Naturerlebniswoche in Sennfeld - Informative Wanderung im idyllischen Fischbachtal / Wiesenbewässerung vorgestellt

Wissenswertes über "Gumpen" und "Kolken"

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Naturerlebnisführer Siegmar Schneider erklärte den Teilnehmern der informativen Wanderung im Fischbachtal den chemischen Prozess der Tuffriegelbildung.

© Häfner

Sennfeld. Nur eine der geplanten zwei Aktionen im Rahmen der landesweiten Naturerlebniswoche konnte am Wochenende in Sennfeld stattfinden: Da es am Sonntagvormittag regnete, fiel die vorgesehene Radtour auf dem Skulpturenradweg ins Wasser. Am Nachmittag schien allerdings die Sonne, und 40 Teilnehmer beteiligten sich am zweiten Programmteil, einer informativen Wanderung im idyllischen Fischbachtal unter der Leitung von Siegmar Schneider, Rektor der Grundschule Roigheim im Ruhestand.

Die Teilnehmer im Alter von sieben bis über 77 Jahren, waren von den fachkundigen Ausführungen des Naturerlebnisführers beeindruckt, der in die wunderbare Welt des Fischbachtals entführte. Seine "Ansage" lautete: "Nur was man kennt, kann man schützen".

Bürgermeister Klaus Gramlich stellte die Grundidee der Naturschutzwoche vor. Landesweit fanden vom 28. April bis zum 6. Mai über 260 Veranstaltungen zum Thema Naturerlebnisse statt. Der Skulpturenradweg, das gemeinsame Projekt der Städte und Gemeinden Adelsheim, Osterburken, Ravenstein, Rosenberg und Seckach, ist seit drei Jahren mit dabei, erklärte das Stadtoberhaupt.

Naturerlebnisführer Schneider erläuterte zunächst anhand eines Schaubilds den geschichtlichen Abriss der Wiesenbewässerung im Fischbachtal. Über 161 unterschiedliche große Wiesen, die von 62 Besitzern zur Gras- und Heuwirtschaft genutzt wurden, habe es im Jahr 1896 gegeben. Erst 1912 wurde eine verbindliche Wasserordnung vorgeschrieben, betonte Schneider. Die Wiesen seien in der Regel nur einmal im Jahr, nach der Heuernte im Juli, bewässert worden. Die einzelnen Eigentümer sprachen sich untereinander ab.

Wegen der Fischerei und der anderen Nutzern musste immer ein bestimmter Wasserdurchfluss im Bach erhalten bleiben. Jedes Wehr sei für rund acht Tage geschlossen worden. Da die Gräben nahezu horizontal angelegt waren, konnte man mit den Schiebern im Wehr den Wasserstand so regulieren, dass die Gräben überliefen. Das Wasser lief auf der gesamten Länge in die Wiesen hinein und stand etwa zwei Zentimeter über der Grasnarbe.

Die Wandergruppe startete danach talaufwärts. Schon nach einigen hundert Metern war der wunderbar blaue Fischbach zu bewundern. Die Reste der Wehre für die Stauung am Bach wurden besichtigt. Begriffe wie "Schütz" und "Schlund" wurden erklärt und die Arbeit der Grabenknechte vorgestellt. Wassermeister und Wasserknechte haben damals bei Notwendigkeit den Wasserzulauf durch die Schlitzgräben in die Grundstücke bestimmt. Wenn keine Aufsicht da war, so Schneider, kam es auch vor, dass "dem anderen das Wasser abgegraben wurde", obwohl dies streng verboten war. Auch in den kleineren, schmaleren Seitentälern gab es früher überall Wiesen. Man habe dort allerdings ein einfacheres Bewässerungssystem benutzt.

Näher befasste sich Schneider mit den "Gumpen" im Fischbach, die an bestimmten Stellen rund zwei Meter tief sind. Sie wurden mit einem alten Maß vermessen und die durchschnittliche Wassermenge von rund vier Liter pro Sekunde ermittelt - früher waren es 40 Liter pro Sekunde. Gumpen sind beckenartige Strudeltöpfe, so Schneider, die von Gebirgsbächen in den felsigen Untergrund des Bachbetts erodiert werden. Sie entstehen oft in dichter Folge und gestalten dann das Bachbett stufenförmig. Dadurch bildet der Bach Kaskaden. Die damit verbundene weitere Vergrößerung dieser Strudeltöpfe hebt die "Gumpen" von "Kolken" ab. Je nach Gefälle des Baches geht der Prozess der "Gumpenbildung" in die Entstehung eines Wasserfalls über.

Zum Abschluss dankte Marlies Ebel-Walz von der Wirtschaftsförderung des Zweckverbandes RIO Siegmar Schneider für den informativen und lehrreichen Nachmittag sowie den Teilnehmern für ihr Interesse und dem "Historischen Arbeitskreis" des Sennfelder Heimatvereins für die Bewirtung im Anschluss an die Wanderung. jüh

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