Die „NouWell Cousines“ ernteten beim Mozartfest Würzburg tosenden Applaus.
Aus dem scheinbar unerschöpflichen Reservoir an Künstlern der Musiker-Dynastie Well rückten die „NouWell Cousines“ zum Mozartfest Würzburg an, als die „Wellküren“ ihren Auftritt in der Brauerei „Würzburger Hofbräu“ gesundheitsbedingt absagen mussten. „Des wird scho wieder“, wäre das Motto des Abends gewesen, das ihnen die rund 600 Besucher in der proppenvollen, mit Bierkästen-Stapeln ohne Ende „dekorierten“ Verladehalle gerne zugerufen hätten.
Die Musikkabarettgruppe „NouWell Cousines“ gründete Marie Well (spielt ein Guadagnini-Cello) 2011 mit ihrem Bruder Matthias Well (Violine), ihrer Cousine Maresa Well (Violine und Akkordeon) und dem Berliner Alexander Maschke (Violine, Viola und Akkordeon). Vom Start weg bestach das Quartett mit seiner Spielfreude, unbändiger Virtuosität und Vielseitigkeit. Aus der Originalbesetzung fehlte in Würzburg Maresa Well, für die Maximilian Well keineswegs ein Notnagel war. Dennoch verstärkte sich die inzwischen dritte Well-Generation mit Michael Well, Mitbegründer der legendären „Biermösl Blosn“ und Vater von Marie und Matthias. Mit „Boaznklassik“ war das Programm treffend umschrieben, holte sich schließlich die Familie Well viele Ideen zu ihren Texten und ihrer Musik beim Schwadronieren und zwanglosen Musizieren in ihrer Münchner Stamm-Boazn „Johanniscafé“. Ihre Vielseitigkeit verdankt vor allem der Nachwuchs seiner klassischen Ausbildung an Musikhochschulen.
Das Quintett brachte es zustande, mit seiner Bühnenpräsenz und überwältigender Spielfreude eine einladende Atmosphäre zu kreieren, in der selbst die nüchterne Industriehalle fast wie eine urige Kneipe anmutete. Dies zumindest so lange, bis rhythmisches Mitklatschen einen gewaltigen Klangteppich ausbreitete.
Extra zum Musikfest gab es zum Auftakt ein Gstanzl mit lokalem Bezug: In Würzburg wird den Kindern die Unendlichkeit so erklärt. „Des ist dann, wenn das Mainfranken Theater fertig werden wird.“
Michael war mit seiner voluminösen Tuba, der von ihm fantastisch gespielten Drehleier und dem überlangen, das Bühnenformat sprengenden Alphorn ein richtiger Hingucker. Nicht nur wegen einer Tanzeinlage konnte sich der 64-jährige Vollblutmusiker gegenüber den „feschen Buam“ Maximilian, Matthias, Alexander und dem „feschen Dirndl“ Marie bei dem fetzigen Crossover von Volksmusik bis zur Klassik locker behaupten.
Musikalisch schräg wurde die Lebensphilosophie „der Beautyqueen aus Oberschweinbach-West im Leopardendress“ kommentiert („Beauty ist mein Leben, bei mir ist alles operiert, denn Schönheit kommt nicht von allein“). Mit musikalischem Hochgenuss wurde der Song „Böhmischer Wind“ kredenzt, bei dem es sich um einen scharfen Schnaps im Johanniscafé handelt, wie Marie Well bekannte: „Der ist sauscharf; da ist Chili drin. Da Böhmische Wind hod mi umegwehd“. Zum Schmunzeln brachte das Couplet „Adam und seine Rippe“ über den traurigen Adam, der Weiber hin, Weiber her, den lieben Gott bittet, ihm wieder die Rippe einzusetzen. Sehr emotional-kraftvoll erklang der ikonische Soundtrack zum Film „Braveheart“, komponiert von James Horner.
Zwischendurch waren auch besinnliche Worte zu hören, wie bei Zitaten von Bertolt Brecht aus einem Brief, in dem er „gegen Verführung“ plädiert und eine kritische Betrachtung der Welt und Künste einfordert. Beispielhaft umgesetzt wurde diese Ermahnung mit der Schilderung der vergeblichen Versuche des Musikstudenten Matthias, für seine Masterprüfung ein unspielbares Stück einzustudieren, seine Ausbilderin Frau Li aber unerbittlich blieb.
Landler, Zwiefacher oder Gstanzl mit improvisierten Texten heherrschten die „NouWell Cousines“ aus dem Effeff. Zur authentischen Klangatmosphäre der alpenländischen Volksmusik gehörten das Hackbrett und der von Michael Well gespielte Brummtopf, dessen therapeutischer Einsatz Priestern in ihrer „Sturm-und-Drang-Zeit“ oder auch Till Lindemann ans Herz gelegt wurde. Zwischendurch bekamen noch Markus Söder und Hubert Aiwanger ihr Fett ab.
Auch virtuos-klassisch performte das Quintett mit der angekündigten tragenden Rolle der Triangel, gespielt von Alexander als „Chef für außerordentliche Metallperkussion und trianguläre Klangästhetik“, fast schon aufreizend-routiniert, so dass Matthias kurzerhand zur allgemeinen Erheiterung den zwischen Stange und Bogenhaare eingeklemmten Geigenkorpus bespielte. ferö
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