Interview

LaBrassBanda: „Ladenburg passt perfekt zu uns“

Vor dem Open Air mit LaBrassBanda am 22. August auf der Ladenburger Festwiese spricht Frontmann Stefan Dettl über die positive Kraft von tanzbarer Blasmusik.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Stefan Dettl (vorn) und LaBrassBanda wollen am 22. August auf der Ladenburger Festwiese eine „Polka Party“ feiern. © David Koenigsmann

Ladenburg. LaBrassBanda wollen bei ihrem Open Air am 22. August auf der Ladenburger Festwiese eine „Polka Party“ feiern. Im Vorab-Interview spricht Sänger Stefan Dettl (44) über die positive Kraft von tanzbarer Blasmusik und das Comeback von Dialektrock à la Gringo Mayer.

Herr Dettl, Ihr aktuelles Album heißt „Polka Party“ und klingt entsprechend positiv, energiegeladen und tanzbar. Ist das genau das, was die verrückt gewordene Welt heute braucht, wenn alte Männer wie Putin und Trump am Ende der Welt über das Schicksal von Millionen Menschen entscheiden? Vor allem live, wie am Freitag in Ladenburg?

Dettl: Auf alle Fälle. Gemeinsame, schöne Erlebnisse sind unglaublich wichtig. Das passiert vor allem bei Konzerten wie auf der Festwiese: Man spielt Musik, schaut ins Publikum, die Leute lachen, man lacht zurück, und es entsteht ein Energieaustausch. Dieses Gefühl, nicht allein zu sein – das ist heutzutage wahnsinnig wichtig.

So ein idylischer Ort wie Ladenburg, mit der Bühne direkt am Neckar – passt das perfekt zu LaBrassBanda?

Dettl: Absolut – vor allem, wenn drumherum etwas los ist. Konzerte mitten im Ort, wo Menschen leben, sind uns viel lieber als Parkplätze am Stadtrand. Da fühlen wir uns wohl.

Vorband sind unter anderem Moop Mama. Gibt es eine Chance auf eine gemeinsame Session?

Dettl: Das kann passieren. Wir haben schon öfter spontan mit anderen Bläser-Combos gespielt. Solche Dinge dürfen nicht geplant sein, sie müssen entstehen – dann wird’s richtig schön.

In Mannheim haben Sie zuletzt beim Zeltfestival 2024 mit Gringo Mayer gespielt – und waren „schockverliebt“, wie Sie auf der Bühne bekannten. Gibt es da weiterhin Kontakt – vielleicht für mehr Mundart-Abende?

Dettl: Das wäre toll. Leider gibt es für Dialektmusik kaum Lobby und keine richtigen Plattformen. Radios spielen fast nichts davon. Deshalb sind wir alle ein bisschen Einzelkämpfer. Aber genau solche Abende zeigen, wie groß das Bedürfnis nach authentischer, handgemachter Musik ist.

Zur Zeit scheint es ein großes Comeback von Dialektrock zu geben. Ist das ein Zeichen der unsicheren Zeiten?

Dettl: Ich glaube, Dialektbands suchen sich das gar nicht bewusst aus, das passiert automatisch. Das Publikum wiederum sucht nicht nach Regionalität, sondern nach Echtheit und Handwerk. Am schönsten ist es, wenn Dialekt, Hochdeutsch und internationale Bands zusammen auftreten. Dann versteht jeder, worum es geht: ums gemeinsame Erleben.

Haben Sie die Polka-Platte bewusst so angelegt oder entspricht das einfach dem typischen LaBrassBanda-Ansatz?

Dettl: Wir haben schon gemerkt, dass uns im Ausland viele als „Polka-Punk-Band aus Bayern“ wahrnehmen. Blasmusik, Punk, Polka – das sind Begriffe, die immer wieder fallen. Also haben wir gesagt: Gehen wir doch mal auf Reise, was musikalisch alles noch in der Polka steckt. Welche neuen Klänge wir noch nicht ausprobiert haben.

War das auch ein Gegenentwurf zum sehr ruhigen Yoga-Album aus der Pandemiezeit?

Dettl: Genau. Yoga war cool für diese Zeit, aber unsere Stärke sind Konzerte, bei denen man schwitzt, tanzt, schreit und Emotionen rauslässt. Ein Yoga-Album geht einmal – aber dann muss man wieder Vollgas geben.

Sie und viele Ihrer Bandkollegen sind klassisch ausgebildet. Was macht aus Ihrer akademisch gebildeten Sicht den musikalischen Reiz der Polka aus?

Dettl: Die Polka hat eine ganz einfache Grundstruktur, die sofort in die Beine geht: Eins und Nachschlag – schon tanzt man. Aber in dieser Einfachheit liegt auch die Schwierigkeit. Wenn man sie abwechslungsreich, melodisch und harmonisch interessant gestaltet, wird sie unglaublich vielfältig. Für Bläser ist sie sowieso ideal. Wir sind der Polka dankbar, dass sie uns durch so viele Konzerte trägt.

Mit „Teufelstanz“ haben Sie zuletzt Ihr wohl politischstes Lied veröffentlicht. Zufall?

Dettl: Nein. Jeder von uns hatte in der Corona-Zeit im Bekanntenkreis Diskussionen, die schwer auszuhalten waren. Unser Ansatz war: nicht die Leute wegstoßen, sondern im Gespräch bleiben. Das haben wir mit dem Lied verarbeitet – als eine Art Tanz mit dem Teufel.

Hat dabei Hubert von Goiserns „Brenna tuats guat“ als Vorbild eine Rolle gespielt?

Dettl: Auf jeden Fall. Hubert von Goisern ist für uns eine spannende Persönlichkeit mit starkem Natur- und Politikbewusstsein. Er hat großen Einfluss, auch wenn wir musikalisch lauter unterwegs sind.

Ein Problem für viele Fans im „Norden“, also oberhalb von Passau: Bei „Teufelstanz“ versteht man rein kaum etwas. Wie gehen Sie mit dem Dialekt um?

Dettl: Das ist ein typisch deutsches Problem. Im Weltmusik-Kontext fragt niemand nach Textverständnis, da zählt die Energie. Aber klar: Bayerisch hat viele Ausdrücke, die man nicht eins zu eins übersetzen kann. Selbst unser Manager versteht manches Wort nicht. Da hilft nur: im direkten Gespräch erklären.

Ein Kunstwerk: Das Cover zum aktuellen LaBrassBanda-Album „Polka Party“. © LaBrassBanda

Ihr Albumcover zu „Polka Party“ erinnert an eine Mischung aus Marvel und Deichkind, die 2024 die Festwiese fast abgerissen haben. Wie kam es dazu?

Dettl: Wir arbeiten immer mit Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die ihre eigene Sicht einbringen. Diesmal war es ein Maler aus Sachsen, der schon oft auf unseren Konzerten war. Ohne Vorgabe. Herausgekommen ist ein Aquarell mit Fabelwesen. Für uns war das eine spannende Überraschung – und wie bei jedem guten Cover entdeckt man immer wieder Neues.

Zum Schluss noch eine Geschmacksfrage: Macht Ihnen handgemachte Musik mehr Spaß als große, sehr digital produzierte Streaming-Phänomene wie Apache 207?

Dettl: Solche Karrieren sind spannend und bewundernswert. Aber für mich ist das Schönste, wenn jedes Instrument live auf der Bühne gespielt wird. Da bin ich oldschool. Diese Energie zwischen Musikern und Publikum – das ist das, was mich antreibt.

Zum Konzert

LaBrassBanda spielen am Freitag, 22. August, auf der Ladenburger Festwiese. Ab etwa 18.30 Uhr beginnt das Vorprogramm mit Dis M und Moop Mama × Älice. Karten für 49,90 Euro plus Gebühren unter eventim.de

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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