Bad Mergentheim. Verbesserungen an Bushaltestellen, Gehwegen, Sitzgelegenheiten und Aufenthaltsqualität, dazu Vorschläge für neue Fußgänger-Bedarfsampeln und Mittelinseln sowie Tempo-Reduzierungen kamen am Dienstagabend im Bauausschuss zur Sprache.
Mit drei Stadtteilen schaffte es die Stadt Bad Mergentheim im vergangenen Herbst in das Landesprogramm zur Qualitätserfassung von Ortsmitten. Jetzt präsentierte das beauftragte Fachbüro seine Erkenntnisse und Handlungsimpulse zu Edelfingen, Neunkirchen und Herbsthausen. Der Ausschuss nahm alles nach kurzer Debatte zur Kenntnis – wohlwissend, dass es Millionen bräuchte alles auch umzusetzen.
Die Stadtteile Edelfingen und Herbsthausen wurden aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens für das Landesprogramm vorgeschlagen und Neunkirchen aufgrund einer bereits geplanten Änderung an der bestehenden Ortsdurchfahrt. Die Qualitätserfassung lag in den Händen des Büros Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH aus Stuttgart und Oberbürgermeister Udo Glatthaar begrüßte in der Sitzung Lea Dirmeier und Lisa Schmidt, die die Stadträte ins Bild setzten.
Beide betonten, dass das übergeordnete Ziel des Landesprogramms „die Schaffung von lebendigen und verkehrsberuhigten Ortsmitten“ sei. Mit einer intensiven Bestandsaufnahme habe man nun vor Ort Defizite und Potenziale erfasst.
Schwächen und Stärken
In Edelfingen konzentrierte sich das Fachbüro auf die Landstraße (Bundesstraße 290). Als Schwächen in der Ortsdurchfahrt wurden die Verträglichkeit des Verkehrs, fehlende barrierefreie Querungsanlagen für Fußgänger, geringe Gehwegbreiten, dazu fehlende Sitzgelegenheiten und Rad-Abstellanlagen sowie nicht barrierefreie Bushaltestellen aufgeführt. Als positiv wurde die Radarfalle erwähnt, was viele Stadträte schmunzeln ließ.
Das Fachbüro Pesch und Partner schlägt als konkrete Verbesserung den barrierefreien Ausbau der bestehenden Bushaltestellen im Bereich des Ortseingangs – von Unterbalbach kommend – und ebenso vor dem Hotel „Edelfinger Hof“ vor. Weiter wird empfohlen, eine neue Fußgänger-Bedarfsampel auf Höhe der Landstraße 22 zu errichten, um den östlichen und westlichen Teil von Edelfingen besser zu verbinden. Die Schaffung von Aufenthaltsqualität soll in der Grünzone zwischen Rathaus und Bundesstraße erfolgen. Dazu sagte Ortsvorsteher Detlef Heidloff trocken, dass da keiner sitzen wolle, unweit der Bundesstraße.
Auch war die Umsetzung des Lärmaktionsplanes Thema. So rät das Fachbüro zu Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt, um die Lebensqualität der Anwohner zu erhöhen. Zu schmale Gehwege und einige Gebäude an der Bundesstraße, die in einem schlechten baulichen Zustand seien, wurden ebenso noch aufgegriffen. Freie Wähler-Stadtrat Josef Wülk warf ein, dass man die privaten Hauseigentümer zu nichts verpflichten könne, und bekam zur Antwort, dass es Fördermöglichkeiten gebe und sie darauf hingewiesen werden müssten.
Taktile Leitsysteme
Taktile Leitsysteme im Boden, differenzierte Bordhöhen und akustische Signale an vorhandenen Ampelanlagen wurden im Sinne des barrierefreien Ausbaus ebenso vorgeschlagen, woraufhin Inge Basel (FDP) kritisch fragte: „Woher soll das ganze Geld kommen, um all das zu bezahlen?“ Auch hier lautete die Antwort der Vertreterinnen des Fachbüros, dass es zumindest Zuschuss-Programme gebe.
Das Untersuchungsgebiet in Herbsthausen war ebenfalls die Ortsdurchfahrt, die Alte Kaiserstraße/B 290, sowie Teile der Apfeltalstraße. Die Mängel deckten sich weitgehend mit denen in Edelfingen bezüglich schmaler Gehwege, fehlender Ruhebänke und nicht vorhandener Barrierefreiheit an vielen Stellen. Dass die neuen Bushaltestellen „nicht vollständig barrierefrei ausgebaut sind“ und taktile Elemente für Sehbehinderte fehlen, wurde als nicht ideal kritisiert. Stadtbaudirektor Bernd Straub verteidigte dies. Es liege kein Fehler vor, man habe sich auf den barrierefreien Einstieg in die Busse konzentriert.
Mittelinsel oder Kreisel
Für die Kreuzung am Ortsausgang Richtung Riedbach/Crailsheim (Alte Kaiserstraße/Kirschweg) befürwortet das Fachbüro die Errichtung einer Mittelinsel für Fußgänger und Radler, da die Querungsdistanz der Bundesstraße zu groß sei. Oberbürgermeister Glatthaar sprach sich für einen Kreisverkehr an dieser Stelle der B 290 aus, damit ließen sich viele Themen lösen und ein Zeichen für Auswärtige setzen, dass hier das Stadtgebiet Bad Mergentheim beginne.
Ein zusätzlicher Fußgängerüberweg auf Höhe des Friedhofs, des Kinderspielplatzes und des Dorfgemeinschaftshauses, nahe der Blitzer-Säule, wurde von den Expertinnen noch empfohlen. Ortsvorsteher Wilfried Zeihsel begrüßte sowohl dies als auch die Idee baulicher Maßnahmen am Ortsausgang Richtung Riedbach. Sitzgelegenheiten am Kriegerdenkmal und am Sühnekreuz, die Gestaltung einer Mischverkehrsfläche in der engen Apfeltalstraße 1 bis 7 waren weitere Handlungsimpulse für den Stadtteil.
Danach rückte noch Neunkirchen ins Zentrum der Betrachtungen. Es wurde das Gebiet zwischen der Althäuser Straße 5 bis 19 (Ortsdurchfahrt) betrachtet, dazu der Hans-Konrad-Geyer-Platz, ein Stück der Stuppacher Straße und die Straße zur Grundschule am Kirchberg.
Auch hier ein ähnliches Bild wie zuvor: Nicht barrierefreie Straßenquerungen, schmale Gehwege, nicht hindernisfreie Bushaltestellen, eingeschränkte Aufenthaltsbereiche und die fehlende Barrierefreiheit öffentlicher Gebäude, die auch in Herbsthausen kurz angesprochen wurde. Als positiv wurden genannt, die räumliche Gestaltung der Schule und die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30, die damit einhergehende Verträglichkeit des Kraftverkehrs und der Radverkehr.
Trotzdem sehen die Experten auch in Neunkirchen Handlungsbedarf und gaben dazu Impulse. Die schmalen Gehwege in der Althäuser Straße könnten durch eine Neuaufteilung der Verkehrsflächen punktuell verbessert werden. Besonders der Knotenpunkt in der Ortsmitte (Althäuser Straße/Geyer-Platz) sei nicht verkehrssicher. Problematisch seien die starken Höhenunterschiede. Eine Umgestaltung wird dringend angeraten und ist laut Ortsvorsteher Wülk auch schon in Planung.
Vorgeschlagen werden zudem der barrierefreie und mit taktilen Leitsystemen versehene Umbau des Zebrastreifens an der Ecke Althäuser Straße/Zum Käppele sowie die Aufwertung des Platzes vor dem Rathaus.
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