Ballett für Kinder

Das Junge Nationaltheater tanzt ein facettenreiches Federspiel

Barbara Fuchs und Julia Headley zeigen in Mannheim begeisterndes Tanztheater für die Allerkleinsten

Von 
Ute Maag
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Bei der neuen Tanzproduktion des Jungen Nationaltheaters steht die Feder im Mittelpunkt. © picture alliance/dpa/Verband Downpass e.V.

Mannheim. Eine schwarze Bühne, darauf nichts als eine kleine Treppe. Eine weiße Vogelfeder liegt auf der obersten Stufe. Die Tänzerin Julia Headley-Rohmann trägt einen Ventilator auf die Bühne. Als sein Lufthauch die Feder erfasst, beginnt sie zu schweben. „Federn federn“ heißt die Tanztheaterproduktion für alle ab zwei Jahren, die am Jungen Nationaltheater ihre Uraufführung feierte. Das Studio Feuerwache ist ausverkauft, vorn sitzen auf Kissen am Boden zahlreiche Kinder, dahinter auf Bänken die Erwachsenen. Und würde man ihre Gesichter während der folgenden 35 Minuten als einen Comic zeichnen, dann wären auch hier ein ums andere Mal Federn zu sehen: wenn den Zuschauern vor Überraschung und Freude die Augen aus den Höhlen schnellen.

Federn tanzen und die Tänzerin wird zur Feder

Barbara Fuchs, Choreografin aus Köln, beweist seit vielen Jahren, wie Tanztheater schon die Allerkleinsten fesseln kann. 2014 begeisterte sie mit „Mampf“ bei der Tanzbiennale in Heidelberg, während der Pandemie inszenierte sie „Matsch“ am JNTM. Jetzt hat sie sich mit Federn und ihren vielfältigen Facetten und Funktionen auseinandergesetzt und mit der wieder einmal brillant performenden Julia Headley ein Solostück konzipiert, das Federn zum Tanzen bringt und die Tänzerin selbst zur Feder werden lässt.

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Zentrales Element der Inszenierung ist die Agilität mechanischer Federn. Aus den Hosentaschen ihres grauen Overalls, dessen Seite von der Schulter bis zum Knöchel neonbunte Kringel zieren, zieht Headley nacheinander fünf kleine Metallspiralen. Sie spielt Jojo mit ihnen, lässt sie Brücken schlagen und stupst sie an, damit sie unter lustigem Klirren sich überschlagend die Treppenstufen hinunterpurzeln. Wie eine Zauberin holt sie immer neue, größere und buntere Federn hinter der Treppe hervor, mit dem Publikum um die Wette staunend, was die elastischen Dinger alles können: sich dehnen und zusammenschnurren, wippen und schwingen – und tanzen.

Wie Schwingtaue beim Battle-Rope-Training

Wie Schwingtaue beim Battle-Rope-Training lässt sie die Spiralen spektakuläre Sinuskurven in Neonfarben über die komplette Bühnenbreite malen, von der Decke hängende Federn klebt sie am Boden fest und macht sie zu ihren Tanzpartnern. Zu pulsierenden Beats beweist Headley zunächst wippend am Boden, dann ausgelassen über die Bühne hüpfend selbst die Sprungkraft einer Feder, was Zuschauer zum Mitklatschen und eine Zweijährige zum begeisterten Mittanzen animiert.

Leises Rauschen, verträumte Streicher, elektronische Minimalistik und Percussion

Die Musik zum Stück hat der Kölner Klangkünstler Jörg Ritzenhoff komponiert, der regelmäßig mit Barbara Fuchs zusammenarbeitet und auch schon Choreografien des Mannheimers Éric Trottier vertont hat. Sein Soundteppich schwingt facettenreich: Ritzenhoff verwebt leises Rauschen, verträumte Streicher, elektronische Minimalistik und Percussion mit metallenem Klimpern und Lautmalereien aus der Welt der Comics („Oink“). Poetische Momente durchbrechen die federnde Dynamik der Choreografie: etwa als Julia Headley sich Metallreifen über beide Arme streift und ihre eleganten Bewegungen die Ringe schimmern lassen wie Seifenblasen.

Oder als sie die weiße Feder in Gesellschaft bunter Artgenossen wie einen Schwarm Vögelchen fliegen lässt. Als sie zum Schluss alle Kinder zum Feder-Spiel ins Foyer einlädt, folgen diese ihr begeistert.

Für die Vorstellung am Mittwoch, 15. Januar, um 10 Uhr im Studio Feuerwache sind noch Karten erhältlich.

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