Gemeinderat

Bad Mergentheim: Ärger um Poller, die einen Parkplatz kosten

Die Citygemeinschaft beklagt fehlende Parkplätze und die Stadt hat nun einen durch die neue Poller-Anlage am Deutschordenplatz gestrichen. Der Ärger ist groß.

Von 
Sascha Bickel
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Eine Grafik der Stadt vom April 2024. An dieser Stelle, am Übergang von Kapuzinerstraße auf den Deutschordenplatz, sollten die Poller eingebaut werden, ohne den Verlust von Parkplätzen (rechts). © Stadt Bad Mergentheim

Bad Mergentheim. Große Löcher vor dem Deutschordenplatz, einmal gut vier Meter vor der bisherigen Überfahrtsgrenze und einmal mehr als zehn Meter davor, weisen auf eine Baustelle hin, die für großen Ärger sorgt. Die Stadtverwaltung hat die neue Poller-Anlage nach vorne gezogen und damit mindestens einen Parkplatz an der Schlossmauer vernichtet, den Citygemeinschaft, Gewerbetreibende und Anrainer unbedingt erhalten wollten. Freie Wähler-Stadtrat Stefan Dietz übte im Gemeinderat heftige Kritik.

Die Baustelle in der Kapuzinerstraße am Übergang zum Deutschordenplatz wirft einige Fragen auf, die Freie Wähler-Stadtrat Dietz mit großer Vehemenz am Dienstag in der Ratssitzung öffentlich der Verwaltung stellte. Er sprach von Vertrauensbruch durch nicht eingehaltene Zusagen der Stadt. Die neuen Poller zur Verkehrssteuerung bei der Überfahrt des Deutschordenplatzes würden nicht dort gebaut, wo sie vom Gremium beschlossen wurden und dadurch Parkplätze an der Schlossmauer wegfallen, was eigentlich von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Citygemeinschaft durchweg abgelehnt wird, so Dietz. Oberbürgermeister und Stadtbaudirektor versuchten vergeblich zu beruhigen.

Rückblick auf die Ratssitzung im April 2024: Die Stadtverwaltung und an der Spitze Oberbürgermeister Udo Glatthaar warben für den Einbau der versenkbaren Poller an der Stelle zwischen Burg-Apotheke und Schlossmauer am Übergang von der Kapuzinerstraße auf den Deutschordenplatz und zudem im Bereich Gasthof „Johanniter“/Ecke Pfarrgang und Schlossmauer. In Summe sind es also zwei Poller-Anlagen mit zusammen vier versenkbaren Pollern und zwei mechanisch entfernbaren Pfählen. Das wurde damals im Gemeinderat mit 21:10-Stimmen (bei einer Enthaltung) beschlossen. Einen Wegfall von Parkplätzen an der Schlossmauer hatten zuvor Anwohner und Gewerbetreibende vor Ort samt Citygemeinschaft in einer reinen Hintergrund-Infoveranstaltung der Stadt klar abgelehnt.

Am Dienstag war dann noch seitens der Stadt von einer „Sondierungsbaustelle“ vor dem Tabakladen und der Burg-Apotheke die Rede. Große Löcher wurden mitten in die Straße gegraben. „Das war so nicht abgesprochen. Hier werden die falschen Plätze für die Poller anvisiert“, regte sich Stefan Dietz am Dienstagabend sichtlich auf und unterstellte „unwahre Aussagen“ auf Verwaltungsseite. OB Udo Glatthaar und Stadtbaudirektor Bernd Straub versuchten zu beschwichtigen, räumten aber nicht klar mit der Vermutung auf, dass doch mindestens ein Parkplatz an der Schlossmauer wegfallen werde. Am Mittwoch herrschte dann Klarheit. Für jeden Passanten ersichtlich wurden die neuen Poller etwa vier Meter vor der bisherigen Überfahrtsgrenze zum Deutschordenplatz eingebaut, der angrenzende Behinderten-Parkplatz an der Schlossmauer ist damit erkennbar ein Opfer, sobald die neue Anlage in Betrieb geht.

Die neuen Poller sitzen sichtbar einige Meter vor der bisherigen Überfahrtsgrenze (siehe Durchfahrt-Verbotsschild für Kfz und Motorräder) zum Deutschordenplatz. © Sascha Bickel

Die FN hakten bei der Stadt nach und der städtische Pressesprecher Carsten Müller erklärte am Mittwochnachmittag die Sicht des Rathauses: „Aus den Suchschlitzen und Probebohrungen hat sich noch im Verlaufe des heutigen Tages der endgültige Standort für den Einbau der Poller entwickelt. Mit dem Einbau wurde dann im Sinne einer zügigen Baustellen-Abwicklung umgehend begonnen. Morgen werden die Poller einbetoniert. Am Ende war es Zentimeterarbeit, zwischen Fernwärmeleitungen, Wasser-Abläufen und anderen unterirdischen Systemen überhaupt geeignete Standorte zu finden, um die vier versenkbaren Einbauten nebeneinander aufzureihen. Zudem musste unser Tiefbauamt den benötigten Raum für die Kontaktschleifen mitberücksichtigen. Der finale Standort der Poller-Linie kommt der einstigen Visualisierung aus dem Gemeinderat sehr nahe und ist die weiteste Verschiebung Richtung Deutschordenplatz, die technisch möglich war.“

Weiter teilt Müller mit: „Für die Parkplätze an der Schlossmauer bedeutet dies: Bisher sind dort vier Parkplätze mit einer Länge von jeweils 5,75 Meter. Einer dieser Parkplätze ist ein Behindertenparkplatz. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird es dort drei Parkplätze geben, die mit einer Länge von dann jeweils 6,20 Meter noch komfortabler sind. Einer dieser Parkplätze wird selbstverständlich auch künftig ein Behindertenparkplatz sein. Es wird somit insgesamt ein regulärer Parkplätz entfallen, damit die Poller eingebaut werden können. Das Baum- und Pflanzquartier im Bereich der geplanten Poller wird etwas vergrößert. Dort ist dann auch der Aufbau der technischen Installation vorgesehen, die in den Zeitfenstern der Platz-Sperrung per Kamera-Erfassung für jene Fahrzeuge mit zur Überfahrt berechtigten Kennzeichen die Poller absenkt.“

Die Poller wurden gut vier Meter vor der bisherigen Überfahrtsgrenze zum Deutschordenplatz eingebaut, entgegen der Absprachen im Gemeinderat und mit der Citygemeinschaft sowie den Anrainern. © Sascha Bickel

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Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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