Im letzten Jahr sorgte heftiges Regenwetter für unbefahrbare Camping- und Parkflächen, so dass sich der Anreiseverkehr um einen Tag nach hinten verschob. Auch sonst hatte das Taubertal Festival schon viele Wetterkapriolen gemeistert –doch in diesem Jahr spielte der Wettergott mit: Perfekte äußere Bedingungen, ein Sonne-Wolken-Mix bei sommerlichen Temperaturen und endlich mal vier Tage am Stück kein Regen.
Das hat es in diesem Sommer auch noch nicht so oft gegeben. So erlebten die zahlreichen feierwütigen Jugendlichen, jung gebliebene Festivalfans und so mancher „Woodstock-Veteran“ ein tolles Wochenende in Rothenburg und auf der Reutsächser Höhe. Denn dort, wo die „Großcamps“ stehen, ist auch immer ordentlich Party angesagt.
Eine Neuerung in diesem Campingbereich für die großen Gruppen mitsamt umfangreicher Technik und Aufbauten ist seit letztem Jahr, dass nicht mehr mit Pkw eingefahren werden darf.
Dies ruft so manche Landwirte aus dem Creglinger Oberland auf den Plan: Unter ihnen beispielsweise Friedrich Branz aus Reutsachsen. Mit Traktor und Wagen bringt „Bauer Fritz“ das Campingequipment samt Festivalfans an Ort und Stelle.
Neuerungen
Die Trennung von Parken und Campen bringt laut Veranstalter zwei wesentliche Vorteile „Wir können schneller belegen, was zu weniger Rückstau führt und die Gäste bringen nicht mehr so viel Müll mit, den sie nach der Abreise einfach zurücklassen“, so Florian Zoll vom Veranstalter Karo. Bei den Festivalgästen wird diese Trennung von Camping und Parken durchaus skeptisch gesehen, denn die Wege werden beim Auf- und Abbau sehr weit und auch bei einem eventuellen Unwetter oder Gewitter sind die schützenden Autos einfach sehr weit weg. Jahr wurde ein Awareness-Team eingeführt, denn das Taubertal Festival hat nach Aussagen der Veranstalter keinen Platz für Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung.
Deshalb kann sich jeder, der sich in irgendeiner Situation unwohl fühlt, mit den Worten „Panama“ oder „Wo geht´s nach Panama“ helfen lassen. Ausgebildete Sozialarbeiterinnen sind als ehrenamtliche Vertrauenspersonen vor Ort und helfen in Notsituationen, beispielsweise bei bedrohlichen Lagen oder Grenzüberschreitungen.
Deutlich zu riechen war allerdings auch eine Neuerung, die die Koalition in Berlin zum 1. April 2024 beschlossen hat: Mit der Legalisierung von Cannabis wehte der Duft dieses Rauschmittels deutlich intensiver über das Festivalgelände.
Des Weiteren fand unter der Promotion des neuen Hauptsponsors ein Bobby Car-Rennen in der sogenannten „Grünen Hölle vom Taubertal“ statt und auch die vielen privaten Flunkyball-Spiele der Campinggruppen mündeten in diesem Jahr in ein offizielles Turnier, dessen Sieger zur Flunkyball-WM nach Elmshorn fahren darf.
So war also nicht nur durch die vielen Bands im Tal für jede Menge Spaß und Action gesorgt, sondern auch während des Campens fanden Gaudi und Teamevents einen ausgelassenen Rahmen. An allen Abenden – beginnend bereits am Donnerstag – wurde die Party im Steinbruch auf dem Berg Richtung Reutsachsen weitergefeiert. Bis zum Morgengrauen legten DJs zur Aftershow auf.
Bands am Freitag
Alte Bekannte spielten am frühen Freitagabend, die Beatsteaks aus Berlin gaben sich wieder die Ehre. Sie gehören beim Taubertal Festival schon fast zum sprichwörtlichen Inventar. Die Alternative-Rock-Punk-Band wurde 1995 gegründet und gehört zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Punkrockbands. Den Abschluss des Freitags bildete der Deutschrapper Alligatoah, bürgerlich Lukas Strobel. Seine Lieder thematisieren verschiedene Problemfelder gesellschaftlichen Zusammenlebens. Alligatoah bedient sich oft des Stils des Battleraps.
Auf der kleineren „Sounds for Nature Bühne“ fand wieder das Finale des Nachwuchswettbewerbs „Emergenza“ statt. Der Gewinner darf am Sonntag auf der großen Hauptbühne auftreten und so seine Bekanntheit weiter steigern.
Der Auftritt der US-amerikanischen Punk-Rock-Band aus Kalifornien „Zebrahead“ fand vor großem Publikum statt und war stark umjubelt. Die fünf Jungs sorgten für beste Stimmung und unterstrichen, warum das Taubertal Festival aufgrund des nahbaren Band-Publikum-Bezugs auch unter den Künstlern einen guten Ruf hat. Wer einmal aufgetreten ist, kommt gerne wieder.
Allerdings wurde von langjährigen Gästen des Taubertal Festivals durchaus leise Kritik geäußert. So einen richtigen „Hochkaräter“ konnten die Festivalmacher in den letzten Jahren nicht mehr verpflichten, das Preis-Leistungs-Verhältnis gerät nach Meinung so manchen Gastes zunehmend in Schieflage. Trotz dieser Kritik ist das Taubertal Festival Jahr für Jahr ausverkauft, lediglich für Sonntag gab es am Freitag noch ein paar wenige Restkarten.
Umwelt
Ein wichtiges Thema ist die Umwelt, da das Festival in einem hochsensiblen Naturraum stattfindet. Die Aufklärungsarbeit und auch diverse Erziehungsmaßnahmen beginnen beim Thema Müll, dem Lärmschutz und enden bei verschiedenen Aktionen der Alkohol- und Drogenprävention. Schon bei der Einfahrt an der Mautstation bekommen alle Camper gegen Pfand einen Müllsack, wer diesen an den Sammelstellen voll zurückbringt, erhält sein Geld zurück.
Zum Schutz der Anwohner, aber auch der Festivalgäste selbst, herrscht Nachtruhe von Mitternacht bis 7 Uhr morgens. Wer nach dem offiziellen Programm auf dem Hauptgelände weiterfeiern will, kann dies im Steinbruch auf halber Höhe nach Reutsachsen tun.
Die Vorabendparty Donnerstag t hat sich mittlerweile als wahrer Geheimtipp herumgesprochen.
Wer allerdings noch arbeiten musste, trudelte spätestens bis Freitagabend ein, sodass einem lustigen Wochenende mit den allerbesten Freunden nichts mehr im Wege stand . . .
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