Es hört sich – aus heutiger Sicht – sehr krass an: „Endlich: Tabula rasa auf dem Quadrat A 1“ ist einst der Abriss der vom Krieg unzerstörten, sogar weitgehend im Original erhaltenen Renaissance-Villa des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn bejubelt worden. 1970 zog dann das Landgericht auf A 1 in einen Neubau. Zwei Jahre später trat das Denkmalschutzgesetz in Kraft. Und seit 30 Jahren gibt es nun den „Tag des offenen Denkmals“.
Seit dem Abriss in A 1 hat sich eine Menge getan. Nicht nur juristisch wird nun der Bestand von Kulturdenkmälern gewährleistet. Dass ihr Erhalt als Ausdruck der Wertschätzung gegenüber unserer Geschichte notwendig ist, setzte sich längst auch im Bewusstsein der – meisten – Menschen fest. Und sicher trug der „Tag des offenen Denkmals“ dazu bei, gilt es doch, Kultur- und Baudenkmäler nicht nur um ihrer selbst willen zu bewahren, sondern sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ihre Geschichte und ihren Wert nachfolgenden Generationen zu vermitteln. Dafür setzen sich immer wieder Ehrenamtliche ein, etwa vom Verein Stadtbild oder von Initiativen in Stadtteilen. Zahlreiche der Mannheimer Denkmäler, die am Sonntag geöffnet werden, sind nur deshalb zugänglich, weil Ehrenamtliche das ermöglichen und sie erklären.
Aber ein Grund zum Feiern und zum Zurücklehnen ist der 30. „Tag des offenen Denkmals“ dennoch nicht. Einmal ist in den 1950er bis 1970er Jahren zu viel historische Bausubstanz, die der Zweite Weltkrieg unversehrt gelassen hatte, unrettbar verloren gegangen. Und noch immer gibt es Bauten, für deren Erhalt gestritten, ja gekämpft werden muss, weil ihnen entweder – noch – gar keine Denkmaleigenschaft zugebilligt ist oder weil selbst das Etikett nicht vor dem Verfall bewahrt, wenn niemand sich für ihren Schutz engagiert. Das Rheinauer Relaishaus, das Neuostheimer Fairhaus, das Feudenheimer Waschhaus ebenso wie der lange Kampf um ein Lapidarium sind dafür nur einige wenige, leider keinesfalls vollständige Beispiele.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Tag des offenen Denkmals: Der Kampf muss weitergehen
Peter W. Ragge zum 30. Veranstaltung "Tag des offenen Denkmals" und der Bedeutung des Denkmalschutzes