Völlig überraschend kam die Meldung am Donnerstag nicht. Die atmosphärischen Störungen zwischen der Vereinsführung der Würzburger Kickers und Trainer Martin Lanig waren in den vergangenen Wochen nicht nur öffentlich, sondern auch lauter geworden. Offensichtlich hatten sich beide Seiten – Verein und Trainer – nun so weit entzweit, dass es nicht einmal möglich war, die noch vier Spieltage andauernde Saison zu Ende zu spielen. Diese Tatsache deutet auf enorme Zerwürfnisse hin.
Wie lassen sich die definieren? Beide Seiten halten sich aktuell bedeckt. Das ist branchenüblich. Es soll keine schmutzige Wäsche gewaschen werden, zudem geht es um Geld, schließlich besitzt Martin Lanig bei den Kickers noch einen Kontrakt bis Juni 2026. Es gibt drei Hauptgründe, die zur Trennung geführt haben:
1. Lanig hat harte personelle Entscheidungen getroffen. Er hat zu Beginn seiner Amtszeit auf die rasche Entlassung von Co-Trainer Ronny Ermel gedrängt, er hat den einen oder anderen Fanliebling nicht spielen lassen. Das kann man machen, doch brachten diese Maßnahmen in der Summe nicht den gewünschten sportlichen Erfolg. Der hieß in dieser Saison bei den Kickers: Erster werden. Und so einfach ist es im Fußball manchmal: Hätten die Kickers nach diesem Wunsch „performt“ (Spitzenreiter sein) und wären nun mit beispielsweise nur zwei statt neun Punkten Rückstand auf Schweinfurt Zweiter, wäre Martin Lanig heute noch Trainer. Andererseits täuscht der zweite Platz vielleicht über die tatsächliche sportliche Entwicklung der Mannschaft hinweg. Oder gab dieser Kader einfach nicht mehr her? Denn man muss auch konstatieren: Jedes Mal, wenn die Kickers an Schweinfurt hätten heranrücken können, gewann der FWK nicht.
2. Die in der Pressemitteilung etwas kryptische Formulierung, dass sich „die sportlichen Ansichten im Sinne der Planungen für die neue Saison und die Entwicklungsperspektiven des Vereins in den letzten Wochen in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben“, lässt aufhorchen. Klar dürfte sein, dass sowohl Trainer als auch Verein weiter gen 3. Liga streben wollten. Doch wie die Mannschaft dazu aussehen soll und mit welchem Sportdirektor das geschehen soll – darüber war man sich offensichtlich nicht einig. Die bisher nicht erfolgte Vertragsverlängerung von Sebastian Neumann ließ die Möglichkeit offen, die Planungen für die Saison 2025/26 mit einem neuen Sportdirektor zu starten oder sogar mit Lanig in Personalunion. Doch bisher geschah in beiden Fällen nichts. Wird jetzt mit Neumann verlängert?
3. Lanig wurde bei den Kickers unter anderem deshalb Trainer, weil man sich von ihm neue Impulse in Sachen Professionalisierung erhofft hatte. Die kamen auch, aber sie waren entweder nach Ansicht der Verantwortlichen nicht nötig oder umsetzbar. Neudeutsch würde man sagen: Die Vorstellungen beider Seiten waren nicht kompatibel.
Fazit: Die Kickers hatten nach dem verpassten Aufstieg in Sachen Trainer zweimal nicht das richtige Händchen. Wer da warum und wie die Schuld trägt – das müssen die Verantwortlichen unter sich ausmachen und Schlüsse ziehen. Klar ist: Der nächste Trainer muss exakt in die vorgegebenen Strukturen des FWK passen, sonst entfernt sich die 3. Liga immer weiter von den Kickers. Aber es ist auch nicht immer nur der Trainer an allem schuld…
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