Früher schaute Karsten Brensing gerne die Delfinserie Flipper – heute ist er Meeresbiologe. Er erforscht Delfine und setzt sich für Tierschutz ein.
Karsten Brensing, du erforschst Delfine. Kannst du ihnen auch ansehen, wie es ihnen geht?
Karsten: Nein, in ihrem Gesicht kann ich das schwer lesen. Ihnen geht es aber gut, wenn sie so leben können, wie sie das in ihrer natürlichen Umgebung tun.
Wie leben sie da am liebsten?
Karsten: Als soziale Tiere leben sie in Gruppen. Nachdem sie erwachsen sind, leben sie die meiste Zeit getrennt nach Geschlechtern. Delfine schließen Freundschaften wie wir Menschen. Sie teilen mit ihren Freunden Informationen, verraten ihnen etwa über ihre Laute, wo sie einen Fischschwarm gesehen haben. Am Golf von Mexiko hat man zur Delfinfreundschaft übrigens etwas Spannendes beobachtet ...
Du machst uns neugierig! Was denn?
Karsten: Männliche Delfine, die sich gut verstanden, haben sich einen gemeinsamen Namen gegeben. Sie haben die Klänge ihrer eigenen Namen miteinander verschmolzen, dass es ein bisschen nach beiden klang. Damit zeigen sie nach außen: „Wir gehören zusammen.“
Delfine haben eigene Namen?
Karsten: Ja, wenn Große Tümmler auf die Welt kommen, ruft die Mutter sie mit einem Pfiff, dem Identifikationspfiff. Den imitieren sie und dabei verändert er sich im Laufe der Zeit, so dass daraus ihr ganz einzigartiger Name wird.
Also haben Delfine Namen und auch tiefe Freundschaften!
Karsten: Mehr noch. Sie haben einen großen Kreis an Bekannten, auf den sie zurückgreifen. Das ist ähnlich wie bei uns. Wenn wir zum Beispiel etwas über ein Thema wie Schlangen wissen wollen, fällt uns vielleicht ein: „Moment, die Lena aus der Parallelklasse kennt sich damit doch gut aus!“ – und wir fragen sie. Auch Delfine erinnern sich an andere Delfine, die sie nur selten sehen.
Experte für Delfine
Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Er setzt sich dafür ein, dass Menschen Tiere besser verstehen. Deshalb schreibt er Tierbücher, auch für Kinder. Sein Buch „Wie Tiere fühlen und denken“ erschien im Loewe-Verlag und wurde Wissensbuch des Jahres 2019.
Stimmt es, dass Delfine auch schon Menschen vor dem Ertrinken gerettet haben?
Karsten: Ja, diese Fälle gibt es. Ich weiß von einem Fall, als ein Delfin vor Neuseeland zwei verirrten Grauwalen geholfen hatte. Er hatte sie mit Rufen gelotst. Delfine sind mitfühlende Wesen, deshalb ist das gar nicht so ungewöhnlich – trotzdem bemerkenswert, denn der Delfin muss dafür einiges verstehen, zum Beispiel, dass ein Mensch überhaupt in einer Notlage ist. Und er muss sich überlegen, wie er das Problem löst.
Klingt, als könnten Delfine noch viel mehr, als man denkt. Können sie auch über sich selbst nachdenken?
Karsten: Ja, davon können wir ausgehen. Experimente zeigen, dass selbst Ratten über sich nachdenken können. Womöglich können das alle Säugetiere und auch Vögel. Die Wissenschaftler haben das nur noch nicht mit allen Tieren getestet. Was wir schon genau wissen: Delfine erkennen sich selbst im Spiegel, haben also eine Vorstellung, wer sie sind.
Woher wissen wir das?
Karsten: Mit dem Spiegeltest. Dabei malen wir Tieren einen Punkt auf und schauen, wie lange sie diese Stelle im Spiegel beobachten. Schauen Delfine lange auf die Markierung, schließen wir daraus, dass sie verstehen, dass das ihr eigener Körper ist.
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