Alte Feuerwache

ok.danke.tschüss begeistert auf Sommerbühne der Alten Feuerwache Mannheim

Von 
Tanja Capuana
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Frech und klamaukig auf der einen Seite, tiefsinnig und erstaunlich scharfsinnig auf der anderen: die Band ok.danke.tschüss. © Tanja Capuana-Parisi

Mannheim. Frech und klamaukig auf der einen Seite, tiefsinnig und erstaunlich scharfsinnig auf der anderen: Die Band ok.danke.tschüss in eine Schublade zu pressen, fällt nicht nur schwer. Gleichzeitig würde man der Mannheimer Combo nicht gerecht werden. Sängerin Eva Sauter betont daher, dass sie „Einhorn-Rock“ machen. „Und Einhörner verändern sich ständig“. Ihre Wandelbarkeit hat das Quartett am Sonntagabend auf der Sommerbühne der Alten Feuerwache unter Beweis gestellt. Lange bevor Sauter, Keyboarder Lucas Firmbach, Bassist Manuel Praxmarer und Drummer Tobias Waldbauer das Konzert eröffnen, ist der Biergarten zum Bersten voll. Auch die Stehplätze werden knapp. Vor der Bühne ist es ebenfalls eng. Denn viele der Besucher wollen tanzen – und dabei der Band ganz nah sein.

Sauter beschwert sich beim Synthie-Pop-Song „Zu laut in der Disco“ nicht nur über die ohrenbetäubende Lautstärke in den Clubs, sondern zählt sämtliche unangenehme Dinge eines Abends in einer Tanzbar auf: Vom aufdringlichen Bagger-König über die langen Schlangen vor der Tür bis zu den hohen Getränkepreisen. Das fröhlich-jazzige „Teesorten“ beschreibt das Gefühl von Daheimgebliebenen, wenn alle anderen Urlaub an den schönsten Orten machen – und die einzige Exotik in ihrem Leben Teesorten wie Türkischer Apfel oder Brasilianische Limette darstellt. In dem flotten Ohrwurm „Liebe?“ vergleicht das lyrische Ich den miesen Ex-Freund mit dem neuen Kavalier und philosophiert des Weiteren über das schönste Gefühl der Welt. Doch hält der Nachfolger auch, was er verspricht? Ernste Töne schlägt die Band bei „Pfeffer“ an. In dem melancholischen Song geht es darum, wenn nach einer Trennung jeder Ort an den Verflossenen erinnert. „Diese Stadt gehört mir nicht mehr“, klagt Sauter und man möchte die junge Frau tröstend in den Arm nehmen.

Auch Themen wie Krieg, den sie mit dem Stück „Soldat“ verarbeiten, sowie das Thema Krebs, über das sie in „Leukämie“ singen. Schließlich lässt das Quartett wieder mehr Fröhlichkeit zu. „Muschigeburt“ ruft zu mehr Respekt gegenüber Frauen und insbesondere Müttern auf während das ruhige „Vincent van Gogh“ auf witzige Art arrogante Partner, die sich für was Besseres halten, durch den Kakao ziehen. Als Zugabe servieren ok.danke.tschüss den Powersong „Gollum auf Ecstasy“ wo ein besonders schlechter Tanzstil nicht nur akzeptabel sondern explizit erwünscht ist. Unter viel Beifall verabschiedet sich die Gruppe vom Publikum.

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