Kopernikus-Realschule Bad Mergentheim - Schulleiter Heiko Knebel im Gespräch / Corona, Amoklauf-Drohung und Flüchtlinge / „Schulsozialarbeit hat alle Hände voll zu tun“

Bad Mergentheim: „Krisenbewältigung der Kopernikus-Realschule kam gut an“

Erst die Corona-Krise, dann ein angedrohter Amoklauf vor knapp sechs Wochen und jetzt die Integration ukrainischer Flüchtlingskinder – auch die Kopernikus-Realschule kommt kaum zum Durchatmen.

Von 
Sascha Bickel
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Bad Mergentheim. „Als es im Frühjahr 2020 den ersten Corona-Lockdown gab, waren auch wir als Kopernikus-Realschule nicht optimal auf Fernunterricht vorbereitet, doch wir hatten das Riesenglück, erst im Sommer davor komplett digitalisierte Schultafeln von der Stadt bekommen zu haben, das hat uns danach sehr geholfen“, blickt Schulleiter Heiko Knebel auf zwei spannende und ebenso anstrengende Jahre zurück. Im Gespräch mit unserer Zeitung geht er auch auf Bildungspläne und Renovierungswünsche, Internet- und Schulbusversorgung sowie den größeren Polizeieinsatz Mitte Februar ein.

14 Flüchtlingskinder

Die nächste Herausforderung brachte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine inzwischen mit sich: 14 Flüchtlingskinder hat die KOP, die Kopernikus-Realschule, aktuell schon aufgenommen und versucht sie laut Schulleiter Knebel bestmöglich zu integrieren. „Sie sind in den Klassenstufen 5 bis 9 herzlich aufgenommen worden“ und man versuche ihnen nun stundenweise mit extra Deutsch-Förderunterricht den Einstieg zu erleichtern.

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Eine Krise ganz anderer Art galt es noch vor knapp sechs Wochen an der KOP zu meistern. Mit einem Schriftzug auf der Mädchentoilette wurde für den nächsten Tag ein Amoklauf angekündigt. „Das hat uns sehr erschreckt“, räumt Schulleiter Knebel ein und betont, dass es sich hier um eine Straftat handelt. Zusammen mit dem örtlichen Polizeirevier und der Kriminalpolizei habe man die Sache ernst genommen und das weitere Vorgehen festgelegt. „Wir wurden sehr gut betreut“, schildert Knebel die entscheidenden Stunden.

Keine Panik

Um keine Panik auszulösen und auch im Hinblick auf die Tatsache, dass man sowieso nicht alle Schüler über Nacht noch erreicht hätte, sei die Entscheidung gefällt worden, am nächsten Tag die Schule trotz der Drohung zu öffnen und das Areal durch verstärkte Polizeikräfte schützen zu lassen.

„Alle fragten sich, als sie vor Ort ankamen, was hier los ist“, erinnert sich Knebel, und es herrschte eine angespannte Stimmung. In der ersten Schulstunde seien dann aber alle aufgeklärt und intensiv über das Thema gesprochen worden. „Viele Schüler und auch die Lehrer waren entsetzt und betroffen“, sagt Knebel. Bis heute konnten der oder die Täter nicht ermittelt werden. Sie hätten mit einigen Konsequenzen zu rechnen.

„Blöde Ideen“

Im Lehrerkollegium habe sich die Aufregung bald wieder gelegt, man analysiere nun die Ereignisse und sammle Informationen rund um das Thema, so Knebel. Er selbst verfolge jetzt mehr Berichte über das Videoportal „TikTok“, auf dem immer wieder „blöde Ideen“ unter Jugendlichen verbreitet werden, um damit zum Beispiel den Ausfall von Unterricht zu provozieren.

Deutlich mehr Spuren als der eben erwähnte Vorfall hat die Corona-Pandemie an der KOP hinterlassen. Schulleiter Knebel weiß noch genau, was das für ein „Aufruhr“ war, als das erste Kind positiv getestet wurde. „Heute gehört es zum Alltag. Die Abläufe sind eingeübt. Das Sekretariat hat die Lage im Griff“, so Knebel.

Der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat ist der Rektor sehr dankbar, dass noch im Sommer 2019, in einem Kraftakt, digitalisierte „Tafeln“ für die KOP beschafft wurden. Mit dem Einstieg auf die Online-Lernplattform Moodle habe man es 2020 nach einigen Startschwierigkeiten geschafft, „fortan den kompletten Stundenplan digital abzubilden und durchzuführen. Das hat Ruhe reingebracht. Und die Lehrerkollegen haben das sehr gut gemeistert“, erzählt Knebel zufrieden und ergänzt: „Auch bei den Eltern kam unsere Krisenbewältigung gut an. Es war Verlässlichkeit da und kein Durcheinander wie es leider bei anderen passierte.“

Nicht ganz zufrieden ist Knebel mit dem hybriden Unterricht, teils in Präsenz und teils online. „Da zuckelt unser System.“ Er wünscht sich daher „einen Internet-Booster“ für seine Schule. Die Stadt wisse das und sei dran.

Dass es keine ihm bekannten, schwerwiegenden Corona-Infektionsfälle an seiner Schule gab, stellt Heiko Knebel noch erleichtert in seiner Pandemie-Bilanz fest. Vereinzelt gebe es aber leider Long-Covid-Folgen, die nur langsam abklingen würden, fügt er noch an.

Von einer verlorenen Corona-Schülergeneration möchte er bei weitem nicht sprechen, denn zum Beispiel die beiden Abschlussklassen 2020 und 2021 „kamen gut durch“. In den unteren Stufen sehe man jedoch schon einige Auswirkungen, wenn man nach längerer Zeit mit Homeschooling plötzlich wieder in Präsenz nebeneinandersitzen und auskommen müsse. „Da gibt es Spannungen und Auseinandersetzungen“, weiß Knebel: „Wir haben da ein Auge drauf. Und auch die Schulsozialarbeit hat alle Hände voll zu tun.“

Schüler-Ausflüge in Planung

Wichtig sei jetzt auch, dass die Klassengemeinschaften mit Ausfahrten, Schullandheim-Aufenthalten und anderem mehr wieder gestärkt würden. Die Pläne dafür liefen, so Knebel erfreut.

Zufrieden klingt der Schulleiter, wenn es um die technische Ausstattung seiner Schule mit IPads („Wir haben hier Klassensätze und nehmen sie bei Bedarf mit in den Unterricht“) und Laptops („Wir haben 90 Leihgeräte für die Schüler“) geht. Mehr Handlungsbedarf gebe es da schon beim über 40 Jahre alten Schulgebäude selbst. „Es ist funktional und in Ordnung, sieht aber nicht mehr so gut aus“, fasst es Knebel diplomatisch zusammen.

Er freue sich über die neue Grundschule in direkter Nachbarschaft und wisse um die Millionen-Investition der Stadt. Man habe ihm aber auch gesagt, dass ein Renovierungsplan für die bestehenden Schulen ausgearbeitet werde und darauf baue er auch, so dass in einigen Jahren eben dann die weiterführenden Schulen modernisiert würden.

Dass die neue Grundschule eine eigene Cafeteria erhält und nicht die Einrichtung der KOP mitgenutzt wird, nennt Knebel vorausschauend, denn die höheren Grundschüler-Zahlen würden sich in absehbarer Zeit eben auch in der Realschule und dem Gymnasium widerspiegeln und dann zu Platzproblemen führen, die es aktuell noch nicht gibt.

Gleiches gelte für die Sporthallen, „in vier oder fünf Jahren brauchen die KOP und das DOG wohl selbst mehr Platz, da ist es gut, dass die Grundschule einen eigenen Bewegungsraum vorhält“. Stundenweise könne ja immer auch die KOP-Halle genutzt werden. „Gut ist auch, dass unser Hartplatz neben der Halle erhalten bleibt und nur das Beachvolleyballfeld umziehen muss“, so Knebel abschließend.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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