Filmkritik

Keine klassische RomCom: „Was ist Liebe wert – Materialists“

War es je schwieriger, den richtigen Partner zu finden, als in Dating-App-Zeiten? Darüber räsoniert Celine Song in „Was ist Liebe wert – Materialists“.

Von 
Gebhard Hölzl
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Die Kupplerin und der vielversprechende Junggeselle: Dakota Johnson als Lucy und Pedro Pascal als Harry in dem Film „Was ist Liebe wert – Materialists“. © epd

„Kino heißt, schöne Frauen schöne Dinge tun lassen“ – das berühmte Zitat wird François Truffaut (1932-1984) zugeschrieben, der diesem Motto in großartigen Filmen wie „Der Mann, der die Frauen liebte“, „Ein schönes Mädchen wie ich“ oder „Jules und Jim“ frönte. Um die Damen ins rechte Licht zu rücken, sind natürlich Männer nötig. Charmant und gutaussehend, humorvoll und klug, mal draufgängerisch, mal schüchtern. Die Basis für eines der populärsten Genres überhaupt: die „RomCom“, die romantische Komödie. Über Irrungen und Wirrungen kommt das (Traum-)Paar zusammen, um schließlich vor dem Altar zu stehen.

Aufbereitet als durchdachtes, streckenweise witziges Drama

Eine bekannte Konstellation – das Suchen und Finden des richtigen Partners – wird von Regisseurin und Drehbuchautorin Celine Song, Oscar-nominiert für „Past Lives – In einem anderen Leben“ (2023), verhandelt. Gegen den Strich gebürstet, mal nicht in Form einer schrillen Comedy erzählt, sondern aufbereitet als durchdachtes, streckenweise witziges Drama. Die Heldin von „Was ist Liebe wert – Materialists“ heißt Lucy (Dakota Johnston), Star der Partnervermittlungsagentur „Adore“, extrem nachgefragt und hocherfolgreich. Wenig Wunder, dass sie regelmäßig zu (Nobel-)Hochzeiten ihrer Ex-Klienten eingeladen wird.

Wo die überzeugte Single-Frau – Wiedergängerin von „Wedding Planner“ Jennifer Lopez – das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet, „Feldforschung“ betreibt und nach potenziellem „Ehematerial“ Ausschau hält. Idealerweise nach „Einhörnern“ wie dem smarten Investor Harry, gespielt von Hollywoods Mann der Stunde Pedro Pascal („Game of Thrones“, „The Mandalorian“, „Gladiator II“ etc.), von einem Kollegen trefflich als „Daddy Cool“ bezeichnet. Groß gewachsen ist er, wichtig für ihre Kundinnen, lockiges, volles Haupthaar besitzt er – und noch wichtiger: Ein besonders dickes Bankkonto hat er auch. Ein Traummann.

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Blöd nur, dass der ebenso umgängliche wie clevere Beau sich nicht verkuppeln lassen will und somit als potenzieller Klient flachfällt. Vielmehr beginnt er, ihr Avancen zu machen. Lädt sie in sündhaft teure Restaurants ein, zeigt ihr sein 12-Millionen-Dollar-Appartement im angesagten New Yorker Viertel TriBeCa. Die Versuchung ist groß. Aber auf der Feier ist Lucy ihrem Ex John – in Person von „Captain America“ Chris Evans – über den Weg gelaufen. Der glücklose Schauspieler jobbt als Kellner, wohnt in einer WG. Ein Versager – Grund ihrer Trennung. Doch irgendwie hat sie ihren Herzbuben nie richtig aus dem Kopf bekommen …

Mit einem Hauptdarsteller-Trio, das souverän agiert

Geschickt spielt die Filmemacherin mit den Versatzstücken der Gattung, unterläuft sie, betrachtet sie aus ungewohnter Perspektive. Was macht den Richtigen, den „Mr. Right“, aus? Geld? Aussehen? Status? Wo kommt die Liebe ins Spiel? Ist diese von Dauer? Selbst die Gefahren beim Dating kommen zur Sprache. Eine ernsthafte Reflexion – aufbereitet aus weiblicher Perspektive –, schwungvoll inszeniert. Üppig im Setting, ansehnlich gefilmt, musikalisch präzise mit Songs wie Neil Diamonds „Sweet Caroline“ untermalt. Mit einem Hauptdarsteller-Trio, das souverän agiert und Marin Ireland („Homeland“) als cooler Agenturchefin, für die die Liebe nur ein lukratives Geschäft darstellt.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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