Bad Mergentheim. Die letzten Tage des alten Tierheims Bad Mergentheim unterhalb der Igersheimer Burg Neuhaus sind angebrochen. Vor knapp 50 Jahren wurden hier oben die ersten Fundtiere untergebracht. Diese Zeiten sind bald vorbei, denn das neue Tierheim im Bad Mergentheimer Gewerbegebiet „Beim Braunstall“ geht seiner Fertigstellung entgegen. Der Umzug der Tiere findet voraussichtlich Anfang Mai statt, Regale und Kartons wurden dagegen schon an die neue Adresse gebracht.
Die Fränkischen Nachrichten begleiten von Beginn an das millionenschwere Neubauprojekt, das der Tierschutzverein Bad Mergentheim und Umgebung unter großem Kraftaufwand und mit viel finanzieller Unterstützung von außen schultert. Über die aktuellen Entwicklungen sprach die Redaktion mit der Vorsitzenden Heidrun Leiss-Schott, die sowohl wetterbedingt, zeitliche Verzögerungen, dazu deutlich gestiegene Baukosten und noch einen Aufruf an Zimmerleute und Gartenexperten bekanntmachte.
Geschichte beginnt vor über 70 Jahren
Zunächst ein kurzer Blick zurück: Gegründet wurde der Tierschutzverein am 2. Oktober 1952 unter dem Oberamtstierarzt Prof. Bolz. Also vor über 70 Jahren. 1978 erfolgte der Umbau des leerstehenden Schweinestalls der Burg Neuhaus zur Tierauffangstation und dann zum neuen Tierheim. Dieses ist nun nach beinahe fünf Jahrzehnten dringend sanierungsbedürftig und wird aufgegeben, weil eine Modernisierung an dieser beengten Stelle am Berg nicht mehr infrage kam.
Heidrun Leiss-Schott, die Vorsitzende des Tierschutzvereins, plagt kein echter Abschiedsschmerz im Gegensatz zu einigen Tierpflegerinnen, wie sie einräumt: „Natürlich liegt das alte Tierheim auch romantisch unterhalb der Burg Neuhaus, nur der Zustand ist kein guter mehr und deshalb wurde ja auch der Neubau anvisiert und nach viel Vorlauf umgesetzt. Die Wege führen künftig ins Gewerbegebiet ‚Beim Braunstall‘, am Stadtrand von Bad Mergentheim. Dort gibt es viel Platz für unsere Tiere und ausreichend Parkplätze für die Tierpfleger, ehrenamtliche Helfer und Gäste. Künftig haben wir ganz andere, grandiose Bedingungen – im Vergleich zu heute – im neuen Tierheim“, freut sich Leiss-Schott.
Wie lange ist das alte Tierheim noch besetzt? „Aktuell ist der Stand, dass wir in der ersten Mai-Woche endgültig auch mit den Tieren umziehen werden und ab dann auch das neue Tierheim im Braunstall besetzt ist. So lange gilt noch das alte Tierheim als Anlaufstation für Fundtiere. Wir hängen leider hinter dem Zeitplan hinterher, weil es über Wochen Nachtfrost gab und deshalb bestimmte Arbeiten im Außenbereich noch nicht wie geplant vollendet werden konnten“, erklärt Leiss-Schott.
„Wir sind vier Wochen hinter dem Zeitplan“
Man sei etwa vier Wochen hinter dem Zeitplan, sagt die Vorsitzende und berichtet davon, dass Verputzarbeiten aufgrund der vielen Nachtfröste nicht ausgeführt werden konnten: „Die Problematik ist, dass das Tierheim verputzt sein muss, damit der Pflasterleger seine Arbeit im Außenbereich machen kann. Wir haben riesige Pflasterflächen. Erst wenn das gemacht ist, kann der Schlosser darauf die Außenzwinger aufstellen. Eines hängt also vom anderen ab und das sind jetzt die relevantesten Gewerke.“
Durch die Verschiebungen werde der Umzug der Tiere wohl erst Anfang Mai stattfinden können und eben nicht schon im April, wie eigentlich vorgesehen. In diesen Tagen werde das neue Tierheim innen fertig, dann gehe der Material-Umzug, der bereits begonnen hat, weiter, so Leiss-Schott. Es gebe immer wieder Transporte in Etappen, so auch am vergangenen Wochenende. Umzugsbeginn war Anfang März, sagt die Vorsitzende, da habe gemeinsam geschaut, was noch brauchbar sei und an den neuen Standort mitgenommen werden könne: Regale, Teile der Werkstatt, Futtervorräte. Vieles sei aber nicht mehr nutzbar oder entspreche nicht (Quarantäneboxen) den geltenden Vorschriften. „Am vergangenen Samstag hatten wir zwölf Helfer im Einsatz und da war auch schon Großputztag im neuen Tierheim“, verrät Leiss-Schott und bedankt sich gleichzeitig bei allen Beteiligten.
Platz für doppelt so viele Katzen
In der neuen Unterkunft steigen die Kapazitäten deutlich: Etwa doppelt so viele Katzen wie bisher, etwa 100, können dort Platz finden. Dazu 15 Hunde. Und 30 Kleintiere: Kaninchen, Meerschweinchen, etc.
Deutlich gestiegen sind bereits die Baukosten: „Statt 2,3 Millionen Euro sind wir nun tatsächlich leider bei drei Millionen Euro an Kosten angekommen, also von der anfänglichen Planung doch weit entfernt“, meint Heidrun Leiss-Schott kopfschüttelnd und schiebt schulterzuckend nach: „Aber was sollen wir machen. Die Pläne sind vier Jahre alt und es hat sich alles verteuert. Dann gab es im Laufe der Bauphase noch notwendige Korrekturen und Optimierungen. Und die Außenhaltungen kommen noch hinzu. – Drei Millionen Euro: Das tut schon weh! Wir mussten 700.000 Euro mehr einsammeln als ursprünglich geplant, was wir nicht geschafft hätten, wenn wir nicht das ganz große Glück gehabt hätten, dass der Tierschutzverein im vergangenen Jahr zwei Erbschaften gemacht hat. Dazu kommen wichtige Förderungen der öffentlichen Hand, von Stiftungen und viele tolle Einzelspenden – und auch einige Großspenden.“
Die zwei Erbschaften 2024 haben verhindert, dass der Bau gestoppt werden musste, „sie retteten uns, sonst hätten wir es nicht geschafft“, betont Leiss-Schott und verweist zudem auf zwei sehr großzügige private Spender. Sie bedauert, dass aus der lokalen Wirtschaft bislang erhoffte Großspenden ausgeblieben sind, gibt aber die Hoffnung nicht auf.
100.000 Euro, ein Zimmermann und Gartenexperten gesucht
„Jetzt fehlen nur noch rund 100.000 Euro, dabei geht es vor allem um das Außengelände, dafür brauchen wir nochmal Spenden“, fährt die Vorsitzende fort und kündigt die offizielle Einweihungsfeier für Anfang Mai an und Tage der offenen Tür für Mitte Mai.
Um die letzten Restarbeiten gut erledigen zu können, braucht es jetzt noch einen Zimmermann – dazu erklärt Leiss-Schott: „Wir bauen mehrere Schutzhütten für die Freiläufe der Hunde und legen eine Außenanlage für Meerschweinchen, Kaninchen und wilde Katzen an.“ Man habe einen Holzlieferanten, doch damit alles ordentlich laufen könne, sei ein „verantwortlicher Zimmermann“ nötig, der die Helfer im April/Mai phasenweise anleitet. Und dann werden noch Gartenexperten gesucht. Diese sollen die nächsten Wochen mit der Gartenfräse rund um das Tierheim aktiv werden. Bedingt durch die in Teilen schon erfolgte Einzäunung müsse laut Leiss-Schott mit Handfräsen gearbeitet werden: „Hier hoffen wir auch auf weitere Helfer!“ Alle, die mitmachen können und wollen, sollen sich unter Telefon 07931/44960 oder E-Mail info@tierheim-mergentheim.de zeitnah melden.
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