Einzelhandel in Bad Mergentheim

Bad Mergentheim: Fraktionen bestürzt über Kuhn-Schließung

„Eine Katastrophe für die Kurstadt“. CDU und FDP für einen baldigen Innenstadtgipfel, während Grüne diesen kritisch sehen. SPD fordert „runden Tisch mit Familie Kuhn“

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Sascha Bickel
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Das Modehaus Kuhn soll Ende des Jahres schließen. Die Vertreter der Ratsfraktionen im Gemeinderat sind bestürzt. © Sascha Bickel

Bad Mergentheim. Schockiert über die angekündigte Schließung des Modehauses Kuhn zum Jahresende sind auch die Ratsfraktionen im Gemeinderat. Ein „Innenstadtgipfel“ wird von einigen als dringlicher denn je angesehen.

Die Redaktion hat alle Fraktionen und Parteien im Gemeinderat um eine Stellungnahme gebeten.

Andreas Lehr, CDU: „Das Angebot der Familie Kuhn ist für die Innenstadt seit Jahrzehnten von besonderer Bedeutung. Die Schließung des Modehauses ist damit auch ein besonders schwerer Schlag für die Innenstadt und eine ganz bittere Pille für den Einzelhandel in der Stadt. Der Verlust der Arbeitsplätze macht die Schließung auch menschlich zu einer Katastrophe. Die Auswirkungen der Entscheidung wird Bad Mergentheim leider deutlich spüren.“

Die CDU fordere die Stadtverwaltung auf, so Lehr, das Gespräch mit allen beteiligten Entscheidungsträgern zu suchen, um vielleicht doch noch positiv auf die weitere Entwicklung des Hauses, zumindest jedoch auf die Zukunft der Immobilie, einwirken zu können. „In der Folge müssen sich Verwaltung und Gemeinderat unbedingt erneut die Frage stellen, wie die aktuellen Voraussetzungen für den Einzelhandel und die Unternehmen in der Innenstadt sind. Es darf dabei keine Tabus oder Denkverbote mehr geben“, sagt Lehr und fügt an: „Insbesondere müssen endlich die ungelösten Fragen und anhaltenden Probleme der Verkehrsführung und der Zugänglichkeit zu Parkmöglichkeiten offen und zielgeführt diskutiert werden. Auch die offenen Fragen rund um die baulichen Themen in der Innenstadt müssen endlich geklärt werden.“

Die CDU befürwortet einen Innenstadtgipfel, bei dem „mit allen Beteiligten offen über die aktuelle Situation in der Innenstadt gesprochen werden muss“. Es gelte dabei keine Zeit mehr zu verlieren. „Es ist wirklich fünf vor zwölf.“

Thomas Tuschhoff, Grüne: „Wir bedauern die geplante Schließung des Modehauses Kuhn und den Wegfall der Arbeitsplätze sehr. Damit geht der Stadt ein wichtiges Einzelhandelsgeschäft in bester Lage verloren. Wir hoffen darauf, dass an gleicher Stelle ein neues attraktives Angebot entstehen wird.“

Mit dem im letzten Jahr begonnenen Prozess der Innenstadtberatung und mit tollen Veranstaltungen habe die Stadt viel getan, um auch den Einzelhandel zu unterstützen. „Es ist der Kommunalpolitik jedoch nicht möglich, die durch den Online-Handel und verändertes Kaufverhalten gesunkenen Umsätze im stationären Einzelhandel vollständig zu kompensieren“, so Tuschhoff.

Von einem Innenstadtgipfel ergänzend zu den bisherigen Anstrengungen erwarten die Grünen laut Tuschhoff keine neuen Erkenntnisse: „Wichtig ist uns, dass die beschlossenen Attraktivierungsmaßnahmen in der Innenstadt zügig umgesetzt werden.“

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Jochen Flasbeck, Freie Wähler: „Auch wir Freie Wähler sind vom Paukenschlag – ,Modehaus Kuhn schließt’ – überrascht worden. Damit wird zum Jahresende ein weiterer Einkaufsmagnet wegfallen. Wir Freien Wähler haben immer die Meinung vertreten, dass der Bürger und potenzielle Käufer mit den Füßen bestimmt, wo er einkaufen will und wie erfolgreich der Einzelhandel in unserer Stadt gegenüber aller Konkurrenz ist.“ Weder der Kunde noch der Gemeinderat habe allerdings Einfluss darauf, wenn aus dem Kreis der Familie und der Immobilien-Eigentümer Probleme auftreten, wie sie jetzt öffentlich von der Familie Kuhn bestätigt wurden.

Zur Idee eines Innenstadtgipfels äußert sich Flasbeck nicht.

Jordan Murphy, SPD: „Die Nachricht von der Schließung des traditionsreichen Modehauses Kuhn hat uns alle sehr schockiert. Ist es doch ein Aushängeschild des Einzelhandels Mitten im Herzen unserer Stadt. Der Wegfall von ca. 60 Arbeitsplätzen ist nicht nur eine Katastrophe für alle betroffenen Mitarbeiter, sondern auch für die ganze Stadt eine äußerst traurige Nachricht.“

Stadt und Gemeinderat müssten nun unverzüglich mit den Immobilien-Eigentümern, den Betreibern des Modehauses und der Arbeitnehmervertretung an einen Tisch sitzen, um den Schaden für alle Beteiligten zu minimieren, so Murphy. In den Fokus müsse jetzt auch die Verhinderung eines großen Leerstandes genommen werden.

Die SPD fordert einen engen Austausch mit der Citygemeinschaft und allen Gewerbetreibenden in der Innenstadt. „Ein Innenstadtgipfel“ greife laut Murphy aber zu kurz, um die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Einzelhandels und der Gastronomie in Bad Mergentheim zu stärken. „Vielmehr muss sich unsere Stadtentwicklung fortlaufend als Prozess auf die vielen verschiedenen Themen- und Interessensbereiche wie beispielsweise Einzelhandel, Wohnen, Verkehr, Umwelt und Tourismus ausrichten“ – tragfähige Kompromisse seien nötig.

Prof. Hans-Werner Springorum (FDP), bedauert, dass offensichtlich „durch eine fehlende innerfamiliäre Einigung 60 Arbeitsplätze mit entsprechenden Konsequenzen für die beteiligten Familien verloren gehen sollen“. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat „sollten auf die Familie Kuhn zugehen und jede mögliche Unterstützung wie zum Beispiel einen runden Tisch oder eine Mediation anbieten“.

„Ein Innenstadtgipfel unter Beteiligung der Wirtschaftsförderung und natürlich unter Teilnahme der beteiligten Mitglieder der Familie Kuhn erscheint uns sinnvoll und dringlich“, so der FDP-Stadtrat.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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