Bildung

Neues Schulfach „Digitale Welt“ geplant

Das hessische Kultusministerium will mit Schuljahresbeginn im September die Bereiche Informatik, Wirtschaft und Umwelt miteinander verzahnen

Von 
Gerhard Kneier
Lesedauer: 
Der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) würde das neue Fach „Digitale Welt“ nach einer Pilotphase gerne flächendeckend einführen. © Silas Stein/dpa

Wiesbaden. Hessen bekommt ein neues Schulfach, und das Vorhaben klingt wirklich zukunftsträchtig: Informatik, Wirtschaft und Umwelt vereint unter dem Titel „Digitale Welt“ soll schon mit Beginn des kommenden Schuljahrs im September unterrichtet werden, wenn auch erst einmal nur in zwölf dafür ausgewählten Pilotschulen. Kultusminister Alexander Lorz und Digitalministerin Kristina Sinemus (beide CDU) stellten das Projekt am Montag in Wiesbaden vor.

Und sie ließen keinen Zweifel daran: Nach der auf einige Jahre ausgelegten Erprobungsphase soll es landesweit in allen Schulen fester Bestandteil des Stundenplans sein. Mit dieser Fächerkombination, die weit über einen herkömmlichen Informatikunterricht hinausgehen soll, ist Hessen nach Angaben der Landesregierung bundesweiter Vorreiter.

Losgehen soll es mit zwei Wochenstunden „Digitale Welt“ in den fünften Klassen der am Pilotprojekt teilnehmenden Schulen. Lorz versichert, dass sie samt der dafür erforderlichen Lehrkräfte zusätzlich zur Verfügung gestellt werden und nicht zu Lasten anderer Fächer gingen. Das Vorhaben soll gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam gestemmt und von der Frankfurter Goethe-Universität wissenschaftlich begleitet werden. Statt eines detailliert ausgefeilten Curriculums soll den Lehrerinnen und Lehrern lediglich eine „Handreichung“ mitgegeben werden. Der Gestaltungsspielraum für die einzelnen Schulen wird bewusst groß gehalten.

Vor allem mit praktischen Projekten sollen die Schüler Digitalisierung, nachhaltige Wirtschaft und klimagerechte Ökologie miteinander verbinden. Sinemus nennt als Beispiel die Suche nach Algorithmen für einen Rasenmäher, der zwar Gras, nicht aber Krokusse abschneidet. Und Schulleiterin Judith Lehnert aus Hünfelden-Dauborn im Kreis Limburg-Weilburg hat auch schon ein konkretes Vorhaben im Auge: Die Schüler könnten in dem neuen Fach dafür sorgen, dass sich die Klappe zum Hühnerhof der kooperativen Gesamtschule solarbetrieben bei Helligkeit öffnet und bei Dunkelheit wieder schließt. Auch der Hauptschulzweig der Schule werde mit dem Schulfach bestückt, und eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Industrie- und Handelskammer sei auch schon vereinbart.

Lorz bezifferte die Zahl der am Pilotversuch teilnehmenden Schulklassen auf landesweit etwa 60 bis 70. Das sind über 1000 Schülerinnen und Schüler. Diese lernten im Unterricht, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen könnten.

Die Digitalisierung durchdringe alle Lebensbereiche und erfordere auch von der Pädagogik innovative Weichenstellungen, fügte der Kultusminister hinzu. Darüber hinaus greife das Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien auf. Wie es künftig vor allem in den oberen Klassen etwa mit dem Wahlpflichtfach Informatik oder mit Politik und Wirtschaft verzahnt werde, soll erst nach Auswertung des Pilotangebots entschieden werden.

Korrespondent

Copyright © 2025 Südhessen Morgen