Das Taubertal-Festival 2024 war mit 15 000 Besuchern einmal mehr ausverkauft. Das dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte sich letztes Jahr, als das Festival zum ersten Mal seit 1998 nicht mehr ausverkauft war. „Für uns ist es wichtig, dass wir Stück für Stück das Festival zum Headliner aufbauen“, erklärt Florian Zoll von der Karo Konzert-Agentur Rothenburg, die das Festival veranstaltet. Durch ein verbessertes Rahmenprogramm solle das Festival attraktiver gemacht werden. Dazu zählt das Flunkyball-Turnier, bei dem das Siegerteam zur Weltmeisterschaft nach Elmshorn fahren darf, aber auch das Bobbycar Rennen am Sonntagmorgen.
Schon am Donnerstag Abend konnte die Besucher die ersten vier Liveauftritte an der Steinbruch Stage, auf halben Höhe in Richtung Reutsachsen gelegen, im Rahmen des Warm Ups genießen.
Am Freitag wurde nach dem morgentlichen Yoga, dem Beginn des Flunkyball-Turniers und einem ersten Auftritt im Festival Village von o’Hamlet inmitten des Campingplatzes das Hauptgelände eröffnet. Auf der kleineren der beiden Bühnen dort, der Sounds for Nature Stage, spielten die ersten Bands, darunter auch die Teilnehmer des Emergenza Contest.
Die Taubertal Stage wurde von der linken Polit-Punkband „Swiss & die Andern“ eröffnet. Kurz darauf konnten auf der kleineren Bühne Nova Twins mit ihrem flotten Rock überzeugen. Auf der Taubertal Stage ging es mit den „Giant Rooks“ weiter, die mit etwas ruhigeren Tönen das Publikum in ihren Bann rissen. Auf der Sounds for Nature Stage verzauberte Esther Graf mit ihrer Popmusik die Fans. Einem breiteren Publikum bekannt wurde die Österreicherin durch Zusammenarbeiten mit der Band SDP, Sido und Alligatoah, der der große Headliner an demselben Abend sein sollte. Zuvor lieferten die „Beatsteaks“ eine Punkrock-Show vom Feinsten ab. Die ersten großen Moshpits des Festivals bildeten sich zu Hits wie „Hand in Hand“. „Hier ist es immer so familiär, das Taubertal ist wirklich ein schönes Festival“, sagt der Bassist Torsten Scholz von den Beatsteaks. „Man trifft andere Bands oder Leute oder lernt neue kennen und trinkt mit ihnen ein Bierchen, das ist immer schön!“
Mit Punkrock ging es nebenan weiter mit den US-Amerikanern von Zebrahead. Der Rapper und neuerdings auch Rocker Alligatoah lieferte eine große Rockshow mit den Liedern seines neuen Albums, mit Einschüben seiner gefeierten alten Hits wie „Willst du“ oder „Du bist schön“. Er feierte mit dem Publikum ebendieses und mit einer großen Portion Ironie („ICH ICH ICH“) auch sich selber.
Den Abend ausklingen lassen konnte man in der Steinbruch Stage auf der After Show-Party.
Der Samstag begann wieder mit Yoga und Flunkyball. Als erstes trat dann der Würzburger Kneipenchor vor großem Publikum zu früher Stunde mit Coverversionen von beispielsweise „Denkmal“ (Wir sind Helden) oder „Don’t Look Back in Anger“ (Oasis) auf.
Als erste Band auf der Taubertal Stage holte die Popband Bosse um den Sänger Axel Bosse nochmal den Kneipenchor auf die Bühne, der die Band bei dem Lied „Ein Traum“ unterstützte. Dann wurde der Ska-Punk-Faktor mit Sondaschule und Talco hochgeschraubt. Für einen Stilwechsel sorgte Nina Chuba, die mit ihren Hits wie „Wildberry Lillet“ oder neuen Liedern wie „80qm“ die Menge zum Mitsingen brachte. Schon zuvor outete sich Axel Bosse als großer Fan von ihr und gab an, den Auftritt auf keinen Fall verpassen zu wollen.
Der Headliner des Abends war die US-Rockband „Rise Against“, die vom ersten Song „Satellite“ an für riesige Moshpits sorgte. Zwischendurch wurde es mit dem Anti-Kriegssong „Hero of War“ emotional, bevor der Endspurt inklusive ihrem größten Hit „Savior“ eingeleitet wurde. Anschließend fand wieder die After Show-Feier mit zwei weiteren Bands statt.
Der Sonntag begann auf dem Hauptgelände mit der Siegerehrung des internationalen Emergenza Contests, bei dem der Sieger traditionell anschließend auf der Hauptbühne spielen durfte. Diese Ehre war „Franck.“ aus Frankreich zuteil, der mit seinem außergewöhnlichen Indie Pop auf der wohl größten Bühne seiner bisherigen Karriere stand. Weiter ging es abwechselnd auf der Sounds for Nature Stage und der Taubertal Stage mit „Hot Wax“, „Bukahara“ und „Master Peace“. Zu der Italo-Schlagerband Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys entstanden unzählige sogenannte Schlagerstrudel, in denen etliche Fans im Kreis tanzen. Auf die Indie-Band „Kytes“ folgte die linke Politpunkband „Feine Sahne Fischfilet“. Offene Vorwürfe zum Thema sexueller Gewalt gegen den Sänger der Band und Erwähnungen der Band in Verfassungsschutzberichten hielten die zahlreich erschienenen Fans offensichtlich nicht vom Feiern ab. Zu bester Stimmung gab es im vorderen Bereich riesige Moshpits, doch auch weiter hinten fanden sich noch mehrere kleinere Tanzkreise. Der Sänger Monchi warf zahlreiche Bierflaschen in das Publikum, wo mehrere Bengalos gezündet wurden.
Mit Punk ging es bei „Dritte Wahl“ weiter, den Abschluss des Festivals markierten Deichkind, wo es zu den Liedern wie „Leider geil“ noch mal rappelvoll war. Die einstudierten Choreographien und das Fass, mit dem die Band über das Publikum surfte, sind bekanntlich schon länger Teil der großen Show. Jedoch dauerte es etwas, bis wirklich Stimmung aufkam.
Nichtsdestotrotz sind die Veranstalter mit der diesjährigen Ausgabe ohne Gewitter, Schlamm und Regen hochzufrieden. Der Gründer des Festivals, Volker Hirsch, zeigte sich glücklich: „Die Wetterlage blieb stabil, alle Gewitter sind an uns vorbeigezogen!“ So darf es nächstes Jahr gerne wieder sein. . .
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