Neues Gremium

Bad Mergentheim: Das soll sich in der Innenstadt verändern

Nachdem die Stadtverwaltung ihre Sicht auf die Innenstadt präsentierte, waren die Ausschussmitglieder an der Reihe. Das wollen sie im Zentrum ändern.

Von 
Simon Retzbach
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Mehr Frequenz auch am eher schwachen Samstag wünschen sich mehrere Einzelhändler. Zudem sollen vermeintlich rücksichtslose Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer hier öfter kontrolliert werden, um Kunden nicht zu gefährden. © Retzbach

Bad Mergentheim. Stefan Dietz hatte es eilig. Noch während der Präsentation durch die Stadtverwaltung fragte er nach, wann denn die Aussprache beginne. „Mein Blatt ist schon voll mit Notizen“, merkte Dietz an. Allzu lange dauerte es dann auch nicht mehr, ehe die offene Aussprache eröffnet wurde. Oberbürgermeister Udo Glatthaar peilte als Endzeit für die Sitzung „20 bis 20.30 Uhr an“, was einer Diskussionsdauer von maximal einer Stunde entsprochen hätte. So viel sei gesagt: Dieser Rahmen wurde deutlich überzogen, zu rege war die Beteiligung der Ausschussmitglieder.

Den Anfang machte Stefan Dietz (Freie Wähler). „Wir haben jetzt sehr viel gehört, was sehr gut bzw. positiv war. Ich erwarte von einem solchen Ausschuss aber auch kritische Themen, man muss beide Seiten zeigen“, mahnte er an. Kritik äußerte er anschließend am „extremen Parkplatzverlust in der Innenstadt“. Für entfallende Plätze in der Härterichstraße, am Gänsmarkt und am Deutschorden-Platz seien keine neuen geschaffen worden.

Ebenfalls thematisierte er den aus seiner Sicht hohen Leerstand. Hierbei auffällig: „Die Stadt hat die Mühlwehrstraße hergerichtet, dort steht jetzt einiges leer. Droht beim Gänsmarkt ähnliches? Für mich ist die Umgestaltung dort erst ein Erfolg, wenn der Leerstand weniger wird.“ Tatsächlich sind der Gänsmarkt und die unmittelbar angrenzenden Straßen eine Art Leerstand-Schwerpunkt. So stehen direkt am Gänsmarkt drei Ladenflächen, in der Härterichstraße zwei und in der Nonnengasse noch eine weitere Ladenfläche leer. Insgesamt sind das circa ein Viertel aller leeren Ladenlokale, deren Gesamtzahl die Stadt auf „etwa 25“ bezifferte.

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Zum Thema Parken merkte Glatthaar an, dass das Angebot für ein neues Parkhaus stehe. „Aber das kostet halt Geld“, machte er klar. Man habe im einleitenden Impuls zudem „nicht nur rosarote Wolken“ gemalt, man entschuldige sich aber auch nicht für Dinge, die positiv gelaufen seien. Ähnlich sah das auch Wolfgang Herz (CDU), der Bad Mergentheim auf einem guten Weg sieht und mahnte, „nicht alles zu schwarz“ zu sehen.

Doch was soll sich nun konkret ändern? Alexander Hay (CDU) sprach die Dauerbrenner Parken und Baustellen an. „Wir krempeln die Stadt einmal komplett um, dabei muss man die Kommunikation mit den Betroffenen verbessern“, forderte er. Und: „Die Parkplätze in unseren Parkhäusern sind viel zu eng, diese sollten verbreitert werden. Genug Platz hat man da eigentlich nur, wenn man mit dem Fahrrad reinfährt.“ Glatthaar versprach mit Blick auf das Parkhaus am Bahnhof eine „schnellere Umsetzung“ der bereits geplanten Verbreiterung von Parkplätzen.

Eine festverbaute Polleranlage (Symbolbild). Auch in Bad Mergentheim sollte man sich im Rahmen eines Sicherheitskonzeptes Gedanken über den Einbau solcher Anlagen machen. © picture alliance/dpa

Jordan Murphy (SPD) lenkte mit Bezug auf die aktuell eingebauten Poller am Deutschorden-Platz den Fokus auf das Thema Sicherheit. „Wie wollen wir zukünftig unsere Großveranstaltungen absichern, wo müssen vielleicht deshalb noch weitere Poller eingebaut werden? Wir dürfen dieses Thema nicht ausblenden“, fand er.

Rainer Moritz (Grüne) wollte „mehr Tempo“ beim Plan für die Landesgartenschau. Man solle nicht, wie von der Verwaltung angekündigt, bis 2026 warten. Die Baustelle vor seinem Geschäft (der Buchhandlung Moritz&Lux) hätte im „deutliche Einbußen“ gebracht, diese seien eine ganz klare Hemmschwelle zum Bummeln gewesen. Ein Thema, das immer wieder aufkam. So betonte Graziano Parutto (Pro Bad Mergentheim), dass Planungssicherheit in Sachen Baustellen für die Händler vor Ort enorm wichtig sei. Und zusätzlich: Kommunikation. „Das ist das A und O“, meinte Christine Geldbach (Pro Bad Mergentheim). Man solle das noch stärker auf der Homepage, auch mit Bildern zum besseren Verständnis, vermitteln.

Andreas Traut, der das Augenoptikgeschäft in der Burgstraße führt, wies auf ein weiteres Thema hin. Er schilderte, wie Kunden seines Ladengeschäfts desöfteren beim Verlassen der Räume auf „sehr schnelle Räder und Scooter“ aufpassen müssten. „Das ist teilweise echt heftig“, erzählte er. Kontrollen durch das Ordnungsamt in diesem Bereich fände er sinnvoll. Das Thema sei bekannt, antwortete Lorena Klingert für die Stadtverwaltung. „Unsere Kampagne [für Schritttempo in der Fußgängerzone, Anm. d. Red.] hat da wahrscheinlich nicht so viel genützt“, räumte sie ein. Auch der Oberbürgermeister war mit diesem Problem schon konfrontiert. „Ich bin in der Fußgängerzone neulich in zehn Minuten viermal fast überfahren worden, das ist definitiv ein Thema“, schilderte er. Auch von Leserseite erhielten die FN bereits Rückmeldung, dass rücksichtsloses und gefährdendes Fahren mit Rädern und Scootern ein Problem für Fußgänger im Kurpark sei.

Traut schilderte zudem eine weitere Beobachtung: Die Kundenfrequenz sei gerade morgens deutlich zurückgegangen, er brachte hierzu Aktionen ins Spiel, mit denen man diese Frequenz gezielt wieder steigern könne. Interessant hier: Während Stefan Dietz diese Beobachtungen ebenfalls macht, sieht es in Sachen Kundenfrequenz am Gänsmarkt bei Rainer Moritz schon wieder umgekehrt aus, der Vormittag sei hier der deutlich stärkere Teil des Geschäftstages.

Worin sich Dietz und Moritz wiederum einig sind: Der Samstag ist im Vergleich ein eher schwacher Tag für den Einzelhandel. Christine Geldbach schlug vor, dass man mit verschiedenen Aktionen, etwa einem Marktfrühstück, aber auch Sportangeboten die Passantenzahl wieder erhöhen könnte. Ein Wochenmarkt am Samstag, wie von Michaela Fischer (CDU) ins Spiel gebracht, wäre allerdings eher schwierig umsetzbar. „Dafür braucht es Beschicker und mittlerweile ist die Nachfrage nach Plätzen kleiner als das Angebot. Der Wechsel auf den Samstag wäre ein Risiko“, erklärte der Oberbürgermeister.

Das ehemalige städtische Altenpflegeheim war erneut Thema. Es soll perspektivisch für studentisches Wohnen genutzt werden. © Retzbach

Hubert Schmieg (Grüne) merkte an, dass der Zweirichtungsverkehr in der Härterichstraße durch die Öffnung des Gänsmarkts doch mittlerweile unnötig sei. Dem widersprach der Verwaltungschef. „Wir brauchen den Zweirichtungsverkehr für die geplante Baustelle bei der Polizei im Schloss“, erklärte er. Zwar könne die aktuelle Lösung kein Dauerzustand sein, ein Ende brächte zum jetzigen Zeitpunkt aber mehr Probleme als Nutzen mit sich. „Außerdem läuft es auch besser als gedacht, die Leute verhalten sich in diesem Bereich sehr umsichtig“, lobte er.

Stefan Dietz hatte noch etwas Grundsätzliches zum Innenstadt-Ausschuss auf dem Herzen. „Dieses Gremium ist sehr wichtig für den Austausch, um Ideen einzubringen und zu priorisieren. Aber kleinere Dinge, wie zum Beispiel das Anbringen weiterer Mülleimer in der Burgstraße, müssen wir nicht groß diskutieren, das muss dann einfach mal umgesetzt werden. Wir müssen uns auf große und wichtige Dinge konzentrieren“, befand er. Ein Beispiel für ein solches Thema lieferte er gleich mit. Es gebe eigentlich „keine Alternative“ dazu, das ehemalige städtische Altenpflegeheim zum Studentenwohnheim umzufunktionieren. Der Campus sei ein wichtiger Faktor für junge Menschen. Kein ganz neues Thema, der Zustand des alten Gebäudes und etwaige Pläne für studentisches Wohnen wurden bereits 2023 im Gemeinderat thematisiert, ohne dass seitdem allerdings konkret etwas passiert wäre.

Die nächste Sitzung des Innenstadt-Ausschusses ist bereits für Mittwoch, 2. Juli, geplant. Dann soll es um die Themen Baustellenmanagement, Parken, Räder- und E-Scooter in der Fußgängerzone, Aktivitäten in der Stadt und Sicherheit bei Veranstaltungen gehen.

Redaktion

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