Mannheim. Es ist eine der schönsten Erzählungen der Gebrüder Grimm. Zwar hat auch das Schicksal des guten Schneewittchens, das von der bösen, gefallsüchtigen Stiefmutter in den Tod gewünscht wird, ein gutes Ende, ist aber den heutigen Kindern im Original nicht mehr zuzumuten. Die Studierenden des dritten und vierten Semesters der Mannheimer Theaterakademie haben das Märchen gemeinsam mit Theaterleiterin Silvana Kraka aufgefrischt und dem saalfüllenden Premierenpublikum (bis auf zwei Kinder ausschließlich Erwachsene) 80 erheiternde Minuten bereitet.
Ein weihnachtlicher Hauch lag auf der mit brennenden Kerzen und verlockend roten Äpfeln geschmückten, ansonsten leeren Bühne. Alleinige Aufmerksamkeit galt den handelnden Darstellern, die märchenhaft gekleidet waren: prunkvoll goldglänzend die Dienerschaft im Schloss, fröhlich bunt und ideenreich die Zwerge im Wald.
Schneewittchen in Mannheim mit viel Schwung und Humor kindgerecht umgesetzt
Stets sind die Produktionen der Theaterklassen Gemeinschaftswerke, in die jeder Studierende seine Kreativität und Fähigkeit einbringen kann. Im Team erarbeiten sie die Kostüme, Bühnengestaltung, Musik, Technik und die Umsetzung der oft verstaubten Sprache der Originalstücke in die heutige Zeit. Immer bleibt die Handlung, wie auch hier, in ihren Grundzügen erhalten, fügt aber aktuelle Themen ein, stellt Fragen, macht nachdenklich.
„Wer ist die Schönste im ganzen Land“ fragt auch hier die eitle, herrische schwarze Königin (meisterhaft Marley Grohé) ihren Spiegel in der Hand und platzt vor Wut, wenn der wahrheitsprechende Spiegel ihre Stieftochter tausendmal schöner ankündigt. Das unschuldige, liebreizende weiße Schneewittchen (überzeugend Sophie Schreiber) muss weg. Folglich denkt sie sich die vielen Raffinessen zur Vernichtung ihrer nichtsahnenden Nebenbuhlerin aus, die vor ihr zu den sieben Zwergen geflüchtet ist.
Die sind aber (neuerdings) frauenfeindlich, haben kein Mitleid, wollen Nutzen. Schneewittchen aber stimmt die Zwerge mit ihrer liebevollen Herzlichkeit um: Hausarbeiten werden geteilt, Mitleid und Liebe dürfen nicht fehlen. Ein Leben zu zweit ist viel schöner, als allein durchs Leben zu gehen, merken die Zwerge und auch der Prinz auf seiner Suche nach einer Prinzessin.
Köstlich aufmunternd sind die drei krächzenden r-rollenden Vögel, die dem Prinzen den Weg zur Prinzessin weisen, und vor allem die Zwerge - als zur Arbeit schreitendes Schattenbild hinter der Kulissenleinwand oder als beratende, zusprechende Gastgeber. Eine große Leistung der Akademieschüler, die das alte Märchen mit viel Schwung und Humor kindgerecht umgesetzt haben.
Aufführungen: Fr. 6./13.12., 19 Uhr. Sa. 7./14., So. 8./15.12., 17 Uhr. Di. 17., Mi. 18.12., 17 Uhr. Ab 5 Jahren, Theater Felina-Areal. Karten: 0621/124 72 45.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/kultur_artikel,-kultur-theaterakademie-mannheim-begeistert-mit-schneewittchen-und-die-sieben-zwerge-_arid,2267084.html