Der Herbst ist herrlich in der Pfalz. Vor allem jetzt während der Lese und wenn sich die Wingerte langsam färben. Zumindest eine eigene Rebe hätte ich auch gerne zu Hause, überlege ich bei einem Spaziergang durch die Weinberge. Die Rebe sollte nicht nur unser Hoftor umranken, sondern zudem Trauben liefern. Die kleinen Beeren sind in diesem Jahr nämlich besonders süß.
„Kein Wunder, die haben während des Sommers schließlich echt genug Sonne abbekommen“, meint Christine Freund. Die 37-Jährige weiß, wovon sie spricht. Die Bad Dürkheimerin ist nicht nur in einer Winzerfamilie großgeworden, hat Internationale Weinwirtschaft studiert und noch einen MBA of Wine, Sales and Sustainability (Wein, Verkauf und Nachhaltigkeit) draufgesattelt. Als ausgebildete Kultur- und Weinbotschafterin betreibt sie auch eine kleine Eventagentur, um Laien in die Geheimnisse des Weinbaus einzuweihen.
Die Autorin
Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzer-hof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne. Mehr auf www.mannheimer-morgen.de/garten-blog
Umso mehr freue ich mich, dass Christine Freund meine Idee von der eigenen Rebe gar nicht abwegig findet. „Allerdings sollte man vor dem Kauf ein paar Abwägungen treffen “, empfiehlt sie.
Entscheidung Nummer eins: Möchte man Wein- oder Tafeltrauben ernten. Die Expertin rät Laien zu Letzterem. Denn Tafeltrauben sind lecker, knackig und optisch schön. Nur Wein lässt sich daraus nicht machen. „Aber das sollte man eh besser den Winzern überlassen“, erklärt die Pfälzerin augenzwinkernd.
Bei der Farbe der Früchte haben Gartenfreunde ebenfalls eine Wahl. Es gibt welche mit roten, weißen oder rosa Beeren. An sich zählt in diesem Punkt einfach, was gefällt. „Doch rote Trauben können, wenn sie runterfallen, schon einen ganz schönen Dreck auf dem Grundstück verursachen“, gibt Christine Freund zu bedenken.
Und was für Ansprüche an den Standort stellt so eine Rebe? Würde die sich an unserem Tor überhaupt wohlfühlen?, frage ich.
Die Pflanzen mögen es sonnig und lieben die Wärme. Auch mit Trockenheit kommen sie relativ gut zurecht. Hört sich unkompliziert an. „Trotzdem ist gelegentliches Gießen vonnöten“, mahnt die Kennerin.
Was den Untergrund angeht, geben sich Reben ebenfalls wenig wählerisch. „Normaler Gartenboden tut’s völlig. Das Terroir spielt bei Tafeltrauben ja nicht die ganz große Rolle“, scherzt Christine Freund. Und selbst im Kübel lassen sich Reben notfalls kultivieren.
Des Weiteren sind die modernen Züchtungen gegen Krankheiten resistent. „Damit ist das Spritzen weitestgehend hinfällig, das die meisten Gartenbesitzer ja auch gerne vermeiden wollen“, so die Spezialistin.
Nur mit dem Schnitt müssen sich Reben-Anfänger wirklich beschäftigen. „Dieser ist notwendig, weil die Rebe eigentlich ein Lianengewächs ist, dessen Triebe natürlicherweise beim Hochranken an Bäumen nach vorne wachsen, nach hinter aber kahl bleiben “, erläutert die Dürkheimerin. Wer seine Pflanze also formschön etwa an einem Draht entlangziehen möchte, sollte in einer Rebschule oder in einem entsprechenden Fachgeschäft nach Anleitung und Tipps fragen.
Eine gute Gartenschere habe ich immerhin schon mal, mache ich mir selbst für mein anstehendes Reben-Projekt ein wenig Mut und träume bereits von rot-violettem Herbstlaub rund um unser Gartentor. Und welche Sorte dort künftig wachsen soll, beschließe ich wohl in den kommenden Tagen. Am besten bei einem Picknick mit neuem Wein und süßen Trauben in der noch immer warmen Sonne mitten in den Pfälzer Weinbergen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/leben/machen_artikel,-machen-eine-eigene-rebe-am-hoftor-_arid,1995959.html