Wie es sich für die traditionelle „Italienische Nacht“ des Mainfranken Theaters in dem festlichen Ambiente der Residenz Würzburg gehört, passte auch dieses Jahr mal wieder alles zusammen: Ein warmer Sommerabend, prunkvolle Räume, „Opernhäppchen“ von den bedeutendsten Werken der italienischen Operngeschichte und Gaumenfreuden mit einem italienischen Buffet nebst Flanieren im Hofgarten garantierten beste Stimmung unter den Gästen. Für den musikalischen Hochgenuss sorgten das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Enrico Calesso, die Sopranistin Inna Husieva und der Tenor Roberto Ortiz.
Der in Mexico City geborene Ortiz erfreute die Zuhörer mit der Romanze „Una furtiva lagrima“ des Bauern Nemorino aus Gaetano Donizettis Oper „L’elisir d’amore“. Gesang und schauspielerische Qualitäten ließen gut nachzuvollziehen, wie groß die Hoffnung – und das Erschrecken – des Nemorino war, nach dem Kauf eines Elixiers der Liebe das Herz der von ihm begehrten Adina gewinnen zu können. Seine eher melancholische Grundstimmung wich grenzenlosem Optimismus im Duett „Caro elisir sei mio...“, in dem Nemorino gegenüber Adina die unglaublich wohltuende Wirkung des Liebestranks rühmt.
Ihre Rolle als Adina interpretierte die in ihren Nationalfarben gekleidete Ukrainerin eher skeptisch bis spöttisch, was die wahren Gefühle für Nemorino betraf. Diese beiden Musiknummern waren beste Werbung für die Aufführungen von Donizettis erfolgreichster Oper, die bei der Jeunesses Musicales Deutschland am 27. Juli im Weikersheimer Schlosshof Premiere feiert. In der dortigen Tauberphilharmonie hatte Inna Husieva im Vorjahr als Zweitplatzierte beim Internationalen Debut-Wettbewerb die Silberne Viktoria gewonnen. In Würzburg brillierte sie mit der Arie der Lucia „Regnava nel silenzio“ aus Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“, in der Lucia von ihrer Liebe zu Edgardo singt, doch von ihrer Familie ein anderer Ehemann bestimmt wird. Gegenüber der berühmteren Arie „La donna è mobile“, war die tatsächlich ausgewählte Arie des Herzogs von Mantua „Ella mi fu rapita“ aus Verdis Oper „Rigoletto“ eine gelungene Alternative.
Belcanto mit „Grandezza“
Das Orchester und Calessos „Grandezza“ verbreiteten schon zum Auftakt mit der Ouvertüre aus Rossinis Oper „La scala di seta“, in der es um die richtige Pärchen-Suche geht, eine beschwingte und erwartungsfrohe Stimmung. Sehnsuchtsvolle und zarte Klänge dominierten das Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“, während später vor allem triumphale Momente des leidenschaftlich und rhythmisch voller Dynamik interpretierten Intermezzos aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ die Zuhörer fesselten.
Auf dem Nachhauseweg summten Opernliebhaber die Melodien des Duetts von Violetta und Alfredo „Parigi, o cara“ aus Verdis „La Traviata“ oder der ergreifenden Arie „Nessun dorma“ des Prinzen Kalaf aus Puccinis „Turandot“ vergnügt vor sich ihn. „Opernherz, was willst du mehr“, blieb dann nur noch zu konstatieren.
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