Hardheim. Wenn Zukunft auf Tradition trifft, kann es zu Komplikationen kommen. Nein, das ist kein Titel eines philosophischen Kolloquiums. Vielmehr ist es die pure Realität – gesehen und erlebt am Mittwochabend in Hardheim. Da prallte die Energie der Zukunft aufs Brauchtum Fastnacht. Der erste von drei Windradflügeln wurde in zentimetergenauer Präzisionsarbeit durch die Ortsmitte manövriert – und wäre fast an den närrischen Wäscheleinen hängengeblieben, welche FG-Ehrenamtliche in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Gemeindebauhofs in der vorigen Woche traditionsgemäß aufgehängt hatten.
Also musste, bevor dieser monströse Flügel über die B27 gelenkt wurde, ein Unternehmen mit hipper Hebebühne die Leinen mit den fastnachtlichen Wäschestücken erst ab- und später wieder aufhängen. Das war wieder ein Beweis dafür, dass man bei der FG „Hordemer Wölf“ schon von jeher umtriebig, gewieft und lösungsorientiert arbeitet: In diesem Fall produzierte man eine ulkige Besonderheit des Ortsgeschehens einfach selbst. Da muss Ortsprotokoller und Glossator Elmar Günther für die Prunksitzung nächste Woche gar nicht lange nach einem Themen suchen.
Bis dahin kann sich aber jeder Interessierte noch einmal selbst ein Bild vom Traditions-Zukunftskonflikt machen: Anfang kommender Woche wiederholt sich das Spektakel, denn schließlich besteht ein Windrad ja aus drei Flügeln – und da die Wäscheleinen nach der Durchfahrt des ersten Flügels wieder ordnungsgemäß aufgehängt worden sind, müssen sie dann halt auch wieder runter. Also noch zweimal – und wieder hoch. Hierauf ein dreifaches: Wölfe, hujauf!
Wenn man die Narretei nun auf die Spitzen treiben wollte, so müsste man sich einfach vorstellen, die Windrad-betreibende Bürgerenergiegenossenschaft würde der FG „Hordemer Wölf“ die durch die Wäscheleinenaufundabhängerei entstandenen Mehrkosten in Rechnung stellen. Oha! Dann müsste unter Umständen der Eintritt für den Umzug am Fastnachtssonntag oder – für viele noch schlimmer – der Bierpreis beim anschließenden „Narrentreffen“ auf dem Schlossplatz erhöht werden. Ein Wahnsinn, auch wenn man bedenkt, dass ein Passant bei der Wäscheleinenaufundabhäng-Premiere am Mittwoch gar nicht wusste, was die Wäsche eigentlich zu bedeuten habe. Da hätte er mal lieber die FN vom 13. Januar 2024 gelesen – da wars erklärt!
Sei es drum. Es bleibt festzuhalten: Über manche Dinge könnte man sich tierisch aufregen; es ist aber oft viel besser, wenn man einfach mal drüber lacht!
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Aufgelesen Ein närrisches Hoch und Runter
In Hardheim wird die Energieversorgung für die Zukunft sicher gestellt: Deshalb werden Rotorblätter für Windräder durch den Ort transportiert. Im Weg sind aber Wäscheleinen der Narren.