Bad Mergentheim. Gerade einmal zwei Punkte umfasste die Tagesordnung zur ersten Sitzung des neuen Innenstadt-Ausschusses. Das hätte – bei oberflächlicher Betrachtung – Potenzial für eine rekordverdächtig kurze Sitzung gehabt. Allerdings gibt es beim Themenkomplex Innenstadt doch so einiges zu sagen. Und so wurden es letztlich drei Stunden, in denen die Ausschussmitglieder lebhaft über den Stadtkern diskutierten.
Doch von vorne. Der Innenstadtausschuss kam auf Antrag der CDU bereits 2024, initiiert noch vom alten Gemeinderat, zustande. Es dauerte dann allerdings so seine Zeit, bis das neue Gremium auch tatsächlich tagte. Kürzlich war es dann soweit und der beratende Ausschuss feierte Premiere. Beratend bedeutet, es werden keine Beschlüsse gefasst. Der Innenstadtausschuss dient also mehr als Plattform für den regelmäßigen Austausch und als stetiger Ideen- und Impulsgeber für den Gemeinderat, der die Themen in seinen Sitzungen aufgreifen kann.
Die Besonderheit: Der Innenstadt-Ausschuss ist das einzige Gremium, dem auch Nicht-Stadträte als dauerhafte Mitglieder angehören. Denn um die Innenstadt ganzheitlich in den Blick zu nehmen, wollte man bewusst auch andere, ortsrelevante Akteure mit im Boot haben. So sind auch Vertreter der Kirchen, der Dualen Hochschule, der Staatlichen Schlösser und Gärten, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband und Vertreter der Citygemeinschaft Teil des Gremiums ebenso wie weitere Gewerbetreibende, die auf Initiative der CDU dem Ausschuss angehören werden. Ansonsten sind auch alle Fraktionen des Gemeinderats vertreten. „Alle, die wir brauchen, um Leben reinzubringen“, fasste es Oberbürgermeister Udo Glatthaar zusammen.
Man habe ein gemeinsames Ziel, so Glatthaar: „Dass die Stadt vorankommt.“ Stillstand sei Rückschritt, weshalb mit dem neuen Gremium als „Spiegel aus der Bevölkerung“ Themen identifiziert, diskutiert und vorangetrieben werden sollen. Man befinde sich dabei noch in einer vergleichsweise komfortablen Position, denn: „Bad Mergentheim ist trotz Herausforderungen eine wachsende Stadt. Und dieses Wachstum dürfen wir gestalten.“ Die Innenstadt steht dabei laut Glatthaar besonders im Fokus, „weil sie Hotspot ist für alle Themen, die uns bewegen.“
Parken, Verkehrsführung und Baustellen als Dauerthemen
Und was diese Themen nun sind, zumindest aus Sicht der Stadtverwaltung, stellten Glatthaar und Mitarbeiter der Rathausverwaltung in einem (länger als geplant geratenen) Impuls vor. So sieht sie eine „anhaltende Debatte um Parkraum“. Ergänzend dazu nennt Glatthaar ebenfalls die Verkehrsführung im Allgemeinen als Thema, dazu eine Diskussion um die Gestaltung von Straßen und Plätzen. „Trotz Beteiligungsformaten [gab es] heftige Kritik einzelner Gruppen, vor allem an Provisorien“, so Glatthaar im einleitenden Impuls. Die Belastung für Kunden, Anwohner und Händler durch viele Baustellen tut da ihr Übriges.
Doch Glatthaar findet naturgemäß nicht alles schlecht an der Innenstadt. Tausende Passantenbewegungen täglich, „strahlkräftige Großveranstaltungen“ wie Annotopia oder die Konzertreihe Live im Schloss und Alleinstellungsmerkmale wie „die größte Echt-Eisbahn der Region“ sieht der Oberbürgermeister als Zeichen dafür, dass manche Dinge durchaus auch gut laufen.
Abschließend gab Glatthaar in der Sitzung noch einen kleinen Ausblick. 2026 werde „ein Planungsjahr“ mit eher kleinen Baumaßnahmen. „Schrittweise werden dann in den kommenden Jahren Marktplatz, Burgstraße und Deutschordenplatz bis zur Landesgartenschau saniert“, so der Verwaltungschef.
Wirtschaftsförderer Dr. Tim Schnyder schloss dem eine kurze, aber informative Analyse zum Einzelhandel im Innenstadtbereich an. „Derzeit gibt es etwa 25 leere Ladenlokale unterschiedlicher Größe“, erklärte Schnyder. Zudem gebe es „erhebliche“ Leerstände in Obergeschossen. Die Ursachen laut Wirtschaftsförderer: Sanierungsstau, die gewünschten Mieten und (das Fehlen von) Kurzzeit-Parkplätzen. Im Mietvergleich zeigt sich, dass Bad Mergentheim vergleichbare Summen abruft wie etwa Wertheim, Tauberbischofsheim, Schwäbisch Hall oder Künzelsau. So kostet ein Quadratmeter Einzelhandelsfläche „in guter Innenstadtlage“ (die allerdings nicht näher definiert wird) durchschnittlich 12,50 Euro, für Gastronomie werden 14 Euro und für Büroflächen neun Euro verlangt.
Neben Baustellen gibt es 2026 auch einige Großveranstaltungen
Letztlich müsse die Innenstadt heutzutage aber mehr leisten, als bloßer Standort von Einzelhandel und Gastronomie zu sein. Wohnraum (wo das Angebot in Bad Mergentheim zu gering sei), „qualitätsvoller Aufenthaltsraum“, Arbeitsplatz, Freizeitbereich und Ort „sozialer Vielfalt“ – auch das kann und soll ein Stadtkern sein. Denn wenn diese Faktoren insgesamt erfüllt werden, bringe das „gebundene Frequenz“. Bedeutet übersetzt: Leute kommen in die Innenstadt, weil sie das dort Gebotene unbedingt brauchen.
Und was steht in Sachen Baustellen auf dem Plan? Neben den aktuellen Vorhaben (Sperrung Badweg und Einbau der Poller am Deutschordensplatz) werden 2025 und 2026 wohl zumindest Härterichstraße und Ledermarkt ins Visier genommen, sofern der Gemeinderat entsprechende Beschlüsse fasst. Eventuell werden auch in der Kirchstraße noch Maßnahmen durchgeführt. Das alles steht natürlich unter dem großen Gesamtprozess Landesgartenschau 2034. „Das ist das größte Stadtentwicklungsprogramm des Landes Baden-Württemberg“, verdeutlichte Pressesprecher Carsten Müller. Die eigentliche „Blümchenschau“ bilde da nur den Abschluss des in den Vorjahren Erreichten.
Doch 2026 wird es nicht nur Baustellen geben, auch auf Großveranstaltungen können sich die Bewohner freuen. Ein internationales Oldtimerbus-Treffen (8. bis 10. Mai), der Regionaltag (7. Juni) und die Literaturtage Baden-Württemberg (11. September bis 11. Oktober), dazu läuft 2026 auch das Jubiläumsjahr „200 Jahre Heilquellen“.
Insgesamt ein ausführlicher Einblick aus verschiedenen Perspektiven. Wer während dieser Präsentation die Räte und Ausschussmitglieder beobachtete, der merkte schnell: Da war Redebedarf. Und so wurde nach knapp eineinhalb Stunden dann die offene Aussprache eröffnet. Der Wunsch von Oberbürgermeister Glatthaar, dass es „muntere Diskussionen in jede Richtung und zu jedem Thema“ geben möge, erfüllte sich im Anschluss. Was die Gemeinderäte und Ausschussmitglieder rund um die Innenstadt zu sagen hatten, lesen Sie in einem separaten Bericht.
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