Katholischer Kindergarten St. Josef

Aus Stall und Scheune wurde ein Kindergarten

Die 70-jährige Geschichte der Kleinkindbetreuung in Eubigheim ist auch ein Musterbeispiel für gelebte Ökumene

Von 
Elisabeth Englert
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Die drei ersten Jahrgänge des Eubigheimer Kindergartens mit Schwester Ehrentruda. © Elisabeth Englert

Sie spielen, lernen und sozialisieren sich seit 70 Jahren in den Räumlichkeiten in der Schlossstraße, die Kinder des katholischen Kindergartens Sankt Josef. Dies soll Anlass sein auf die Entstehung dieser Betreuungseinrichtung zurückzublicken.

Eubigheim. Durch Zuzug in den Nachkriegsjahren wuchs nicht nur die Bevölkerung, sondern auch der Wunsch nach einem Kindergarten. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Denn Finanzmittel und Baumaterial waren damals knapp (Kommt uns das aktuell nicht auch bekannt vor?). Unter großen Kraftanstrengungen gelang es Pfarrer Josef Weigand einen Notbehelf im Pfarrhaus zur Betreuung zu schaffen.

Der Raum, in dem sich später die Pfarrbücherei befand, wurde mit dem Nachbarzimmer zu einem großen Kindergartenraum umgestaltet. Ein kleiner Anbau am Pfarrhaus diente als separater Eingang und beherbergte die Toiletten.

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30 Kinder wurden hier fortan ab dem 27. Juni 1948 von Klosterschwestern der im Ort ansässigen Schwesternstation betreut. Von vorherein stand die Einrichtung für beide Konfessionen offen, so dass sie katholische und evangelische Kinder gleichermaßen besuchten. Eine Außergewöhnlichkeit für die damalige Zeit und Zeugnis des guten Miteinanders der Konfessionen im Ort. Da die Räumlichkeiten nur als Provisorium angedacht waren, ging die Suche nach einem geeigneten Wohnhaus für die Schwestern sowie eines Anwesens für den Kindergarten weiter.

Anwesen wurde umgebaut

Fündig wurde man schließlich in der Schlossstraße, in der ein ehemals jüdisches Anwesen, bestehend aus einem rund 100 Jahre alten Wohnhaus, einem Stall mit darüber liegender Scheune sowie angrenzender großer Grünfläche geeignete Bedingungen bot.

Die Nonnen bewohnten ein Stockwerk des Wohnhauses in dessen Erdgeschoss sich unter anderem ein Friseurgeschäft befand. Aufwendig gestaltete sich der Kindergartenbau. Freiwillige Helfer leisteten unterstützt und fachmännisch angeleitet von überwiegend ortsansässigen Handwerkern die Hauptarbeit. Die alte Scheune wurde abgetragen, wohingegen der ebenerdige Stall als Abstellraum beziehungsweise Garage erhalten blieb.

Umzug am 13. Juli 1952

Durch das Zusammenspiel vieler, auch der Erzdiözese Freiburg konnte am 13. Juli 1952 die Räumlichkeit, die nun Platz für 60 Kinder bot, von diesen mit Leben gefüllt werden. Die Einweihung fand unter großer Beteiligung der katholischen und evangelischen Bevölkerung sowie Ehrengästen statt. Abermals ein Zeugnis des respektvollen Miteinanders der Konfessionen.

Nach Auflösung der Schwesterngemeinschaft im Jahr 1967 zeichneten weltliche Kräfte für die Betreuung verantwortlich.

Eingebettet in das Gebäude befand sich mit einem separaten Zugang das sogenannte Kolpingzimmer, das für Jugendgruppenstunden, Sitzungen und dergleichen genutzt wurde.

Nach gut einem Vierteljahrhundert Nutzung wurde wegen Schäden in der alten Stalldecke, also dem Fußboden des Kindergartens, Sanierungsarbeiten unumgänglich. Auch das Kolpingzimmer genügte nicht mehr den Ansprüchen, so dass das Untergeschoss zum Pfarrsaal ausgebaut wurde und seither als Veranstaltungs-, Sitzungs- oder Gruppenraum vom regen Gemeindeleben zeugt. Im frei gewordenen Kolpingzimmer wurde eine Küche für den Kindergarten eingebaut. Um das Gebäude weiterhin zweckmäßig nutzen zu können, standen Mitte der 1990er Jahre weitere Sanierungs- und Anbaumaßnahmen an, abermals unter großem ehrenamtlichem Engagement sowie in konstruktiver Zusammenarbeit von Kirche, Kommune, Bediensteten und Eltern. Zunehmende Bürokratie und Dokumentation erforderten ein Büro. Auch die Sanitäranlagen mussten erneuert werden.

Großzügiges Außengelände

Nichts erinnert heute auch nur im Geringsten an Stall und Scheune. Helle Farben, ein spielende Kinder überspannender Regenbogen, warme Holzmöbel und vieles mehr begrüßen die Eintretenden und schaffen eine angenehme, freundliche Atmosphäre.

Auf dem rückseitig gelegenen Spielgelände mit seinem natürlichen Baumbestand, Sandkasten, Rutsche, Schaukeln oder Hochbeeten können die Kinder nach Herzenslust toben, reifen, sich zurückziehen, sich entwickeln und einfach Kind sein.

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