Pop

Das sind die besten Weihnachtsalben 2024

Die neuen Weihnachtsplatten bieten aber auch Kontrastprogramm von Rammsteins Keyboarder Flake, Madsen oder Les Brünettes aus Mannheim - und drei neue Versionen von „Last Christmas“

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Mariah Careys Song «All I Want for Christmas Is You» steht alle Jahre wieder ganz oben auf den Musikcharts in Deutschland und den den USA. Ihr Weihnachtsalbum "Merry Christmas" wurde jetzt nach 30 Jahren wiederveröffentlicht. © Greg Allen

Seit Streaming-Dienste den Musikmarkt dominieren, werden die Single-Charts ab Ende November von Weihnachtspop dominiert. Wobei der Trend etwas rückläufig ist: Mitte Dezember 2024 sind „nur“ 44 Plätze der Top 100 damit belegt, in den Vorjahren waren es auch schon mal bis zu 80. Das ewige Rennen um Platz eins hat bislang „All I Want For Christmas Is You“ gegen „Last Christmas“ von Wham! für sich entschieden – wohl auch, weil Mariah Carey das noch fluffigere Album „Merry Christmas“ mit ihrer stimmgewaltigen Aufmunterungsnummer nach 30 Jahren wiederveröffentlicht hat.

Wie einflussreich die Pop-Diva damit war, zeigt sich unter anderem an Jennifer Hudsons neuem Album „The Gift Of Love“. Die R&B-Sängerin verpackt ihre musikalische Liebesgabe ähnlich gesangsstark mit viel Soul-Lametta- und Girlanden. Aber auch mit vier eigenen Songs und gezielt abwechslungsreich, so dass man das Album nicht nur an festlichen Abenden gut durchhören und -streamen kann – eines der Hauptkriterien für die hier vorgestellten empfehlenswertesten Weihnachtsplatten des Jahres.

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Auf den Spuren von Michael Bublés Millionenseller-Album „Christmas“

Die andere Tradition fußt auf dem swingenden American Songbook à la Frank Sinatra, Dean Martin oder Bing Crosby – oder seit ein paar Jahren Michael Bublé: Tom Gaebel knüpft daran mit „A Christmas To Remember“ erneut an – und ist damit und Bigband am 20. Dezember im ausverkauften Mannheimer Capitol zu hören. Wenn der Gelsenkirchener auf Deutsch singt (sehr schön im Duett mit Gregor Meyle), dann erinnert das sogar an Udo Jürgens. Und seine Bigband lässt „Last Christmas“ süßlich swingen wie eine US-Combo.

Wer Bublés Millionenseller-Musik mag, kann sich mit Brett Eldredges „Merry Christmas (Welcome To The Family)“ beschäftigen. Das ist schon die dritte Weihnachtsplatte dieses Vertreters der neuen, sehr pop-kompatiblen Generation von US-Country-Sängern. Dementsprechend haben die überwiegend selbst geschriebenen Songs fast nichts mit Country-Klischees zu tun, im Duett mit Kelly Clarkson gibt es auch große, schmalzige Gefühle. Aber direkt danach groovt „Warm And Cozy“ souverän, und die etwas kernigere Stimme bietet etwas Abwechslung.

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Renitentes Kontrastprogramm von Rammsteins Keyboarder Flake

Mit zarten 80 Jahren veröffentlicht die britische Hitfabrik Albert Hammond ihre erste Weihnachtsplatte. Und das Album hält, was der schlichte Titel „Christmas“ verspricht: Die 15 mit angenehm klingendem Raureif auf der Stimme eingesungenen Lieder sind eine Art „Best Of“ des Holiday-Genres – von „Last Christmas“ bis „Silent Night“. Gegen Ende klingt es leider ein wenig nach Tanztee.

Absolutes Kontrastprogramm zum glöckchensüßen Klingelingeling bietet Christian „Flake“ Lorenz auf „Flake feiert Weihnachten“. Es kam sogar zu diplomatischen Verwicklungen: Sein Gaststar Farin Urlaub (Die Ärzte) musste eine Art Ehrenerklärung abgeben, dass er und Rammsteins Keyboarder nichts mit dem misogynen Verhalten zu tun haben, dass Rammsteins Sänger Till Lindemann vorgeworfen wird. Diese eher schräg besungene Platte will renitent gegen den Strich bürsten und eignet sich nullkommanull als besinnliche Klangtapete. Aber in Flakes Tastenspiel entdeckt man einige genialische Helge-Schneider-Momente, es gibt eine erfreulich anarchische Version von „Last Christmas“ und sogar Politik zwischen den Noten.

Ganz so wild stören die Wendland-Indie-Rocker den Festfrieden mit „Die Weihnachtsplatte“ nicht: Die zehn selbst verfassten, deutschsprachigen Lieder zwischen Pop und Punk bringen Bewegung in die Bude, wenn die Kinder im Bett sind– oder wachbleiben sollen. Nach dem Motto: „Das ist ein Weihnachtslied zum Tanzen. Ohne Geigen und den Dreck. Lass die Engelschöre weg.“

Hochklassig-klassische Untermalungsmusik, bei der konzentriertes Zuhören nicht wehtut, liefert Star-Pianist Martin Stadtfeld. Auf „Christmas Piano II“ spielt er inspirierte Variationen von Bach, Händel, Mendelssohn oder Mozart, „White Christmas“ oder dem bayrischen Krippenlied „Es wird scho glei dumpa“. Letzteres vierhändig mit Klavier-Influencer und Night-Of-The-Proms-Senkrechtstarter Louis Philipsson.

Mit einem starken Instrumental-Schwerpunkt arbeitet auch der stilistisch schwer einzuordnende Indie-Songwriter, Sänger und Pianist Ben Folds auf seinem Solo-Album „Sleigher“, das überwiegend Eigenkompositionen enthält. Das kann angenehm vorbeiperlen wie Vince Guaraldis klassisches „Peanuts“-Weihnachtsalbum, verdient sich aber auch volle Aufmerksamkeit.

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Der musikalisch eindrucksvollste Beitrag kommt vom in Mannheim gegründeten A-cappella-Quartett Les Brünettes. Die vier studierten Jazz-Sängerinnen interpretieren unterstützt von Sophie Lindmüller zwölf Lieder auf „Little Christmas“ ihre unverwechselbar stilistisch und sprachlich polyglotte Art.

Zum Schluss ein Blick in eine mögliche Zukunft des oft etwas baugleichen weihnachtlichen Kitschpop: Eine Kostprobe liefert ausgerechnet Steven Wilson, der ungekrönte Heiland des Neo-Progrock. Zu seiner Single-Ballade „December Skies“ lieferte eine Künstliche Intelligenz den Text. Was einfach, aber erschreckend gut klingt, vor allem fast origineller als die handelsüblichen Kombinationen der irgendwie festlichen Textbausteine „Christmas“, „Merry“, „Happy“, „Jingle“, „Santa Claus“ etc. Eher wie ein besinnliches Naturgedicht für einen nebligen Feiertagsmorgen. Na dann: Gute stille Nacht!

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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