Wertheim. Auf dem Programm des Würzburger Mozartfests auf der Wertheimer Burg stand am Sonntagnachmittag die sehr gut besuchte Aufführung der von Christian Kabitz zusammengestellten und erzählten Kinderfassung von Mozarts Komischer Oper „Figaros Hochzeit“. Kabitz, ehemaliger Kantor der Würzburger St.-Johannes-Kirche, hat in Zusammenarbeit mit dem Würzburger Mozartfest bereits etliche Opern kindgerecht aufbereitet. Die Begeisterung, mit der die zahlreich erschienenen Kinder (und nicht nur sie) mitmachten, zeugt davon, dass sein Konzept aufgeht.
Stets im Dialog mit den Kindern erfragt Kabitz zunächst, wessen es eigentlich für eine Opernaufführung bedarf. Irgendwann, nach Bühne, Vorhang, Orchester (hier durch ein von Michaela Schlotter gespieltes Klavier ersetzt) und Beleuchtung werden dann auch noch die Sänger benannt, die ja tatsächlich bei Opernaufführungen nicht ganz unwichtig sind. Kabitz stellt also die benötigten Rollen vor und vergibt sie nach gestrenger Prüfung an die fünf mitwirkenden Sängerinnen und Sänger – auch wenn die sich jeweils scheinbar eine andere Partie erhofft hatten. Auf diese Weise erklärt Kabitz, dass die Anforderungen an Höhe, Tiefe und Koloraturfestigkeit sehr unterschiedlich sind und nicht jeder Sänger jede Partie singen kann. Auch die so genannte Hosenrolle wird erläutert, wobei die eigentliche Aufgabe der von Anna-Lena Santana dargestellten Rolle Cherubinos im Stück bis zum Schluss nicht ganz klar wird.
Der Graf (Jakob Mack) ist hinter Susanna (Carla Antonia Trescher) her, die das zwar nicht sooo schlimm findet, aber eigentlich doch Figaro (Elias Wolf, dessen Rolle in dieser Fassung ziemlich beschnitten wird) heiraten möchte. Die Gräfin (Maximiliane Schweda) hat nichts zu wollen und Cherubino will sowieso mit jeder . . . Obwohl der Graf Figaro und Susanna die Hochzeit erlaubt hat, überlegt er es sich – frisch in Susanna verliebt – anders und verbietet die Heirat aus durchaus nicht uneigennützigen Gründen.
Nach ausführlicher Beratung durch die im Publikum anwesenden Kinder wird ihm nun eine Falle gestellt. Er kompromittiert sich selbst und beleidigt bei der Gelegenheit seine Kummer gewohnte Gattin ziemlich heftig. So kann er gezwungen werden, der Hochzeit doch wieder zuzustimmen und sie sogar zu bezahlen („Aber ohne Getränke!“). Die Geschichte ist ziemlich trivial – was Mozart musikalisch daraus macht, ist es ganz und gar nicht. Natürlich taucht in der Kabitz-Fassung nur ein sehr, vielleicht sogar zu überschaubarer Teil von Mozarts wunderbarer Musik auf. Aber die auch musikalisch zentralen Szenen, etwa die „Verkleidung“ Cherubinos in eine Frau oder die Entlarvung des Grafen im Park, bleiben erhalten und lassen die Faszination erahnen, die Mozarts Musik seit Jahrhunderten auf die Menschen ausübt.
Schön, dass sich das Mozartfest und die Stadt Wertheim darauf einlassen, diese Faszination auch für den Nachwuchs erlebbar zu machen. Die zahlreichen Kinder dankten es mit ihren Eltern durch begeisterten Applaus.
Noch eine Anmerkung: Unter dermatologischen Gesichtspunkten war es wohl nur die zweitbeste Idee, die Kinderfassung der Oper „Le Nozze de Figaro“ bei brütender Hitze um 14 Uhr ohne Sonnenschutz im Hof der Wertheimer Burg aufzuführen.
Natürlich zieht eine Open-air-Aufführung – die übrigens für die Mitwirkenden immer anstrengender ist als eine Saal-Produktion – in dieser wunderbaren Kulisse das Publikum eher an, als es bei diesem Wetter eine Aufführung im Saal tun würde. Dennoch sollte im kommenden Jahr überlegt werden, ob nicht eine deutlich spätere und schattenreichere Uhrzeit möglich wäre.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-mozarts-oper-begeisterte-den-nachwuchs-auf-der-wertheimer-burg-_arid,2096272.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html