Mannheim. Der Mann hat Mobilitätserfahrung. Robert Lehninger heißt er und hat für das Düsseldorfer Schauspielhaus schon „Faust“, „Nathan“, „Parzival“ und nun aktuell Friedrich Schillers „Johanna“ jeweils mit dem in Klammern gesetzten Zusatz „(to go)“ inszeniert. Die auf fünf Spielende reduzierte Reise-Edition kann mit verhältnismäßig geringem Aufwand in Kirchen und Kulturhäusern des rheinischen Umlands gezeigt werden.
Diesmal fuhr man auf Einladung rheinabwärts zu den Schillertagen am Nationaltheater (NTM), um seine Zelte im Kulturhaus Käfertal aufzuschlagen, wo der Raum keine gute Rolle spielt. Das an Videoeffekten, Spiel- und Kostümideen (Tutia Schaad) nicht arme Spiel geht leider schon ein wenig in der piefigen Hallenarchitektur unter.
Regiehandwerklich ist das sauber gearbeitet. Für eine Produktion, die das NTM bei den Schillertagen (!) als eine „kreative, junge und gegenwärtige Auseinandersetzungen mit Schillers Dramen“ bewarb, ist es allerdings viel zu wenig. Auch vergaß man, im Festivalheft zu erwähnen, dass „Johanna (to go)“ mit Studierenden des Schauspielstudios Düsseldorf der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig arbeitet. Damit hat sich die Jugendlichkeit dann auch erschöpft. Eine kreative erzählte Geschichte der „Jungfrau von Orleans“ bleibt es gleichwohl.
Szenische Anfechtungen
In der Titelrolle leidet die (ein wenig zu) frisch und seelenvoll spielende Caroline Cousin in zwei Richtungen unter der Liebe: als Objekt göttlicher Vorsehung und als Subjekt einer ihr von oben versagten Liebe zum Feindesmann Lionel (Moritz Klaus). Schiller sieht seine Gotteskriegerin als Gestalt gewordene Idee der Freiheit, die über allen irdischen Anfechtungen, vor allem der Männerliebe zu stehen hat.
Mit Männern läuft es allgemein nicht gut für Johanna. Feldherren, Väter (herausragend: Jürgen Sarkiss) und gekrönte Häupter (Markus Danzeisen) zeigen sich berechnend, bösartig bis wankelmütig. Da hilft nur Gottvertrauen, aber selbst da ist die „Heilige oder Hexe“ vor Anfechtungen nicht sicher.
Wenn das Ganze dann mit Schwert und Helm und Krone so brav abläuft wie zwischen den bespielten Stoffbahnen (Bühne: Irene Ip), hält sich die emotionale Beteiligung in den Grenzen einer mehrfach besetzten Strichfassung mit Niederschwelligkeitsfaktor. Da hilft auch kein darstellerischer Überschwang. Freundlicher Applaus in Käfertal.
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