Kommentar Preiserhöhung bei Müllgebühren: Fehler im System

Ralf Scherer zur Erhöhung der Müllgebühren

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Ralf Scherer
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Sind wir doch mal ehrlich. Als Gebührenzahler sind wir hier ja quasi unter uns. Wenn Sie abends die halbleere Restmülltonne an die Straße rollen: Überlegen Sie da nicht auch manchmal, ob irgendwo im Haus etwas herumliegt, das noch schnell mitentsorgt werden könnte? Der ungenutzte Stauraum im Abfallbehälter ist schließlich teuer bezahlt. Und der Müllwagen kommt ja eh.

Oder wie es Alois Gerig in der Kreistagssitzung ausgedrückt hat: „Mann beziehungsweise Frau findet bei uns offensichtlich immer etwas, das zusätzlich in der Restmülltonne entsorgt werden kann.“

So menschlich und nachvollziehbar dieser Gedanke ist, so deutlich zeigt er den Konstruktionsfehler im System der Abfallentsorgung im Neckar-Odenwald-Kreis auf: Anreize für Müllvermeidung gibt es nicht. Wer wenig Abfall produziert, wird dafür nicht ausreichend belohnt.

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Die vom Kreistag beschlossene Gebührenerhöhung mag nun zwar kurzfristig Linderung verschaffen. Das falsche Signal ist sie trotzdem – und wird das Problem auf Dauer auch nicht lösen können. Eine mutige Grundsatzdiskussion über das defizitäre und wenig nachhaltige Konzept darf jetzt nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden. Leistungen und Gebührensystem müssen auf den Prüfstand gestellt werden. Denkverbote darf es dabei nicht geben.

Sonst droht womöglich schon im kommenden Jahr die nächste unerfreuliche Überraschung. Weil es am Ende dann doch wieder am vermeintlich einfachsten ist, auf Sicht zu fahren und die Kosten auf die Gebührenzahler abzuwälzen.

Unabhängig davon bleibt es auch uns Verbrauchern nicht erspart, die eigenen Entsorgungsgewohnheiten ebenso kritisch zu hinterfragen. Abfall, der gar nicht erst entsteht, muss nämlich auch nicht teuer entsorgt werden. Allein schon der Umwelt und natürlich dem eigenen Geldbeutel zuliebe.