Santa Monica. Das ist schon ein eindrucksvoller Arbeitgeber. Großraumbüros mit Rückzugs- und Besprechungszimmern, Cafeteria, Kantine, dazu Fitnessstudio, Saunakabine, Physio-Liege, ein schallisolierendes Sofa - Wahnsinn! Aber wozu überhaupt das alles, warum Rückzugsräume, wenn es ohnehin so still und auch im weitläufigen Großraumbüro kaum ein Mensch zu sehen ist? An einem Dienstagnachmittag bei Red Bull in Santa Monica, Los Angeles.
Liegt das an der Verkehrssituation mit Fahrzeiten im Auto von bis zu zwei Stunden selbst aus der nahegelegenenen Umgebung? Gemessene Distanz 45 Minuten, im Stop-and-Go zurückgelegte Distanz fast dreimal so lange? Daher Verbleib im Homeoffice, anhaltende Auslagerung von Produktions- und Büroräumen von Unternehmen ins Umland, wo das Wohnen zudem günstiger ist - und daher die Anreize von Red Bull wie Massageoptionen, damit mal jemand ins Büro kommt?
Red Bull in Santa Monica: Hinter Coca Cola und Pepsi auf Platz drei in den USA
5500 Mitarbeiter hat Red Bull in den USA, 700 davon in Santa Monica, dem Sitz der eigenen Vertriebsgesellschaft. Deren Gründung 2009 startete den Erfolgskurs des österreichischen Energy-Drink-Herstellers in den Vereinigten Staaten, ist er seither doch nicht mehr auf fremde Logistik angewiesen wie in den Jahren seit 1997, dem US-Launch der Marke. 2022 kam ein eigenes Lagerzentrum hinzu, und inzwischen ist Red Bull der zweitmeistverkaufte Energiedrink in den USA, das Unternehmen das drittgrößte dort in diesem Sektor, hinter Coca Cola und Pepsi. Doch gibt es noch Optimierungsmöglichkeiten, schließlich liegt weltweit gesehen Red Bull bei Energy Drinks auf Platz 1.
Wobei die Getränkeherstellung nur einen Teil darstellt in der Red Bull GmbH mit Sitz in Fuschl am See bei Salzburg. Bekanntlich kommen Sportengagements hinzu. Im Fußball etwa RB Salzburg, RB Leipzig, die New York Red Bulls; im Eishockey der EHC Red Bull München; dazu das Formel-1-Engagement derzeit mit Max Verstappen und Yuki Tsunoda als Fahrer.
Die Firma sponsert das Red-Bull-Bora-hansgrohe-Radteam und trägt seinem Wahlspruch „F*** the Limits“ auch insofern Rechnung, als Extremsportler und Rekordversuche unterstützt werden. Es sei an Felix Baumgartner erinnert, der 2012 beim Sprung aus über 39 Kilometern Höhe drei Weltrekorde aufstellte: geschätzte Geschwindigkeit von 1342 km/h und der erste Mensch, der im freien Fall die Schallmauer durchbrach.
Der Erfolg geht mit permanenter Medienpräsenz einher
Dann ist da noch das Medienengagement, das Red Bull Media House. Neben Magazinen und Zeitschriften gehören dazu Ton- und Musikstudios in Berlin, Paris und Santa Monica. Jeder öffentlich-rechtliche Sender in Deutschland würde angesichts deren Ausstattung in Ehrfurcht versinken, und nicht wenige Musiker produzieren deshalb bei Red Bull - AWOLNATION, The Aces oder James Vickery gehören dazu.
Und schließlich ist da mit Servus TV noch ein Sport-TV-Sender, der rund um die Uhr Sport zeigt und auch bei YouTube einen Kanal stellt. „Legends ar made not born“ lautet ein weiteres Motto von Red Bull, und das Unternehmenskonzept ist auf jeden Fall gewinnbringend durchdacht. Und dazu muss kaum noch jemand ins Büro kommen.
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