Kommentar Handyverbot: Vorbilder fehlen

Michael Fürst findet, dass beim Thema Handyverbot nicht nur Eltern, sondern auch Politiker versagen. Die Schulen sind die Leidtragenden.

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Michael Fürst
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Hardheim. Beim Thema Handyverbot sind die Schulen das letzte Glied in der Kette. Die Lehranstalten müssen in den zurückliegenden Jahren immer häufiger Erziehungsdefizite aus den Elternhäusern ihrer Schülerinnen und Schüler ausgleichen. Als Beispiele seien an dieser Stelle fehlende Höflichkeit, mangelnde Hilfsbereitschaft, gestiegener Egoismus und verkümmerte Sprachbildung zu nennen.

Seit einiger Zeit gehört auch das Thema Handynutzung dazu. Wenn Erziehungsberechtigte ihre Kinder immer nur darauf hinweisen, das Handy nun aber mal beiseitezulegen, parallel dazu ihr eigenes Smartphone aber permanent in Gebrauch haben, sind sie schlechte Vorbilder. Und das kommt häufiger vor als man denkt. Allein strikte Verbote auszusprechen, wird dem allgemeinen Erziehungsauftrag auch nicht gerecht; vielmehr wäre es zielführend, den Sprösslingen in der handyfreien Zeit Alternativen der Freizeitgestaltung anzubieten: Gemeinsames Spielen, Lesen, Radeln… Dann vergessen die Dreikäsehochs auch mal ihr „Käschdle“.

Es gibt aber noch andere Vorbilder. Schlechte. Ich habe zuletzt viele Bundestagsdebatten angeschaut und dabei mit Erschrecken festgestellt: Unter den Abgeordneten gibt es nur noch zwei Gruppen: Die, die unflätig zwischenreinblöken – und die, die unbeirrt auf ihr Handy glotzen – auch und vor allem auf der Regierungsbank. Zuhörer sind offensichtlich eine aussterbende Spezies. Ich bin der Meinung: Hier fängt es bei den Politikern an, Vorbild zu sein – auch für die Kinder und Jugendliche.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion