Bad Mergentheim. In einen exklusiven Kreis begibt sich das Deutschorden-Gymnasium (DOG) Bad Mergentheim. Für zwei Jahre ist man jetzt „Interessierte Unesco-Projektschule“. Für Frieden, Weltoffenheit und nachhaltige Entwicklung möchte man die Fahne im Taubertal hochhalten, während auf der Erde zahlreiche Staaten genau diese Werte mit Füßen treten.
In Deutschland gibt es rund 300 Unesco-Projektschulen. Ob Grundschule oder berufsbildende Schule, Gymnasium oder progressiver Schulversuch, staatliche Regelschule oder Privatschule – jeder Schultyp und jedes Bundesland sind vertreten. Man arbeitet eng zusammen und profitiert vom weltweiten Austausch mit über 11 500 Unesco-Projektschulen in 182 Ländern.
„Wir haben uns auf den Weg gemacht, Teil dieses besonderen, weltweiten Netzwerkes zu werden“, erklärt Christian Schlegl, der Schulleiter des Deutschorden-Gymnasiums, und lobt die Initiative von Stefan Willich. Beide betonen, wie wichtig es ist, dass das gesamte DOG hinter dem Vorhaben steht und sowohl die Gesamtlehrerkonferenz mit großer Mehrheit und die Schulkonferenz sogar einstimmig dafür votiert haben. „Die Unesco möchte, dass die ganze Schule beteiligt wird und das auch schon im Entstehungsprozess. So mussten wir durch alle unsere Gremien durch – und das ist auch sinnvoll, damit ein nachhaltiger Prozess auf allen Ebenen angestoßen wird“, ergänzt Willich zufrieden.
Mehrere Säulen
Von den sechs Säulen des so genannten „Unesco-Tempels“ wird das DOG zunächst „Interkulturelles Lernen und Zusammenleben in Vielfalt“ durch die Unterstützung für (Schul-)Projekte in Bangladesch und Ghana, dazu „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Kooperation mit dem Forstamt und der Uni Würzburg und den Bereich „Welterbe-Bildung“ am Beispiel der Würzburger Residenz in den Fokus nehmen.
Hinzu kommen die Gestaltung zweier UN-Welttage – zum Beispiel am Weltfrauentag oder zum „Tag des Wassers“. Alle zwei Jahre nimmt man auch am „Internationalen Projekttag“ der Unesco-Schulen teil. Das „Mergentheimer Modell“ (Immersionsmodell) soll ebenfalls aufrechterhalten und bei Bedarf ausgebaut werden.
„Schreckliche Szenen in Berlin“
Die Idee für eine Bewerbung zur Unesco-Projektschule stammt von Stefan Willich. Er ist seit 22 Jahren Lehrer am DOG für Englisch, Gemeinschaftskunde, Wirtschaft und Deutsch als Zweitsprache. Im Sommer-Urlaub 2020 sah er Ende August, „die schrecklichen Szenen“, als rechte Demonstranten und Corona-Querdenker versuchten, das Parlament in Berlin, den Reichstag, zu stürmen. „Da dachte ich, wir müssen mehr machen in Sachen Demokratie-Erziehung in unserer Schule und bestenfalls im gesamten Land“, so Willich, den eigentlich sollte es so etwas in Deutschland nie wieder geben, „dass eine demokratisch gewählte Volksvertretung derart angegriffen wird“.
Willichs Gedanken kamen zusammen mit einer Initiative aus dem Kultusministerium, die die Förderung der Demokratie in allen Schulfächern ins Auge fasste. Er fing an zu recherchieren und telefonierte auch mit der Unesco-Landeskoordinatorin für Baden-Württemberg. In der Überzeugung, dass am DOG schon vieles richtig gemacht werde und man darauf aufbauen könne, und mit den klaren Zielen, noch stärker für Frieden, Weltoffenheit und nachhaltige Entwicklung einzutreten, ging Willich auf Schulleiter Schlegl zu und stieß bei ihm auf offene Ohren. Es folgten eine Konzeptausarbeitung und 2021 dann Präsentationen in der Abteilungsleiterrunde, in der Gesamtlehrer- und in der Schulkonferenz mit zustimmenden Beschlüssen nach reiflicher Überlegung.
Am 3. Dezember 2021 wurde der Antrag als „Interessierte Schule“ über die Bundeskoordination Unesco eingereicht, Anfang März besuchte die Unesco-Landeskoordinatorin die Kurstadt und Mitte März folgte schließlich die positive Nachricht: „Ihre Schule wurde von der Landeskoordination und dem Kultusministerium Baden-Württemberg als ,interessiert’ akzeptiert.“
„Gute Perspektive“
Schulleiter Schlegl sagt dazu erfreut: „Das ist eine sehr gute Perspektive für unsere Schule!“ Die bereits vorhandenen internationalen Kontakte in Europa, die aktive Projektunterstützung für Bangladesch und Ghana, dazu die vielen engagierten DOG-Schüler für den örtlichen Jugendgemeinderat oder im Rahmen von „Fridays-for-future“-Aktionen seien eine gute Ausgangsbasis für die nächsten Jahre und das vernetzte Unesco-Denken, so Schlegl.
Im Mai wird nun eine Arbeitsgruppe im Lehrerkollegium eingerichtet, zudem gibt es das Unesco-Team mit SMV-Schülervertretern. Schlegl und Willich betonen: „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los: Es gilt interne Projekte zusammen zu führen, mehr zu vernetzen und die Projekttage zu planen.“
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar DOG in Bad Mergentheim: Den Despoten zum Trotz