Adelsheim. Im „Fairkauf“ in Adelsheim ist bereits früh am Morgen viel los. Die Mitarbeiter rund um Tatjana Maul, Leiterin des Ladens, sortieren Lebensmittel und füllen die Regale auf. Der ehemalige Caritas-Laden, der nun vom DRK-Kreisverband Buchen betrieben wird, versorgt Bedürftige an sechs Tagen in der Woche mit Nahrungsmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs. „Jeden Tag kommen etwa 50 bis 60 Personen“, berichtet Maul. Um sich mit Lebensmitteln versorgen zu können, benötigen die Menschen einen Berechtigungsausweis, der vom DRK ausgestellt wird. Um diesen zu erhalten, muss ein Einkommensnachweis vorgelegt werden.
Aussortierte Ware
Die Lebensmittel, die zum Kauf angeboten werden, erhält „Fairkauf“ von insgesamt 17 Supermärkten aus der Region: von Möckmühl über Schefflenz bis nach Walldürn und Hardheim. „Dort werden sie aussortiert und von uns abgeholt“, erklärt Steffen Horvath, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Buchen. Das passiert in den frühen Morgenstunden. Ehrenamtliche Mitarbeiter transportieren die Produkte dann in die Lachenstraße nach Adelsheim. Dort wird die Ware auf Mängel geprüft und anschließend ins Regal geräumt. Allerdings schrumpft die Menge an abgegebenen Lebensmitteln seit geraumer Zeit, wohingegen die Zahl der Bedürftigen zunimmt – ein großes Problem, vor dem man in Adelsheim steht.
Haltbare Produkte gesucht
Frische Produkte wie Obst und Gemüse seien oft ausreichend vorhanden, so gibt es aktuell viele Kartoffeln, Zwiebeln, Orangen und Äpfel in den Regalen. Jedoch seien gerade langhaltbare Lebensmittel Mangelware, erklären Maul und Horvath. „Diese Produkte verkauft der Supermarkt selbst, weshalb wenig abgegeben wird“, erklärt der DRK-Geschäftsführer. Es fehlen beispielsweise Nudeln, Reis oder Milchprodukte. Auch weil viele Supermärkte Rettertüten anbieten oder bald ablaufende Ware 30 oder 50 Prozent günstiger verkaufen, kommt weniger im Laden des DRK an. „Auf der einen Seite ist es schön, wenn etwas gegen Lebensmittelverschwendung getan wird. Andererseits waren das früher die Lebensmittel, die wir abgeholt haben“, erklärt Horvath.
Wenn die gespendeten Lebensmittel in Adelsheim ankommen, werden sie von den Ehrenamtlichen zunächst kontrolliert, ehe sie im Regal landen. Außerdem werden nicht immer alle Lebensmittel gleichzeitig ins Regal gestellt. So werden manche Produkte auch auf mehrere Tage verteilt angeboten, damit nicht alles gleich vergriffen ist.
Um 10.30 Uhr öffnet „Fairkauf“ seine Türen. Dann können zwei Stunden lang bedürftige Menschen einkaufen. Dabei wird auch auf die Größe der Familie geachtet: „Eltern mit mehreren Kindern dürfen sich mehr Lebensmittel mitnehmen“, erklärt Maul.
Den Verantwortlichen ist wichtig, dass das Essen nicht kostenlos angeboten wird, obwohl die Bedürftigen selbst wenig Geld haben. „Es geht darum, dass die Lebensmittel einen Wert haben“, erklärt Horvath. Deshalb kosten die Artikel einen kleinen Prozentsatz des normalen Supermarktpreises. Die Ladenmiete, Sprit- und Stromkosten oder Reparaturen der beiden Sprinter würden damit nicht gedeckt werden, erklärt Horvath. „Es ist ein Drauflegegeschäft. Wir sind auf Spenden angewiesen“, sagt er.
Deshalb freut man sich auch über Lebensmittel- oder Geldspenden von Privatpersonen und Firmen – gerade jetzt in der Weihnachtszeit. Diese können von Montag bis Samstag ab acht Uhr bei „Fairkauf“ abgegeben werden. Auch weitere ehrenamtliche Helfer werden gesucht, so Horvath. Die Stadt rufe ebenfalls zu Spenden für „Fairkauf“ auf, für finanzielle Unterstützung fehlten allerdings die Mittel, erklärt Bürgermeister Wolfram Bernhardt.
Er findet es außerdem schade, dass es gerade für so wichtige Einrichtungen keine Unterstützung vom Staat gibt: „Wir verhindern Lebensmittelverschwendung und helfen bedürftigen Menschen. Es gibt wohl wenig sinnvollere Dinge“, meint er. Denn weggeschmissen wird beim DRK übrigens so wenig wie möglich. „Das Essen, das wir nicht mehr anbieten können, geben wir an Kleintierzüchter ab“, sagt Steffen Horvath. So schließe sich ein Kreis.
Weiterer Laden in Buchen geplant
Für das DRK war es Ende 2021, als die Caritas ihren Laden schließen wollte, keine Option, dabei einfach zuzusehen. Denn viele Leute sind auf ihn angewiesen. Sie kommen aus Hardheim oder Krautheim nach Adelsheim gefahren, meist mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um dort einzukaufen. „Wir decken hier fast den halben Neckar-Odenwald-Kreis ab“, schildert Horvath. Der nächsten Laden ist dann nämlich wieder in Mosbach zu finden.
Deshalb soll ein weiterer DRK-geführte „Fairkauf“ in Buchen eröffnet werden. Allerdings gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Standort schwierig: „Man muss den Laden mit Lieferwagen erreichen können“, erklärt Geschäftsführer Horvath. Dementsprechend sei ein Laden in der Fußgängerzone keine Option.
Wer spenden möchte, kann das auf der Seite des DRK-Kreisverbands Buchen, unter www.drk-buchen.de/jetzt-spenden, tun.
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