Wummernde Bässe und satte sphärische Klänge verwandeln den Biergarten vor der Alten Feuerwache in eine Open-Air-Disco. Geneigte Musikfans wissen: Hier lockt die beliebte Festivalreihe „Sommerbühne“.
Der Montag startet allerdings zunächst mit einer Absage: Das Konzert der Mannheimer Band EPI fällt krankheitsbedingt aus. Der Veranstalter hat für einen würdigen Ersatz gesorgt: Julian Maier-Hauff und Tayfun Ates kreieren relaxte Urlaubsstimmung. „Ihr seid wahrscheinlich genauso überrascht wie wir heute“, sagt Maier-Hauff gut gelaunt zu den Zuschauern, bevor das Duo mit seiner spontanen und frischen Kollektivimprovisation loslegt. Schon geht es auf eine auditive Reise, die voller Überraschungen steckt. Die Musik klingt mal düster, mal chillig, dann wieder loungig. Von der Großstadt geht es akustisch auf eine Beachparty auf Ibiza und wieder zurück auf eine urbane Kellerfete.
Eine Prise Jazz
Hauff übernimmt die Rolle des Discjockeys und garniert sein Set mit handgemachter Musik. Mal verleihen Passagen, die er virtuos mit dem Saxophon spielt, der Melodie eine Prise Jazz. Dann entführt sein Spiel mit der Trompete das Publikum akustisch nach Kuba. Der Mannheimer hat Jazztrompete studiert und ist Quereinsteiger in Sachen elektronischer Musik. Dabei legt er so viel Leidenschaft an den Tag, dass sich immer mehr Besucher auf dem Platz tummeln. Sein Musikpartner Ates beherrscht unter anderem sämtliche Perkussionsinstrumente. Wenn er mit viel Schwung trommelt, der Ägyptischen Flöte weiche Töne entlockt oder das überwiegend instrumentale Set mit kurzen Gesangsparts würzt, geht die Reise in den geheimnisvollen Orient weiter.
Zum Finale drosseln die Künstler das Tempo und lassen es leiser angehen. Tosender Applaus belohnt das Duo nach fast zwei Stunden. „Das Set war komplett improvisiert“, sagt Maier-Hauff zum Abschied. „Das wird es so nie wieder geben.“
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