Adelsheim. Alle Macht den Narren: Unter diesem Motto zog am Donnerstag die große Gäässwärmerschar aus Elferräten, „Hexen“, „Gäässen“ und Trachten, begleitet von der Feuerwehr und Stadtkapelle, vom „Roten Platz“ kommenden durch die Marktstraße zum „Dr. Erich-Häußler-Platz“ vor das Rathaus. Zuvor hatten die Adelsheimer Narren bereits den ganzen Tag über das Baulandstädtchen unsicher gemacht und verdiente Mitglieder geehrt.
Im Rathaushof versammelten sich bereits viele Schaulustige, um die närrische Machtübernahme aus nächster Nähe mitzuerleben. Sitzungspräsident Marius Zetzmann hieß im Namen der Zunft alle Besucher willkommen. Nach dem Verlesen der Kapitulationsurkunde durch den Büttl Michael Sauter ging dann alles auch ganz schnell. Hexe und Gäässe stürmten das Rathaus der Stadt. Ohne große Gegenwehr ließ sich Bürgermeister Wolfram Bernhardt aus dem Gebäude führen. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, er sei froh sein Amt für eine kurze Zeitspanne abgeben zu können.
Windpark als Schuldenbremse
In seiner anschließenden Entmachtungsrede ging Zetzmann auf den Sparzwang ein, der auch vor der Stadt Adelsheim nicht halt macht. „Des Wort spare sollt mer streiche, es is und bleibt doch immer des gleiche. Spart Energie – dreht Heizung ab, lieber kee Feuer, mir hewe des satt“ so Zetzmann. Auch eine Idee wie Adelsheim den enormen Schuldenstand abbauen kann hatten die Fasnachter im Gepäck: „Also muß es die Windkraft bringe, die bringt de Schuldesack zum klinge […] im Waidachswand schee eingebett, de Wind bringt Geld un Geld stinkt net.“
Bürgermeister Wolfram Bernhardt überließ der Gäässwärmerzunft sehr gerne Schlüssel und Schuldensack und lud diese auch ein direkt mit dem Regieren zu beginnen. „Geht nei zum verwalte ins städtische Haus und habt kee Sorch, die Heizung is aus. Die Info bekam ich, Gott vergelts, ihr hebt laut der Info en dicke Pelz.“
Anschließend ging das Stadtoberhaupt noch einmal auf die langanhaltende Maskenpflicht ein, die im Rathaus nun nicht mehr gelte. Danach übergab Bernhardt, als letzte Amtshandlung, den Stadtschlüssel sowie die leere Stadtkasse. Als Zugabe erhielt die Zunft noch den prall gefüllten Schuldensack der Stadt. Nach einer gemeinsamen Schunkelrunde zog die illustre Schar zur Jakobskirche, um dort den Narrenbaum abzuholen.
Narrenbaum aufgestellt
Der Zug führte unter den Klängen der Stadtkapelle durch die Marktstraße in die Seestadt, wo der Narrenbaum von Bauhofmitarbeitern aufgestellt wurde. Ralf Ulrich verkündete: „Der Narreboom wurd’ ufgestellt, und närrisch ist die ganze Welt – am närrischste im ganze Land, ist Alleze am Seckachstrand“. Danach wurde zum Allezer Fastnachtsschlager „Hopp-Karline“ um den Baum getanzt. Nachdem man dem Schattenkabinett der Stadt und den Aktiven und Elferräten grobgünstig den Schnaps eingeschenkt hatte, verlas Michael Sauter die Urkunde zum Gäässwärmer, die an den schrecklichen Seestadtbrand im Jahr 1864 erinnert und den Gäässwärmern ihren Namen gab: „In alten Zeiten meldet der Chronist, ein harter Winter gewesen ist. Damit die Gääss nicht leidet große Pein, machte der Balzele ein Feuerlein – dies aber wäre auserkommen, und Stall und Gääss sind elend verbronnen“. Symbolisch wurde die „Gääss“ entfacht, getreu dem Fastnachtsvers „Die Seestadt brennt, un a die Gääss, jetzt wird es alle Narre heeß, die Stimmung steigt, der Jolly lacht, in Alleze is Fasenacht“.
Nach dem die Seestadt nun symbolisch brannte und die Macht in Adelsheim nun bis Aschermittwoch in den Händen der Narren liegt, lud Marius Zetzmann noch in die Tiefgarage des Rathauses ein. Dort wurde die Allezer Fasenacht noch ausgiebig gefeiert.
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