Tierschutzverein feierte mit vielen Gästen

„Bad Mergentheim hat jetzt das modernste Tierheim des Landes“

Der Tierschutzverein Bad Mergentheim und Umgebung hat sein neues Tierheim feierlich eröffnet. Es bietet Platz für insgesamt 120 Hunde, Katzen und Kleintiere.

Von 
Sascha Bickel
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Das neue Bad Mergentheimer Tierheim wurde im Beisein vieler Festgäste feierlich eröffnet. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. „Wir haben es geschafft! Aus unserer Vision wurde Wirklichkeit.“ Mit diesen freudigen Worten begrüßte Heidrun Leiss-Schott die versammelte Festgemeinschaft zur offiziellen Eröffnung des neuen Tierheims in Bad Mergentheim. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Mergentheim und Umgebung sprach von einem wahren Kraftakt des kleinen Vereins, um mit viel Hilfe die drei Millionen Euro an Gesamtkosten zu finanzieren und neuen Platz für 120 Hunde, Katzen und Kleintiere im Dainbacher Weg 17 zu schaffen.

„Bad Mergentheim hat jetzt das modernste Tierheim des Landes“, verkündete Stefan Hitzler, der Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Baden-Württemberg, stolz in seinem Grußwort und er beglückwünschte den örtlichen Tierschutzverein, die Bevölkerung, den Main-Tauber-Kreis und die elf angeschlossenen Fundtierkommunen zu dieser tollen Einrichtung, die am Stadtrand der Kurstadt fortan über 80 Räume und zahlreiche Freilaufgehege verfügt. Die Zeiten des veralteten Tierheims unterhalb der Burg Neuhaus in Igersheim sind vorbei. In dieser Woche ziehen auch die betreuten Tiere in ihr neues Zuhause um.

Baustress bis zur letzten Minute

Im Herbst 2023 starteten die Arbeiten für das neue Tierheim, das jetzt feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde. Heidrun Leiss-Schott, die Vorsitzende des Tierschutzvereins, erzählte den Festgästen, dass der Baustress bis zur letzten Minute vor dieser Feier anhielt und sie knöcheltief mit ihrem Team drinsteckte: „Zuletzt beschäftigten uns Fragen wie: Sind denn unsere Profilzylinder inzwischen da und eingebaut, was ist mit den Y-Auslegern für die Freiläufe, wird das Katzenhaus im Katzendorf fertig, ist der Vorplatz gepflastert, was ist eigentlich mit der Elektrik und kommt die Spendenwand und die Beschriftung für die Fassade noch rechtzeitig, klappt die Bewässerung vom Hunde Trainingsplatz, wo bleibt denn das Holz für die Schutzhütten, klappt die Telefonumstellung und was ist mit den Müllcontainern? Die Liste ließe sich unproblematisch verlängern“, so Leiss-Schott: „Überall hüpfen noch Probleme hoch und schreien laut Hier und Jetzt.“ Die Handwerker waren und sind teilweise noch fleißig, aber man habe es geschafft, auch wenn der Weg manchmal ganz schön anstrengend gewesen sei, die Sorgen um das Geld und die Finanzierung schlaflose Nächte verursachten, die Arbeit manchmal unendlich und nicht zu bewältigen schien.

Leiss-Schott weiter: „Jetzt steht hier ein modernes, schönes Tierheim, das allen Anforderungen der heutigen Zeit entspricht. Ein Heim, das drei Millionen Euro gekostet hat – eine unvorstellbare Summe wie ich immer noch finde – und 75 Prozent davon wurden von uns aufgebracht. Ein kleiner gemeinnütziger Verein mit Vorständen, die das ehrenamtlich machen, hat diese Aufgabe gemeistert. Das verdient Respekt, finde ich.“ An diesem Festabend sei große Dankbarkeit angezeigt, so Leiss-Schott, gegenüber den Kolleginnen und Kollegen im Vorstand, der zweiten Vorsitzenden Jasmin Paul, der Tierheimleitung und allen Helfern im Verein – „wir können gemeinsam stolz sein auf das, was wir in den letzten Jahren geleistet haben“.

Neue Räume für die Hunde. © Sascha Bickel
Viel Platz für Kleintiere. © Sascha Bickel

„Ein echter Glücksgriff“

Dank gelte auch Martin Bujok, dem Architekten (Büro Herzog & Bujok): Er sei ein echter Glücksgriff gewesen, ein toller und kompetenter Architekt: „So ein Tierheim zu bauen ist ja auch für einen Architekten nicht gerade Alltag und Routine. Ohne zu murren hat er acht Tierheime mit uns besichtigt, sich eingearbeitet in die speziellen Anforderungen.“ Er sei immer offen gewesen für Ideen und Überlegungen.

„Ich möchte auch Danke sagen an unseren Oberbürgermeister Udo Glatthaar, der nicht nur gesagt hat, dass er und die Stadt uns so gut es möglich ist zur Seite stehen, sondern das auch getan hat.“ Weiter sei die Katholische Kirchengemeinde Bad Mergentheim zu nennen, „für dieses wunderbare Grundstück. Es ist einfach perfekt für ein Tierheim.“

Großen Dank sprach Leiss-Schott auch den Fundtiergemeinden und allen Spendern, den Mitgliedern und Unterstützern, Erblassern, Stiftungen und auch der Bevölkerung im Main-Tauber-Kreis aus: „Ihr habt uns mit wirklich viel Geld und Privatspenden unterstützt und dieses Heim ist auch Euer Tierheim. Bitte bleibt auch weiterhin an unserer Seite, die Tiere brauchen uns und Eure Unterstützung auch weiterhin.“

Auch die Katzen dürfen sich freuen. © Sascha Bickel
Das neue Tierheim erhielt die offizielle Plakette des Deutschen Tierschutzbundes. © Sascha Bickel

„Jahrhundertprojekt“

Landrat Christoph Schauder erinnerte in seinem Grußwort daran, dass der Vorlauf für dieses Bauprojekt viele Jahre zurückreicht. Nicht umsonst habe die Vorsitzende Heidrun Leiss-Schott den Neubau in ihrer Einladung als „Jahrhundertprojekt“ bezeichnet. Dem Tierschutzverein sei es in den letzten Jahren und Monaten gelungen, so der Landrat, elf Fundtierkommunen hinter ihrem Konzept zu vereinen. Dazu gehörten Ahorn, Assamstadt, Bad Mergentheim, Boxberg, Creglingen, Igersheim, Lauda-Königshofen, Niederstetten und Weikersheim. Im vergangenen Herbst hätten sich noch Külsheim und Königheim angeschlossen. Alle beteiligten Kommunen hätten finanzielle Unterstützung geleistet.

Der Dank gelte zunächst allen ehrenamtlichen Helfern, den Vereinsmitgliedern sowie allen Beteiligten für das großartige Engagement im Tierschutz in unserem Landkreis. „Ich bin dankbar, dass sich die im Tierschutzverein Bad Mergentheim zusammengefundene Gemeinschaft vorbildlich um die Betreuung ausgesetzter Tiere kümmert“, sagte Schauder.

Die Kosten für das Neubauvorhaben des Tierheims trage im Wesentlichen der Tierschutzverein selbst. Allerdings hätten sich sowohl das Land Baden-Württemberg mit der Maximalsumme von 150.000 Euro, als auch die kommunale Familie mit mehr als 400.000 Euro daran beteiligt. „Wir als Landkreis unterstützen das Vorhaben zusätzlich mit einem einmaligen Betrag von 50.000 Euro.“ Die kommunale Familie im Main-Tauber-Kreis stehe zusammen, freute sich Schauder und an den Tierschutzverein gerichtet fügte er an, dass der Landkreis auch weiterhin gerne unterstützend tätig sein werde.

Oberbürgermeister Udo Glatthaar erklärte: „Dieser Tag markiert nicht nur den Abschluss eines großen Bauprojekts, sondern vor allem den Beginn eines neuen Kapitels im Tierschutz für unsere Stadt und die gesamte Region.“ Mit dem Tierheim-Neubau sei ein Ort geschaffen, „der modernen Standards gerecht wird. Er entspricht dabei den Bedürfnissen der hier Schutz findenden Tiere und ist gleichzeitig ein sichtbares Zeichen für Verantwortung, Mitgefühl und Zusammenarbeit – und das über Gemeindegrenzen hinweg.“

Idee von Hariolf Scherer

Allein aus der Bad Mergentheimer Stadtkasse kamen 167.000 Euro, rief Glatthaar in Erinnerung und er dankte seinerseits allen, die sich mit Herz, Verstand und viel Initiative eingebracht haben: An erster Stelle sei der Tierschutzverein und an zweiter Stelle die Katholische Kirche zu nennen. Der Applaus folgte prompt. Der gefundene Standort sei ideal, so Glatthaar lobend. CDU-Stadtrat und Kirchengemeinderat Hariolf Scherer hatte einst die beiden Flurstücke der Stiftung St. Johannes im Bereich „Schüpferloch“ in die Standortdiskussion eingebracht.

„Hier wurde Großartiges geschaffen“, betonte Glatthaar weiter und sorgte für einen extra Beifall für die Vorsitzende Leiss-Schott, ihre Stellvertreterin Jasmin Paul und das gesamte Tierheim-Team.

Dr. Katharina Pasche, die Leiterin der Abteilung „Tierheimberatung“ beim Deutschen Tierschutzbund, und Stefan Hitzler vom Landestierschutzverband übergaben dann die offizielle Plakette des Tierschutzbundes und danach noch die Bronzene Ehrennadel an Heidrun Leiss-Schott. Hitzler überbrachte zudem die freudige Nachricht, dass die Eva Mayr-Stihl-Stiftung 20.000 Euro für das Bad Mergentheimer Tierheim spendet. Die FN erfuhren an diesem Abend zudem, dass das Stadtwerk Tauberfranken dem Tierschutzverein Anschlusskosten für Strom- und Wasserleitungen in Höhe von 35.000 Euro ersparte.

Bei einem gemeinsamen Rundgang konnten sich die zahlreichen Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft einen ersten Überblick vom Neubau verschaffen. Mit der Bevölkerung feiert der Tierschutzverein am kommenden Wochenende, 17./18. Mai, jeweils von 11 bis 17 Uhr und bietet hier zwei Tage der offenen Tür an.

Ehrungen für die Tierheim-Führung und den Vorstand des Tierschutzvereins. © Sascha Bickel
Heidrun Leiss-Schott (rechts) bekam für ihre Verdienste im Tierschutz die Bronzene Ehrennadel des Deutschen Tierschutzbundes überreicht. © Sascha Bickel

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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