Albumreview Jazz

Mannheimer Saxofonist Benedikt Jäckle glänzt auf CD der Band Vibe

Von 
Georg Spindler
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Voller Energie: die Band Vibe mit (v.l.) Leando Irarrgorri, Calvin Lenning, Félix Rossy, Jonas Kaltenbach und Benedikt Jäckle. © Gerhard Richter

Nach Erfolg verreist: Pünktlich zur Veröffentlichung der gelungenen CD „Incognita“ (auf dem renommierten Label Klaeng) mit der Band Vibe ist der Mannheimer Saxofonist Benedikt Jäckle nach Berlin umgezogen. Ein Verlust für die Region, wie das Album beweist, auf dem das Kölner Ensemble druckvollen, energetischen Jazz in der Tradition des Miles Davis Quintetts der 1960er spielt.

Angetrieben von einer forsch losswingenden Rhythmusgruppe, dem dicht trommelnden Schlagzeuger Jonas Kaltenbach und dem mächtig treibenden Bassisten Calvin Lennig, lässt sich der Rest der Truppe in expressive Klangregionen katapultieren. Als Startrampe dienen kompakte Kompositionen, deren fragmentarische Linien und signalartige Floskeln viele Anreize bieten für improvisatorische Ausflüge. Nicht ohne Grund ist Wayne Shorters solcherart strukturiertes „Pinocchio“ als einzige Fremdvorlage im Repertoire.

Überraschende Wendungen

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Spannungsvoll inszeniert die Band den Gegensatz zwischen Trompeter Félix Rossy, der jedes Thema als Aufforderung für quecksilbrige, sprudelnde Phrasen von fast saxofonartiger Geläufigkeit begreift, und den mit viel Sinn für Dramatik vorgetragenen Tonfolgen von Jäckle. Der Tenorsaxofonist agiert bedächtig, tastend, überlegt, erzählt seine Geschichten mit kurzen Phrasen und überraschenden Wendungen.

Klangschön harmonieren beide Frontleute in der Ballade „Sleeping In A Dream“, in dem Jäckle der metallischen Schärfe des Trompeters dunkle Lakonie und schattenhafte Tupfer entgegensetzt. Furios ist der Dialog der beiden auf dem Tempostück „Subletting“, wo ihr Zusammenspiel wahre Funken schlägt.

Bravourös vermittelt Leandro Irarragorri zwischen den unterschiedlichen Mentalitäten. Als Begleiter markiert er gekonnt die Eckpunkte der Spielräume: mit pointierten Motivakzenten, rollenden Glissandoflächen, perkussiven Akkordsequenzen. In seinen Soli bringt er schwelgerische Eloquenz und expressive Härte in Einklang miteinander. Auch lyrische Passagen klingen unverzärtelt - ein sehr jazztypischer Ansatz, der ideal in das Konzept dieser hörenswerten Gruppe passt.

Vibe: „Incognita“ (Klaeng Records)

Redaktion

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