen Neujahrssegen spendeten in guter ökumenischer Tradition Pfarrerin Regina Korn und Pfarrer Thomas Frey.
Musikbeiträge der Städtischen Jugendmusikschule
Hörenswerte Musikbeiträge steuerte die Städtische Jugendmusikschule zum Neujahrsempfang bei.
Teil I: Blasorchester-Minis: Magdalena Baumann, Anna Michelberger, Zuzanna Olszewska, Nele Riegel, Maya Shiwetjew, Julius Westermann (Klarinette), Taleya Bashir, Eleonora Hein, Rosalie Lanig, Anni Megele, Marah Vüllers (Querflöte), ergänzt mit Theresa Nuber (Bassklarinette) und Anton Allmann (Bariton).
Streicher-Ensemble: Eymen Aydinlioglu, Alma Dietz, Maximilian Hofstetter, Marianna Jurcic, Carina Müller, Martin Pantoja Teba, Olena Khiryanova (Violine), Theo Hussong (Viola) und Oleksiy Kovalenko (Klavier).
Teil II: Amaliia Sukhomlyn (Harfe). Teil III: Theresa Nuber, Moritz Rupp und Annette Hirt (Bassklarinette). Teil IV: Dariia Onyshchuk (Gesang) und Helmut Neumann (Klavier). Teil V: Niclas Diehm (Blockflöte) und Jonas Diehm (Klavier) sowie Luise-Esther Bill (Blockflöte) und Helmut Neumann (Klavier). Teil VI: Sebastian Knauff und Felix Dyck (Klavier).
Es musizierten Schüler der Instrumental-/Gesangsklassen von Yvonne Albes, Mike Bräutigam, Veronika Dorda-Kirschner, Annette Hirt, Olena Khiryanova, Fabian Schnaidt, Claudia Wallny und Jakob zur Horst-Meyer. Klavierbegleitung: Jonas Diehm (extern), Oleksiy Kovalenko (extern) und Helmut Neumann.
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