Adelsheim. Zwei Nachmittage rauchten die Köpfe bei Workshops im Zusammenhang mit dem Förderprojekt „Lebendiges Adelsheim“. In diesem Rahmen erhält die Stadt Bundeszuschüsse für Attraktivitätssteigerungen der Innenstadt.
Das Programm in der Aula der Martin-von-Adelsheim-Schule war an beiden Tagen, am Freitag und am Samstag, jeweils gleich, so dass Interessierte den für sie passenden Termin auswählen konnten. Zum Auftakt am Freitag konnte Bürgermeister Wolfram Bernhardt den rund 30 Teilnehmern eine frohe Botschaft verkünden: „Heute endlich kam der Zuwendungsbescheid“, so das Stadtoberhaupt. Gut 1,8 Millionen Euro stehen in den nächsten drei Jahren zur Verfügung. Das Ziel: Die Adelsheimer Innenstadt fit für die Zukunft machen.
Los ging der Nachmittag mit einer allgemeinen Vorstellung des Förderprogramms, mit dem der Bund deutschlandweit etwas für den Einzelhandel tun will, denn dieser lag darnieder, bedingt durch die Coronaphase, aber auch aufgrund der Konkurrenz durch den Onlinehandel, so Bernhardt. Gefördert werden Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung, investive wie nicht-investive.
Innenstadt ist Plangebiet
Der Bürgermeister erinnerte an die Ausschreibung des Programms im Juni 2021 und die eingereichte erste Skizze, der ab November 2021 nach einem positiven Bescheid eine Verfeinerung folgte. Plangebiet ist die Innenstadt Mit der Marktstraße etwa von der Abzweigung Richtung Seckach bis zur Einmündung der Bahnallee in die Untere Austraße. Da die Ortsdurchfahrt voraussichtlich erst Ende 2024/Anfang 2025 offiziell als Bundesstraße entwidmet werde, könne man vorher nicht mit dem Umbau beginnen, was aber nicht unbedingt als Nachteil zu sehen sei. Ganz so einfach und unbürokratisch wie es zunächst schien, entwickle sich das Programm leider nicht, bedauerte Bernhardt.
Man habe einen vorzeitigen Baubeginn bewilligt bekommen, so dass die Planer des Büros „Endboss“ aus Hannover im Juli 2022 loslegen konnten. „Under cover“ - also ohne sich als Planer zu erkennen zu geben - arbeiteten vier „Praktikanten“ von Endboss eine Woche in Adelsheimer Betrieben mit, um den Alltag, die Potenziale und die Probleme der Stadt kennenzulernen. Nach einer weiteren Aktionswoche Ende Juli sei bereits klar gewesen, was den Adelsheimern besonders fehlt: Gastronomie und ein Ort, um sich zu treffen, berichteten die Projektleiter Ivana Rohr, Carla Schumann, Lina Reulecke und Robin Höning. „Endboss“ richtete deshalb im Sommer kurzerhand eine temporäre Gastronomie auf dem Rossparkplatz ein, die bestens funktionierte.
Ein besseres Nahverkehrsangebot, eine transparentere Kommunikation oder mehr Sicherheit im Radverkehr waren nur einige der weiteren Wünsche der Bürger. Aber es sei auch deutlich geworden, so Ivana Rohr, dass viele „verborgene Potenziale“ in den Adelsheimern stecken - man „mache“ einfach, und das funktioniere.
Dieses Potential sollte im weiteren Verlauf des Nachmittags entdeckt und kanalisiert werden. Dazu zogen sich die Teilnehmer je nach Interesse zu Workshops in Klassenzimmer zurück. Eine Gruppe beschäftigte sich mit Kommunikation und Marketing: Wie möchte sich Adelsheim künftig nach Innen und Außen präsentieren? Was hat die Stadt zu bieten und wo liegen ihre Besonderheiten? Die zweite Arbeitsgruppe hatte das Thema „Belebung der Innenstadt durch kulturelle Angebote“. Dabei ging es konkret um unkonventionelle bürgerschaftliche Ideen für eine generationsübergreifende Gastronomie, beispielweise in Form eines genossenschaftlichen Betriebs sowie um einen sogenannten „dritten Ort“, an dem man ohne Konsum zusammenkommen kann.
Nicht zuletzt war die Zukunft des Einzelhandels Thema einer Arbeitsgruppe. Die Frage ist, wie Adelsheim es schaffen kann, aktiv einer Verödung der Innenstadt entgegenzuwirken? Gibt es vielleicht auch hier unkonventionelle und ortsspezifische Lösungen, die gemeinschaftlich entwickelt werden könnten?
Beirat als Anlaufstelle
Weitere Themen des Nachmittags waren der zu gründende Beirat Innenstadt und das geplante Citymanagement. Eine Person oder auch mehrere sollen eine Anlaufstelle für alle Ideen im Rahmen des Förderprojekts bilden. Die Ausschreibung der Stelle wir nun angegangen.
Nicht nur einmal erinnerten die Planer und der Bürgermeister daran, dass es für den Aktionszeitraum Geld für unkonventionelle Vorhaben gebe und das man das daher nun zügig angehen müsse - danach aber müssen die Vorhaben sich verfestigen und selbst tragen.
Nach etwa 90 Minuten Workshop-Arbeit trafen sich die Teilnehmer wieder zu einem gemeinsamen Abschluss mit Bericht aus den Arbeitsgruppen. Am Samstag fand ein zweiter Projektnachmittag statt. Zum Abschluss zieht Bürgermeister Wolfram Bernhardt ein „durchweg positives Feedback“ aus den Workshops: „Die Diskussionen verliefen sehr angeregt und es wurden viele neue Impulse für den Gesamtprozess gesetzt.“ Der nächste Schritt sei nun, diesen Prozess zu verstetigen und von der Ideenfindungsphase in die Umsetzungsphase zu überführen. sab
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