Mozarts Europa - Das Ensemble „Il Giardino Armonico“ unter seinem Konzertmeister Stefano Barneschi

Zauber geigerischer Feinkultur

Von 
Dr. Klaus Linsenmeyer
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Wer auf Mozarts Spuren durch Europa wandelt, trifft auf die Musikmetropole Mailand, ein Zentrum, das auf viele Musiker eine enorme Ausstrahlung ausübte.

Das Ensemble „Il Giardino Armonico“ unter seinem Konzertmeister Stefano Barneschi befasste sich mit einer Fülle italienischer Musik, bei der neben Wolfgang Amadeus Mozart Namen wie Niccolo Jommelli, Giovanni Battista Sammartini und der sächsische Wahlitaliener Johann Adolf Hasse auftauchten, die allesamt mit musizierfreudiger Hingabe das Publikum im Kaisersaal der Residenz begeisterten.

Zündende Virtuosität

Das erfrischend konzertierende Orchester hat einen ansteckenden Zauber geigerischer Feinkultur wiedergegeben.

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In gewisser Hinsicht zeigten alle dargebotenen Werke den gleichen Stil, die zündende Virtuosität der Koloraturen, die überschwängliche Spielart bis hin zum kompakt herausgehobenen Tutti, die verlockend schönen Melodien, tänzerisch befreiend musiziert.

Mit der Sopranistin Christiane Karg war eine Sängerin gewonnen worden, die in höchstem Maße den Anforderungen der enorm schwierigen Arien technisch und inhaltlich gewachsen war.

Vollkommen war die Kongruenz zwischen Solistin und Orchester, die faszinierende Harmonie in allen Ebenen, die klangliche Schönheit der Stimme mit ihren wechselhaften Ausdrucksmöglichkeiten, die atemberaubenden Höhen, die textgerechte Gestaltung, die nahtlosen Wechsel von Tutti und Solo auf vokaler Ebene.

Man erinnere sich an Mozarts Arie aus „Betulia liberata“ KV 118 oder an Jommellis Arie aus „Armida abbandonata“, wo der dramatische und lyrische Ausdruck sich beeindruckend abwechselten. Der C. Ph. E.Bach-Schüler Jommelli rückte als Könner textaffiner, geschmeidiger Satzkunst nachdrücklich ins Blickfeld. Überschaut man den Programmzettel dieses bemerkenswerten Konzertabends, so konnte das italienische Barockrepertoire erstaunliche Wundertüten bieten.

Mitreißende Leidenschaft

Christiane Karg gab dieser Musik, unter die sich Hasses Arie aus „Il Ruggiero ovvero L’eroica gratitudine“, Arien aus Mozarts „Mitridate“, aus „Ascanio in Alba“ und „Lucio Silla“ mischten, jenes Maß an „Agitato“, das sie braucht, um mitreißende Leidenschaftlichkeit zu entfalten; jene Leidenschaftlichkeit, ohne die sie eine beliebige Aneinanderreihung exaltierter Phrasen wäre.

Kargs halsbrecherische Stimmakrobatik führte sie in Koloraturketten auf extreme Höhen. Hinzu kommt, dass ihr die Innigkeit der ruhigeren Arien berührend geriet, ein Wechselbad der Gefühle hervorrief. Mozarts Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr.3 G-Dur KV 156 belegte einmal mehr, wie vertraut das Orchester mit klassischer Musik umzugehen versteht.

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