Mit einer Quote von 45,72 Prozent bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren liegt der Main-Tauber-Kreis über der von 42,6 Prozent, die im Land als bedarfsgerecht angesehen wird. Bei den „klassischen“ Kindergartenkindern im Alter von drei bis sechs Jahren, bei denen ein einklagbarer Rechtsanspruch vorliegt, beträgt die Quote gar 113,85 Prozent. Die Zahlen zeigen, wie sehr sich die Städte und Gemeinden um den Ausbau der Kinderbetreuung bemüht haben. Zum einen deshalb, weil sie Familien in ihren Gemarkungsgrenzen halten wollen, zum anderen, weil sie kein Interesse daran haben, im Eventualfall für die Betreuung in benachbarten Orten zu zahlen. Das würde nicht nur kosten, sondern wäre gleichsam ein Imageschaden.
Dennoch stehen sie vor unglaublichen Herausforderungen, weil ab dem Schuljahr 2026/27 der Anspruch auf eine achtstündige Betreuung pro Tag für Grundschulkinder greift. Auch wenn diese Ganztagsbetreuung zunächst sukzessive eingeführt wird, müssen Fachkräfte gefunden werden, die allenthalben fehlen. Und das nicht nur bei der Betreuung. Auch die Verwaltungen, die all die Aufgaben gemäß von Gesetzen und Verwaltungsvorschriften stemmen sollen, klagen über fehlendes Personal.
Mal wieder scheint sich zu bewahrheiten, dass gutgemeinte und gar notwendige Schritte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die die Rekrutierung gut ausgebildeter Frauen zurück ins Berufsleben zum Ziel haben, letztlich doch nicht so familienfreundlich sind, wie gedacht. Abhilfe könnte da nur ein großer Wurf schaffen: Endlich ein Aus des Ehegattensplittings. Eine höhere steuerliche Entlastung für Familien jedweder Art. Mehr Teilzeitmöglichkeiten für Mütter und Väter, um die Sorge- und Erziehungsleistung gemeinsam zu leisten, verbunden mit einer Garantie zur Aufstockung, wenn die Kinder größer werden.
Voraussetzung dafür wäre allerdings eine Änderung des Grundgesetzes: In Artikel 6, Absatz eins müsste die Ehe gestrichen werden und nur noch die Familie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung gestellt werden. Der Begriff Familie sollte dabei realitätsnah sein. Vater, Mutter, Kinder jedweden Geschlechts ebenso wie Alleinerziehende.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Mehr Gestaltungsspielraum
Heike von Brandenstein zum Thema Kinderbetreuung