Mannheim. Die britische Popsängerin Bonnie Tyler suchte ihn verzweifelt, den Helden ihrer Träume, und stürmte mit dem Song „Holding Out for a Hero“ („I need a hero“) die Charts der 1980er Jahre. Auch nach 40 Jahren kam nun sein packender Rhythmus an und riss hier im Oststadt Theater das Publikum von den Sitzen. Welche Frau wünscht sich nicht einen Helden, der ihr aus brenzligen Situationen hilft. Der französische Theaterregisseur und Bühnenautor Marc Camoletti wusste Rat in seinem Boulevardstück „La bonne adresse“. Die heitere Bühne in N1 hat daraus unter der Regie von Felicitas Hadzik ein herrlich verwirrendes Spiel mit Mannheimer Kolorit gemacht, in dem gleich vier Helden gesucht sind.
„Do sin Se rischdisch“ heißt es stets, wenn es an der Tür der Madame Georgina von Schaum klingelt und ein Mann den gepflegten Salon betritt. Vier Bewerber hatten sich auf eine Annonce hin gemeldet, die von den vier WG-Bewohnerinnen unabhängig voneinander in die Zeitung gesetzt wurde. Janine Mai, eine Klavierlehrerin, sucht einen Schüler, damit sie ihre Miete bezahlen kann; Jacqueline Schmitt, die Kunstmalerin, braucht ein Modell für ihr begonnenes Werk „Festmahl bei Spartakus“; das Hausmädchen Bitsie hätte gerne einen Mann und Madame hat es leid, mit sich streitenden Künstlerinnen unter einem Dach zu wohnen. Köstlich spielte Jutta Barié-Scholl diese traurig abgetakelte Ex-Show-Tänzerin im schillernden Morgenmantel, dessen rosa Boasaum mächtig Federn ließ. Sie sucht einen soliden Mieter, um aufs Land ziehen zu können, mit der handfesten Bitsie (Silke Eberhard).
Bei vier Anzeigen mit ihren unterschiedlichen Zwecken, die jeweils ohne Wissen der anderen gestartet werden, und bei vier Bewerbern, die nacheinander erscheinen, ist die Verwirrung programmiert.
Ein überzeugend dargebrachter Schwank voller Situationskomik
Marc Camoletti (1923 - 2003) war ein begnadeter Schöpfer von Boulevardtheaterstücken. Mit „Boeing Boeing“ gelang ihm 1960 ein Riesenerfolg, der bis nach Hollywood führte und dort mit Jerry Lewis und Tony Curtis verfilmt wurde. Gleichermaßen genial ist seine Idee der Damen-WG und deren Sorgen, die durch Annoncen behoben werden sollen.
Felicitas Hadzik hat diesen Schwank voller Situationskomik überzeugend auf die mit Blumen und Biedermeier-Sofa geschmückte Salonbühne (Judie Fox) gebracht und den Annonce-Kandidaten ein würdiges Spielfeld geöffnet. Kraftstrotzend und selbstgefällig eroberte sich das Modell Spartakus (Sören Messing) die Bühne und verharrte nach vielen Gymnastikdemonstrationen im Rückenkrampf. Die smarte Klavierlehrerin (Ronja Rückgauer) konnte mit ihm ebenso wenig einig werden wie die resolute Malerin (Katja Sessig) mit dem ordnungsliebenden Nachmieter (Bernd Maler).
Ebenso zurückhaltend war der Heiratskandidat (Knut Frank), der nun fälschlicherweise von Madame empfangen wurde und nach einer Flasche Likör so richtig in Fahrt kam. Fehlte noch der Klavierschüler, ein Russe (Alex Wilhelm). Forsch trat er ein und tat alles, was von ihm verlangt wurde. „Ich widerspreche nie“, war seine Taktik, und er tanzte vergnügt einen Kasatschok.
„I need a hero“, tönte es aus dem Off und das Publikum klatschte lange im Takt dazu.
Nächste Vorstellungen am 29. und 30. November, 20 Uhr.
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