Bad Mergentheim. Wolfgang Maier aus Langenburg hätte gerne 45 bis 50 Millionen Euro in Bad Mergentheim investiert. Er hätte gerne ein neues MediSpa-Hotelprojekt am Kurpark hinter dem bestehenden Parkhotel realisiert und beides baulich miteinander verbunden. Doch dazu kommt es jetzt nicht. Das Projekt ist abgeblasen. Grund: zu viel Bürokratie, zu lange Entscheidungswege und der Denkmalschutz.
Viel Unterstützung aus der Stadt und der Region
Wolfgang Maier hatte die Unterstützung des Oberbürgermeisters, der Stadtverwaltung, des Gemeinderates, der Kurverwaltung, des Landrats und er stieß mit seinem Vorhaben auf viel Zustimmung in der Bevölkerung. Doch all das reichte nicht aus, um das Millionenprojekt in die Tat umsetzen zu können.
Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten redet Wolfgang Maier Klartext: „Die Entscheidung, das MediSpa doch nicht zu realisieren, hatte sich hinter den Kulissen in den vergangenen Monaten schon angedeutet.“ Jetzt zog Maier, wie er bestätigt, die Reißleine und nutzte im November eine Ausstiegsklausel im Vertrag mit der Kurverwaltung.
„Es gab viele Schwierigkeiten und die Lösungen lagen leider nur in weiter Ferne“, bedauert Maier die Entwicklungen sehr. Ganze fünf Jahre sei er an der Sache schon dran und vor Ort sei immer noch nichts Sichtbares passiert: „Meine Ungeduld ist gewachsen, denn ich wollte ja etwas machen, etwas aufbauen“, schüttelt Maier den Kopf und zeigt sein Unverständnis.
„Vor fünf Jahren die ersten Gespräche im Hintergrund“
„Genau vor fünf Jahren waren die ersten Gespräche im Hintergrund und mir gegenüber hieß es immer, dass die Verantwortlichen vor Ort mit aller Kraft helfen wollen, die Wege zu ebnen. Es gab viel Zustimmung und man machte mir große Hoffnung, dass das MediSpa in einem überschaubaren Zeitfenster realisiert werden könnte. Darauf kommt es Investoren wie mir natürlich an“, so Maier. „Okay, dann ist Corona in die Welt gekommen und hat vieles ins Stocken gebracht. Vor drei Jahren, also im Herbst 2021, gingen wir gemeinsam mit Stadt und Kurverwaltung an die Öffentlichkeit und kümmerten uns fortan intensiv um die Vorbereitungen, viel Bürokratie und noch mehr Gutachten, zum Boden und zur Umwelt und vor allem zum Schutz der Heilquellen. Dann hat sich herausgestellt, dass wir wegen des Wasserschutzgebietes nicht mehr als vier Meter in den Boden hineingraben dürfen. Es folgten große Umplanungen in verschiedenen Bereichen und von einst 326 Parkplätzen sind wir zurückgegangen auf nur noch 196.“
Warum ist das 50-Millionen-Projekt MediSPA in Bad Mergentheim ...
Was hat am Ende das Fass zum Überlaufen gebracht? Dazu erklärt Wolfgang Maier: „Das war der Denkmalschutz, ganz klar!“
Im Fokus stehen hier die Umbauten am bestehenden Parkhotel, das aktuell von der Best Western-Gruppe betrieben wird und von ihm übernommen werden sollte. In den Blick geriet aber auch der Hang zwischen der Lothar-Daiker-Straße und der Bismarckstraße, der mit Lodges bebaut werden sollte.
Wenn man hier laut Maier bei den Bauarbeiten auf „historische Denkmäler“ gestoßen wäre, hätte dies mindestens weitere Verzögerungen oder gar einen Baustopp nach sich ziehen können – „das Risiko ist natürlich tödlich“.
„Zehn Monate ohne Antwort! Wir wurden immer weiter vertröstet“
Maier beklagt, dass das Landesdenkmalamt spätestens seit Februar dieses Jahres mit im Boot sei und er bis heute keine klaren Auskünfte bezüglich seines Gesamtvorhabens habe. „Zehn Monate ohne Antwort! Wir wurden immer weiter vertröstet, ob das Parkhotel umgebaut werden darf. So kann man doch nicht arbeiten, so kann ich kein Hotel umbauen, wie ich es brauche, damit es nachher auch funktioniert und von den Kunden angenommen wird. Stattdessen kämpfe ich mit lauter Unsicherheiten. Das kann nicht sein!“ Die vielen Unsicherheitsfaktoren, dazu die enorme Bürokratie und am Ende auch noch der Denkmalschutz haben dem Projekt, so beschreibt es Maier zusammenfassend, den Todesstoß versetzt.
Ist das Projekt gänzlich gestorben? Wolfgang Maier antwortet: Für ihn schon. „Die Zustimmung vor Ort war groß“, alle im Taubertal hätten es gewollt, aber in Stuttgart einige wohl nicht.
„Machtlos gegen die Bürokratie in den Amtsstuben“
„Was soll ich noch alles machen – wir sind jetzt im fünften Jahr und es ging einfach nicht mehr weiter“, wiederholt sich Maier und bedauert sehr, dass die Beteiligten in Bad Mergentheim und im Landkreis wohl auch machtlos gegen die Bürokratie in den Amtsstuben waren.
Einen Alternativstandort werde es nicht geben, sagt Maier auf Nachfrage weiter, denn der Standort direkt am Kurpark sei perfekt für ein neues Hotel mit Medizinischem-Wellness-Angebot gewesen. Über die Lothar-Daiker-Straße hinweg sollte eine Fußgängerbrücke zum Parkhotel hinüber führen und von dort der Zugang hinein in die Parklandschaft Richtung Wandelhalle erfolgen – „diese Träume sind geplatzt“.
45 bis 50 Millionen standen als Investition im Raum. Der größte Teil davon wäre aus der Tasche des Investors gekommen. Geplant waren zuletzt 78 Doppelzimmer und Suiten, sechs Waldlodges mit je vier Wohneinheiten im Hang, insgesamt 248 Betten, 484 Wellness- und Ruheplätze, ein 120 Meter langer Infinity-Pool, ein Restaurant, eine Bar, dazu 28 Behandlungsräume mitsamt Hamam.
Maiers Mawell Resort in Langenburg „läuft hervorragend“, so der Inhaber, der überzeugt war und ist, dass ein MediSpa in Bad Mergentheim ebenso bestens funktioniert hätte. Mit seinen ebenso erfolgreichen Firmen Farmbau Fertigsysteme und Komminvest, die unter anderem Kindergärten und Feuerwehrgerätehäuser in Modulbauweise realisieren, hat Maier die nötige Ausgangsbasis für all seine Aktivitäten.
„Ich wollte den Elan in die Kurstadt mitnehmen“
„Ich wollte den Elan aus Langenburg in die Kurstadt mitnehmen, aber ich möchte jetzt nicht mehr weiterkämpfen, irgendwann ist es auch gut!“ Und Maier kommt nochmals auf das Regierungspräsidium in Stuttgart zu sprechen, zu dem auch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg als eine Abteilung gehört: „Ich ärgere mich schon. Denn es wirkte manchmal so, als ob hier einzelne wie in einer anderen Welt leben würden. Das Zurückgewandte ist wichtiger als die Zukunft? Das denke ich eben nicht und es belastet viele Unternehmer.“
Sollte jemand anderes nun in der Lothar-Daiker-Straße bauen wollen, so ist Maier bereit, die erstellten Gutachten „gerne auch anderen potenziellen Investoren zur Verfügung zu stellen“. Maier abschließend: „Meine volle Konzentration gilt jetzt wieder Langenburg, dem Mawell Resort, dort werden wir erweitern müssen – weil wir so viele Gäste haben. Fünf Jahre lang habe ich mich jetzt intensiv immer wieder dem MediSpa-Projekt gewidmet, aber das muss nun ein Ende haben, wenn nichts vorwärts geht. Man muss wissen, wann man aufhören muss – und ich weiß das zum Glück.“
Info: Die Redaktion bat auch das Regierungspräsidium um eine ausführliche Stellungnahme. Diese lag bis Redaktionsschluss am Dienstag allerdings nicht vor und wird nun am nächsten Tag veröffentlicht.
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