Wenn man etwas schnell erledigen möchte, kommt einem ja gerne mal etwas dazwischen. Etwas, das einen ziemlich unhöflich ausbremst und dann selbst das Kommando übernimmt. Dieses Etwas kam mir neulich in Form eines Einkaufswagens in die Quere. Ich wollte nur kurz ein paar Kleinigkeiten besorgen und suchte mir der Einfachheit halber den Einkaufswagen aus, der mir am nächsten stand – also den in der längsten Schlange. Eigentlich hätte mich dieser „Stau“ stutzig machen müssen, hat er aber nicht. Euro rein und los geht‘s, dachte ich mir. Doch es tat sich nichts. Der Wagen blieb, wo er war, und gehörte eindeutig zu der bockigen Sorte.
Es folgten unwürdige Szenen des Rüttelns und Schüttelns, die bei anderen oft recht lustig aussehen, bei denen man selbst aber am liebsten im Boden versinken würde. Also, schnell den Euro wieder `rausholen und einen anderen Wagen probieren. Nichts da - der Euro hatte sich offensichtlich im Schlitz häuslich eingerichtet und war letzten Endes nur mit großem Fingerspitzengefühl dazu zu bewegen, wieder herauszukommen.
In der Zwischenzeit hatten sich die anderen Wagenreihen geleert, nur ein Exemplar war – welch ein Glück – noch übrig. Es lief wie am Schnürchen: Euro rein, Wagen raus, und mit Verspätung in den Markt hinein.
Doch rasch wurde mir klar, warum dieses Gefährt so einsam in seiner Reihe im „Wagenstall“ angebunden war: Ein Rad eierte und das Vehikel quietschte auch noch unangenehm.
Wer wissen wollte, ob ich mich gerade in der Obst- oder Tierfutterabteilung befinde, musste einfach nur seinem Gehör folgen. Einen nicht von der Hand zu weisenden Vorteil hatte das Ganze dann aber doch: Niemand lief oder stand mir im Weg herum, denn jeder schaute, was denn da so nervtötende Geräusche von sich gibt, und wich uns, dem quietschenden Gespann und der Schicksalsgemeinschaft auf Zeit, freiwillig aus.
Schneller als gedacht war ich deshalb auch schon wieder an der Kasse. Fast wären mein Einkaufswagen und ich noch Freunde geworden.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Aufgelesen Rütteln und schütteln
Sabine Holroyd zum Thema bockige Einkaufswagen