Osterburken. Es war noch nicht ganz 9 Uhr am Samstag, da tummelten sich schon zahlreiche Bürger, Gemeinderatsmitglieder und Bürgermeister Jürgen Galm zusammen mit Mitarbeitern der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung (KE), allen voran Nadia Kasper-Snouci, auf dem Osterburkener Bahnhofsvorplatz. Alle wollten im Rahmen einer Ortsbegehung und eines anschließenden Bürgercafés der Frage auf den Grund gehen: Was soll mit dem Bahnhofsareal passieren? Gemeinsam sollten Ideen zu Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten ausgetauscht werden. Anschließend wollte man gemeinsam Vorschläge und Handlungsmöglichkeiten erarbeiten.
Zielsetzung vorgestellt
Grundlegende Informationen und weiteres Vorgehen
- Das Bahnhofsareal umfasst das Bahnhofs- und Postgelände (zusammen rund 1,5 Hektar groß) sowie das Areal der ehemaligen Opfermann-Stiftung.
- Alle Gebäude befinden sich im Eigentum der Stadt.
- Täglich besuchen rund 3500 Personen den Bahnhof.
- Das Areal liegt im Sanierungsgebiet Altstadt, welches noch bis 2023 Bestand hat. In diesem Zeitraum können Fördergelder für bestimmte Vorhaben beantragt werden
- Nachdem die Ideen des Bürgercafés und des Gemeinderats (Treffen fand bereits im November statt) durch die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung gesammelt wurden, wird anhand dieser Punkte eine Machbarkeitsstudie erstellt sowie zwei Konzeptvarianten ausgearbeitet.
- Anhand dieser findet dann ein landschaftsbaulicher Realisierungswettbewerb statt.
- In einer dritten Phase sollen die Grundstücke an Investoren vergeben werden, damit diese die Projekte umsetzen und vermarkten. nb
Nachdem Bürgermeister Jürgen Galm und Nadia Kasper-Snouci alle Teilnehmer begrüßt hatten, stellte die Projektleiterin kurz das Ziel des Treffens vor: „Gemeinsam mit Ihnen wollen wir heute ein nachhaltiges und wirtschaftliches Konzept erarbeiten, um das Bahnhofsareal langfristig aufzuwerten.“ Dabei stehe die Neuordnung und Belebung des Ortes im Mittelpunkt. „Heute geht es konkret um die Frage: Was soll erhalten bleiben? Wo ist ein Abriss und wo ein Neubau sinnvoller? Welche Ideen und Vorschläge haben Sie zu den jeweiligen Bereichen?“, forderte sie die Bürger anschließend auf, sich zunächst Gedanken zum Bahnhofsgebäude zu machen.
„Der Bahnhof ist ein präsentes und wunderschönes Gebäude. Eine Art Visitenkarte der Stadt“, sagte sie. Allerdings sei er auch „ein Klotz am Bein“ der Stadt, da das Grundstück wohl auch erworben wurde, um eine „Fehlentwicklung“ im Zentrum von Osterburken zu vermeiden. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz und mache von außen einiges her. „Im Inneren zeichnet sich aber ein anderes Bild“, so die Projektleiterin. Wasserschäden, Stockflecken, Risse in den Wänden und Bodenabsenkungen – „Man müsste komplett kernsanieren und wahrscheinlich auch einen neuen Grundriss erarbeiten.“ Außerdem werden einige Räume noch durch die Bahn genutzt. Das müsse auch weiterhin so bleiben, erklärt Kasper-Snouci.
Dennoch brachten die Bürger einige Ideen vor, was am Bahnhof realisiert werden könnte. Ein Bürger schlug vor, einen zentralen Durchgang herzustellen, so dass man direkt von den Gleisen zum Vorplatz gelange. Andere Ideen waren Gastronomie anzusiedeln, die Türme als Wohnfläche zu nutzen oder Büroräume im Bahnhof einzurichten. Durch die gute verkehrstechnische Anbindung könne man auch überlegen, einen anmietbaren Versammlungsraum für Firmen oder Verbände zu schaffen, schlug ein Teilnehmer vor.
Auch zum Bahnhofsvorplatz gab es Anregungen, denen jedoch Probleme entgegenstehen. Wie Nadia Kasper-Snouci verdeutlichte, gebe es den Bussteig, der auch zukünftig gebraucht werde, da Osterburken einen wichtigen Knotenpunkt für den Nahverkehr darstelle. Die Bürger schlugen vor, die Haltestellen an einen anderen Ort auf dem Gelände zu verlegen, um vor dem Bahnhof eine offene und einladende Fläche, beispielsweise mit Außengastronomie, herzustellen.
Ist überhaupt Interesse da?
Dabei kam die Frage auf, ob das Bahnhofsgelände im Besitz der Stadt bleiben solle oder ob sich ein Investor finden ließe, der die Projekte umsetzt. Bürgermeister Galm sagte, dass dazu noch keine finale Entscheidung getroffen wurde: „Bisher ist alles vorstellbar.“ Sollte die Stadt den Bahnhof sanieren und umbauen, könne man auf Fördermittel zurückgreifen. Aber Projektleiterin Kasper-Snouci machte auch klar, dass eine Menge Geld investiert werden müsse, weshalb nach einem Investor gesucht werde, der „die Projekte im Sinne der Stadt umsetzt“.
„Gibt es denn Investoren, die Interesse an einem solchen Gebäude hätten?“, wollte ein Bürger wissen. Galm entgegnete, dass das Interesse am Bahnhofsgebäude alleine wohl nicht so groß sei, weshalb man das komplette Areal ins Blickfeld von Investoren bringen möchte.
Weiter ging es zum Parkplatz in Richtung Unterführung. Die Stellplätze dort müssten wegen „Dienstbarkeiten“ erhalten bleiben. Auch am Bahnsteig könne nicht viel getan werden, wie sich herausstellte. Er sei immer noch in Besitz der Bahn und die Überdachung sei ebenfalls denkmalgeschützt. Dennoch könnten die Bürger sich dort eine offene Toilette, ein Café sowie Informationen zur Römerstadt für ankommende Besucher vorstellen.
Das Postgebäude von 1867 hielt ebenfalls Überraschungen bereit: „Aufgrund des Alters ist zu befürchten, dass Schadstoffe aller Art zu finden sind“, sagte Kasper-Snouci. Zudem befinde sich ein Luftschutzbunker unterhalb des Gebäudes, der die Abbruchkosten in die Höhe treibe. Der Grundriss sei ebenfalls nicht mehr zeitgemäß und die Wärmedämmung lasse zu wünschen übrig. So war man schnell einer Meinung, das Gebäude abzureißen und den Bussteig dorthin zu verlegen. Allerdings könnten die Rückbaukosten aufgrund der Altlasten beträchtlich sein, sagte Kaspar-Snouci.
Abreißen und neu bauen war auch die Idee für das „Konglomerat“ an Gebäuden der Opfermann-Stiftung. Allerdings müsse bedacht werden, Ersatzräume für das Fitnessstudio und das Bistro „Return“ zu finden. Außerdem gebe es laufende Mietverträge. „Der letzte läuft 2030 aus“, sagte die Projektleiterin und wies darauf hin, dass auf diesem Gelände Bodenverunreinigungen vorhanden sein könnten, da dort ehemals ein Agrarhandel angesiedelt war. Ein Bürger schlug vor, Wohngebäude für Studenten zu errichten. Mit der Bahn habe man es nach Heilbronn, Würzburg und Mosbach nicht weit. Auch ein Bürogebäude oder die Schaffung von Freizeitangeboten könnte man sich vorstellen.
Letzter Halt war der „Park & Ride“-Parkplatz mit rund 80 kostenfreien Stellplätzen. „Auch diese Parkplätze müssen erhalten bleiben, beziehungsweise Ersatz geschaffen werden“, so die Projektleiterin zu Beginn. Da war es naheliegend, dass die Bürger den Bau eines Parkhauses vorschlugen. Auch wurde über das Verlegen des Netto-Marktes nachgedacht, um mehr Fläche für weitere Projekte zur Verfügung zu haben. Außerdem kam erneut die Idee für einen Busbahnhof auf. Gegenüber dem Netto-Markt befindet sich ein weiteres unbebautes Grundstück, das ebenfalls zur Opfermann-Stiftung gehört. Dort könnten ein Wohngebäude mit mehreren Wohnungen errichtet werden, schlugen einige Teilnehmer vor.
Fragestellungen bearbeitet
Die Ideen, die bei der Bürgerbegehung gesammelt wurden, galt es, im Anschluss im Rahmen des Bürgercafés noch einmal schriftlich festzuhalten und anhand von vier Fragestellungen zu vertiefen. Diese lauteten: Welche Stärken und Schwächen hat das Areal? Welche Wünsche sollten bei der Quartierentwicklung berücksichtigt werden? Welche Voraussetzungen in Bezug auf die Nutzung und die bauliche Qualität sollten erfüllt sein? Welche Bedürfnisse in Bezug auf Mobilität, Frei- und Grünflächen sowie öffentliche Plätze sollten erfüllt sein?
Dazu bildeten die Bürger Arbeitsgruppen, in denen die Fragen der Reihe nach bearbeitet wurden. Die Ergebnisse dieses Bürgercafés werden von der KE anschließend zusammengetragen und dem Gemeinderat in einer Sitzung präsentiert. Anschließend können die nächsten Schritte eingeleitet und eine Machbarkeitsstudie erstellt werden.
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